Sonntag, 29. Juni 2014

Evolutionslauf

Der Hella Halbmarathon ist nicht nur der größte Halbmarathon in Hamburg, nein es ist auch der einzige Lauf, den ich in meiner Läuferkarriere bisher immer mitgelaufen bin. So war es trotz nur zwei Wochen seit der Challenge Kraichgau Ehrensache hier mit zulaufen.

Irgendwie ist dieser Lauf sowieso bei mir nie wirklich ein Bestzeitenlauf. Er ist immer direkt nach einem großen Event oder in einer Laufpause von mir. So kommen auch die 2:29:57 von letztem Jahr zustande, als ich heldenhaft zu schnell anging und den Heldentod starb. Ich habe hier auch schon mal eine 2:15:34 und eine 2:15:56 erlaufen. All diese Starts hatten aber eines gemeinsam: Ich bin beim letzten Anstieg gestorben.

Nun also dieses Jahr mal wieder Hella Halb. Eine Besonderheit dieser Veranstaltung: Vorab wird noch geskatet. So sieht man also nicht nur die üblichen Läufer aus Hamburger Gefilden, sondern auch mal Skater.

Und irgendwie schleift sich bei solchen Läufen ja eine gewisse Routine ein und so traf man sich ohne sich viel abgesprochen zu haben wieder direkt unter dem Dach beim Millerntorplatz 1. Aber nicht ohne vorher am Ziel das Auto abgestellt zu haben und nicht ohne vorher das Wasserklo am Ziel zu supporten. Gewisse Regelmäßigkeiten müssen sein.

Der Schlagermove hatte deutliche Spuren hinterlassen. Obwohl die Stadtreinigung viel am fahren war und obwohl es die ganze Nacht geregnet hatte, rochen weite Teile der Reeperbahn wie eine Kloake. Ich möchte nicht wissen, wie es in den Seitenstraßen roch.

Mal ganz ehrlich: Lärm und grauenhafte Musik, alles schön und gut, aber wenn so rücksichtslos ein Stadtteil verklot wird, dann hat so ein Event keine Legitimation. Und wenn man sieht, wie viele Dixies vom Veranstalter an jeder Ecke aufgestellt wurden, dann muss man sich echt fragen, ob Menschen eigentlich Verstand und Sozialfähigkeit haben.

Immerhin waren die Läuferdixies entweder neu oder noch mal gereinigt worden, so dass man ganz in Ruhe noch mal den Klobesuch starten konnte. Ja, das ist sozusagen mein Laufritual. Andere Leute essen Sauerkraut mit Kartoffeln (kein Witz), ich supporte ungefähr jedes Klo.

Die @notaperecorder durfte erstmal feststellen, dass in ihrem Umschlag kein Chip war, aber das wurde von der Organisation gelöst und so konnte sie mit uns (@sielaeuftde, @teubi1910, meine Wenigkeit und zwei ohne soziale Netzwerkung) fröhlich auf die Strecke gehen.

Die Organisation ist gut, wenn auch nicht perfekt. Etwas anderes als Wasser auf der Strecke zu trinken wäre z.B. definitiv ein Verbesserungsvorschlag. Gerade weil Erdinger bei KM 14 einen riesigen Werbestand aufbaut. So kleine Dosen alkfreies Weizen würde ich bei KM 14 schon nehmen.

Aber das Basics wie z.B. Kleiderbeutel und Streckenorga, die passen hier.

Beim Start stellten wir uns relativ weit hinten auf. Wenn Startaufstellungen nach Selbsteinschätzung erfolgen, dann geschehen immer wieder erstaunliche Dinge. Obwohl wir hier von einem Lauf sprechen, der in Nettozeit gelaufen wird, stellen sich Leute zu Zeiten auf, die sie niemals laufen können. Man überholt teilweise noch bei Kilometer 10 Leute, die never ever eine 1:50 laufen wollten oder konnten, sich dort aber hinstellten. Nun gut. Wir stellten uns relativ weit nach hinten, denn niemand von uns hatte hier irgendwelche Ambitionen.

Und so lief man los. Die anderen vier grob zusammen und meine Wenigkeit etwas dahinter. Ich wollte (und konnte) das Tempo zu Beginn nicht mitgehen, denn dafür waren meine Muskeln einfach noch zu fest und zu belastet.

Es regnete zu Beginn doch noch ordentlich, so dass die ersten Kilometer eher ein Schwimmen waren. Aber dann war es so ein bisschen wie eine Evolution, erst im Wasser, dann krabbelte man an den Strand und dann kroch man über das Trockene weiter. Aber erzählen wir es noch etwas genauer: 

Das ganze wurde auch erst bei Kilometer 4 und damit dem zweiten Durchlauf der Reeperbahn besser. Ich begann langsam Leute zu überholen und kam auch in einen Laufrhythmus. Huch, es macht ja richtig Spaß. Mein Tempo irgendwo so bei 6:30 den Kilometer. Soll ich mal forcieren? Ne, lass mal, dein Magen ist dafür zu unsicher und den Heldentod wollte ich hinten raus auch nicht sterben. Lieber locker in einem Tempo laufen.

Zwei Klopausen kosteten etwas Zeit und auch mit meiner Nummer hatte ich etwas Probleme. So verlor ich eine Minute. Aber gut, keine Ambitionen, schnell wieder in den Rhythmus gefunden und während rechts Hafencity und Speicherstadt vorbei zog, überholte ich einen Läufer nach dem anderen. Irgendwann sah ich auch wieder den @teubi1910 vor mir. Huch?! Die sollten eigentlich viel schneller sein.

Und als er dann auch noch sagte, dass die @sielaeuftde nicht weit vor uns sei, da war klar: Die hatte keinen guten Tag. Denn eigentlich ist meine große Schwester doch deutlich schneller als ich.

Bei der Wende bei KM 13,5 (und dem oben beschriebenem Erdinger Werbestand) sah ich, dass sie und @notaperecorder wirklich nur gut 150 Meter vor mir waren. Hmmm. Also doch mal forcieren? Ja, laufen wir mal hin und fragen was so geht. Bisschen Gas gegeben und angekommen. Beiden ging es nicht wirklich gut.

Aber ey, aussteigen ist nicht. Und letztes Jahr hat das Schwesterherz mich begleitet, obwohl sie schneller konnte, also mach ich das dieses Jahr. Schwung raus genommen und von nun an als Wasserträger und Motivator gedient. Bringt nebenbei auch Spaß, so mit fünf Wasserbechern für drei Leute zu laufen und die zu versorgen.

Auch die @notaperecorder hatte ganz schön zu kämpfen, aber zu Dritt fanden wir Unterhaltung und ein gemeinsames Lauftempo. Die Steigungen gingen wir ganz entspannt, die flachen Strecken liefen wir locker und in einem gleichmäßigen Tempo. So kommt man auch an.

Klar, ich hätte vielleicht ein zwei Minuten schneller gekonnt, aber was soll das? Hier war Spaß und hier konnte man gemeinsam eine Leistung erbringen.

Kurz vor dem Ziel roch die @notaperecorder schon das Bier und konnte noch mal zulegen, wir blieben zu zweit und liefen fröhlich ins Ziel. Schmerzen kann man ja vernachlässigen.

Bei 2:24:59 blieb die Uhr für mich stehen. Mit der Zeit kann ich absolut leben. Selbst ohne die geleistete Hilfe wäre ich wahrscheinlich nur zwei oder drei Minuten schneller gewesen.

Wenn man den @teubi1910 dabei hat, dann muss man sich um die persönliche Zielverpflegung keine Sorge machen, so gab es noch lecker Berliner Weiße mit Schuss für uns Helden. Danke dafür.

Und danke an die genannten für einen schönen Lauftag. Es macht doch Spaß mit ganz vielen Bekannten einfach mal so zu laufen ohne irgendwelche Ziele zu haben.

Heute morgen musste ich aber feststellen, dass ich doch eine gewisse Vorbelastung in den Knochen habe. Denn ich fühle mich heute morgen so, als ob ich eine volle Marathonstrecke gelaufen sei.

Aber hey, es geht weiter, immer weiter. Next stop: Hamburg Triathlon. Olympische Distanz. Ich freue mich drauf.


Montag, 16. Juni 2014

Punktlandung / Challenge Kraichgau Rennbericht

Raceday! Nach einer kurzen Nacht mit aber immerhin ganz ordentlichen Schlaf war also der Tag der Tage gekommen.


Wenn man bedenkt, dass mein Trainingsplan am 10.02. begann, dann kann man sich vorstellen, wie lange die Vorbereitung auf diesen einen Tag war.


Guten Morgen Kraichgau. Viel zu früh am Start gewesen, aber so immerhin einen sehr schönen Parkplatz gefunden. Fahne befestigt und langsam immer mehr braun-weiße eingesammelt. Neben uns stand Kim, die nicht nur in ihrem Auto übernachtet hatte (!!!) sondern auch noch später mit Erdbeeren glänzte. Und sich die Zähne vor dem Wettkampf putzte. Immerhin schmeckt man so das Wasser besser.


Ab zur Wechselzone, die etwas verspätet auf machte, aber seien wir ehrlich: Kein Grund zu meckern. Vor mir in der Schlange auch schon Herr Kienle, der anscheinend auch nervös genug ist, um einer der Ersten bei der Wechselzone zu sein.


Das Rad hatte die Nacht perfekt überstanden, meine Standpumpe war sehr beliebt und so war alles vorbereitet. Lustig: Ich fahre ein eher seltenes Rad, aber in der Wechselzone stand genau mein Rad noch mal. Einziger Unterschied: Ein Triathlonaufsatz.


Dixie und dann in den Neo zwängen. Ihr lest richtig: Neo! Angeblich war der See auf 21,7 Grad abgekühlt. Wo die das gemessen haben, weiß ich nicht, aber nun gut, wenn sie meinen. Oder hat jemand in der Nacht doch die Laster mit Eiswürfeln gesehen, die in den See gekippt wurden?


Wundert euch also nicht, wenn viele Leute tolle Schwimmzeiten hingelegt haben. Bessere Bedingungen findet man wahrscheinlich nicht mehr.


Noch kurz ein Gruppenfoto und dann ging es auch schon in den Schwimmbereich. Kurzes Einschwimmen und dann hört man schon Herzschlag aus den Boxen und dann Hells Bells und dann einen ohrenbetäubenden Schuss. Beim Einschwimmen hatte ich noch eine Hand voll auf die Brille bekommen (es wurde sich sofort entschuldigt, mein "ist doch einschwimmen unter Rennbedingungen" wurde mit einem lachen quittiert), so dass ich die noch mal richten musste und dann ging es los.

Ich hatte nebenbei die Gruppe erwischt in der auch alle (!!) startenden Frauen auf die Reise geschickt wurden. Und nein, ich war nicht der einzige Mann, die Damen aber wirklich in der Überzahl in meiner Gruppe. 


Fassen wir es kurz zusammen: Ich plätscherte relativ schnell alleine so vor mich hin, lies die schnellen Schwimmer (sprich alle anderen) schnelle Schwimmer sein und machte mein Tempo. Das lief für 25 Minuten auch richtig gut. Danach kam die nächste Startwelle und das war doch etwas haarig. Ich wollte ja alle vorbei lassen, aber so weit außen kann man gar nicht schwimmen, dass man doch nicht irgendwem im Weg ist. Aber alle sehr fair, sehr vorsichtig, sehr gut beim Überholen. So vielleicht mal eine Hand irgendwo ans Bein bekommen, eine auch an den Fuß, was doof war, weil ich dadurch ein bisschen krampfte, aber das war alles super fair.

Ich verlor trotzdem ein paar Meter und Minuten, aber es war alles im Plan.


Wenn man so langsam ist und eine Supportcrew nervös auf einen wartet, dann wird irgendwann auch der Moderator darauf aufmerksam und so wurde ich dann an Land auch noch von allen Zuschauern (und das sind einige) bejubelt. Aber hey: Biete ihnen eine Show, wenn du schon auf der großen Bühne stehst. Das ich beim Laufen aus dem Wasser einen Krampf bekam, war da zwar nicht geplant, aber der war auch ganz schnell wieder weg und dann konnte man ins Publikum lächeln und winken.


Schwimmen in 58:27 erledigt. Nicht ganz im Plan, aber doch gut in der Zeit. Hier und da noch ein bisschen gerader schwimmen, dann schaffe ich auch meine 57 Minuten und irgendwann auch noch schneller.


Der erste Wechsel ging gut und schnell von der Hand, ganz viele tolle Helfer waren auch hier zur Stelle und inklusive kleinen Dixielandausflug war ich nach 5:28 ein Radfahrer.


Der Plan war nun die ersten 12 flachen Kilometer locker zu rollen, dabei um die 30 km/h zu fahren und die Muskeln für die Tortur danach aufzuwärmen. Hätte auch alles toll geklappt, wenn nicht zwei Faktoren gewesen wären.


  1. es war derbe windig. Das ist für den Norddeutschen nun nicht ganz so schlimm, aber trotzdem kraftraubend.
  2. Irgendwie lief mein Rad so gar nicht.


Und dieser Punkt 2 war für das gesamte folgende Rennen ein Problem. Ich trat viel zu doll und kam nicht vom Fleck. Anstatt der gewünschten 30 km/h war ich plötzlich flach mit 22 km/h unterwegs. Erster Gedanke: Wind. Aber nein, ich war vor ein paar Tagen bei viel stärkerem Wind lockere 28 km/h gegen den Wind gefahren. Zweiter Gedanke: Platter Reifen. Ne, sah alles gut aus. Die erste klitzekleine Welle reduzierte mich auf 14 km/h und ich trat voll in die Pedale. Es konnte also nix stimmen. Und viel zu lange grübelte ich im fahren darüber, was dies nun hätte sein können, anstatt gleich kurz anzuhalten.


Dann hielt ich an und stellte fest, dass die vordere Bremse am Reifen klebte. Klar, dass man dann nicht voran kommt. Also Werkzeug raus, kurz das Vieh feststellen und weg vom Reifen und weiter geht es.


Aber da hatte ich schon viel Kraft und auch einfach Nerven gelassen. Man nimmt sich was vor, es klappt gar nicht und man verkrampft einfach. Und erst kurz vor dem ersten echten Berg sieht man das Problem.


Nun denn, immer weiter. Ersten Berg hinauf. Und wenn ein Problem gelöst ist, dann kommt sofort ein neues. Kopfweh. Und zwar ziemlich doll. Und als die weg waren, meckerte mein Rücken. So konnte ich nicht mehr runter, was bei Gegenwind auch Zeit und Kraft kostet.


Ab diesem Zeitpunkt (ungefähr km 20 der Radstrecke) war ich mir eigentlich sicher: Das Ding fahre ich heute nicht zu Ende. Und meinen Plan kann ich mir sonst wo hin stecken. Aber erstmal weiter, immer weiter.


Kommen wir zum Drumherum: Aufgrund unserer doch auffälligen Wettkampfkleidung ganz viele Anfeuerungen. Von „Komm Pauli“ über „Auf geht’s St. Pauli, ich bin nebenbei Schalkefan“ war alles dabei. Aber das sich der Aufwand von Stefan und Andi gelohnt hat, weiß man, wenn ein kleiner Junge zu seiner Mutter sagt „Mama so ein Shirt will ich auch“. Ich hoffe nur, dass sie jetzt nicht im offiziellen Shop danach sucht.


Irgendwann flog Eno an mir vorbei und brüllte nur ein „Nobs du geile Sau“ und klatschte mir auf den Hintern. Die Leute neben uns haben schon komisch geguckt. Aber so etwas motiviert.


Das Publikum auf der Radstrecke war der Wahnsinn. In jedem Dorf Menschen, an den Hotspots richtig viele Leute und bei der 13 % Steigung in einem Dorf ein richtiger Mob. Während die mich in jedem Training getötet hatte, war die diesmal ganz leicht, wurde man doch vom Publikum da hoch getragen.


KM 60 stand dann die Supportcrew und es folgten noch 30 km Qual. Die Energie war alle, mein Rücken nervte und es standen noch drei Berge vor einem. Kurze Pause, kurz mal den Rücken gestreckt und gedehnt und plötzlich war die Energie wieder da. Vor der Pause tat jede Pedalumdrehung im Rücken weh, jetzt ging es wieder und so konnte ich den Berg nach Tiefental, den Berg hinter Tiefental und den Schindelberg gut erklimmen. Letzteren flog ich förmlich hoch. So schnell war ich da bisher nie.Irgendwie war da auch langsam eine "Fuck it" Stimmung in mir. Einfach reinhauen und gucken was geht.


Danach galt es wieder Gas zu geben. Ich holte das Letzte aus mir heraus. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ehrlich gesagt nicht vor den Halbmarathon wirklich noch zu bestreiten.


Durch mein Malheur zu Beginn habe ich auf der ganzen Radstrecke nebenbei nur zwei Leute überholt. Beide aus meiner Startgruppe und beide sind noch weit nach mir ins Ziel gekommen. Darunter einer der drei Vertreter der Altersgruppe Männer über 70. Chapeau. Wer mit über 70 Jahren noch so ein Brett abliefert, der ist mein Held. Egal wann er ins Ziel kommt.


Meine Radeinlage endete nach 3:58:37. Das war schneller geplant, aber egal.


Wechsel auf die Laufschuhe, schnell vollzogen, wieder Dixieland und rauf auf die Laufstrecke. Wechsel in 4:10


Ich war von einem absolut harten 8 Stunden Limit ausgegangen, so dass ich ab hier nur noch rechnete, wie viel Zeit ich habe um dies zu unterbieten. Gut 3 Stunden? Locker! Dachte ich. So begann ich wie ich es gelernt hatte. Einfach locker laufen. 7:17 für den ersten Kilometer. Locker laufen. Es ging nicht mehr. Der Akku war leer. Ich konnte einfach nicht mehr.


Muskeln fühlten sich gut an, Bauch war ein bisschen am Grummeln, aber nicht schlimm, aber es ging nicht mehr. Gehpause. Gel rein, Wasser, Cola (war nebenbei ein Spezi eines örtlichen Anbieters). Mal wieder ein bisschen laufen, gehen laufen, gehen...


Irgendwie war mir klar: Das packst du heute nicht. Immerhin ein so ein Haarband wollte ich noch haben. Das ist so Triathlon, dass man mit bunten Haarbändern markiert, wieviele Runden die Athleten hinter sich haben.


Nach 52:15 waren die ersten 7 km geschafft. So noch zwei Runden weiter machen, dann wird das was, Norbert. Aber nach 500 Metern der zweiten Runde war klar. So ging es nicht weiter. Hey, ich habe ein blaues Haarband. Es war ein toller Tag. Geh einfach weiter, wenn es nicht klappt, kannst du dir keinen Vorwurf machen.


Erst 3 km später und einer kleinen Klopause war ich wieder in der Lage zu laufen. Außer den Passagen bergauf. Und die hat man auf dieser Strecke häufig genug. 120 Höhenmeter? Gefühlt auf jeder Runde! Das Gute an solchen Runden: Man kommt häufig an Publikum vorbei und viele merken sich das Gesicht (und die auffällige Kleidung) und feuern ein an. Als ich in Runde 2 eigentlich mit dem Wettkampf abgeschlossen hatte und nur noch zur Supportercrew wollte, kamen zwei Trommlern, feuerten mich an und liefen trommelnd ein kleines Stück mit mir.


Für 7 km 1:01:10 zu brauchen ist nicht gerade schnell, aber egal. Gelbes Haarband und noch eine Runde. Nun begann das rechnen. Laufen, gehen, laufen, gehen. Bloss keine Zeit verschenken. Ich rechnete, dass ich ca. 8:30 pro KM brauchen dürfte um pünktlich ins Ziel zu kommen.


Kleiner Hacken: Ich musste zu Beginn meines Wettkampfs meine Uhr kurz stoppen, so dass ich nicht wusste, wieviel Zeit zwischen offizieller Wettkampfzeit und meiner Uhr lag. Ich schätzte so ca. 15 Sekunden (letztendlich waren es 5) aber sicher war ich mir nicht.


Rechnen. Ersten km in 7:40. Super. Minute gewonnen. Dann aber auch wieder 10 Minuten Kilometer. An der Supportcrew vorbei. „Du hast noch 35 Minuten“. Ja und ich hatte auch noch 4,5 Kilometer. Laufen, gehen, rechnen. Jetzt wurde es einsam auf der Strecke. Ein schnellerer Läufer überholt mich. Bekommt Krämpfe. Muss gehen. Läuft wieder an. Krämpfe. Ich denke „Warum gehst du nicht einfach ins Ziel?“. Ich laufgehe weiter. Körper ist leer. Pinkeln muss ich auch. Jetzt nicht! Keine Sekunde verschenken. Lauf bis da vorne bis zum Baum, dann bis da zur Abbiegung. Nun weiter bis zum Getränkestand. Mist geht nicht mehr. Mal gehen. Komm, wieder laufen. Aber hey, wenn du es jetzt nicht schaffst, dann lieferst du dem Scheiß wenigstens eine gute Show. Letzter Getränkestand. Von hier noch gut 500 Meter ins Ziel. Du hast noch 3 Minuten. Lauf! Die 5000. Luft bekommen und ins Ziel gestolpert Uhr zeigt 7:59:00. Fahne? Nein, ich will nur noch ins Ziel laufen. Zielkanal gar nicht wahr genommen.


Ziel. 7:59:29. Ich bin da. Im Limit. Freundeschrei. Leute gucken mich an. Ich habe gerade eben meine erste Halbdistanz gefinished. Im Limit. Auf dieser Strecke. Ja, das können Leute auch doppelt so schnell. Egal. Ich bin da. Im Limit. Ich habe es geschafft. Und da ich als Wunschzeit 7:59:59 auf die Tafel geschrieben habe auch mit einer Punktlandung. Im Limit. Ich bin Halbdistanz Finisher. Im Limit.


Erneut muss man alle Zuschauer und alle außer einem Teilnehmer loben. Auf der teilweise engen Laufstrecke wurde fair gelaufen, kein Gemeckere wenn man da sich langsam schleppte und das obwohl irgendwann auch die Starter über die olympische Distanz mit auf der Strecke waren. Ausnahme: Ein Trottel, der mir an einer sehr breiten Stelle den in die Hüfte gestützten Arm wegschlug. Das geht mal gar nicht klar. Und hätte ich noch irgendwo Kraft gehabt, dann hätte ich den auch beschimpft. Und das war ein olympischer Distanz Starter.


In den Pool Gruppenkuscheln mit anderen braun-weißen Teilnehmern. Erholung. Tolle Zielverpflegung. Was ich sehr cool fand: Alles regionale Produkte. Regionales Bier, regionale Softdrinks. Auf der Laufstrecke selbst Cola-Mix (Spezi würde man sagen) eines regionalen Anbieters. Nun vielleicht nicht ganz optimal für empfindliche Sportlermagen, aber ich finde das prinzipiell ganz toll. Das bitte nach Labelwechsel beibehalten. Und wirklich jedes Getränk was das Herz begehrt in der Auslaufzone.


Sowieso eine Toporganisation mit Tophelfern. Alle freundlich, informiert, hilfsbereit und auch nach 8 Stunden noch motiviert. Da können sich viele Marathone, wo die Stände nach 4:30 entweder leer sind oder schon am abbauen sind sehr viel lernen.


Und deswegen mal ganz deutlich: 200 Euro für einen Startplatz erscheinen viel, aber wenn ich die Strecke, diesen Helferaufwand und diese Herzlichkeit dafür kaufe, dann ist das kein Euro zu wenig. Der Vergleich zu einem Berlinmarathon zu 100 Euro, wo die Organisation Millionen mal schlechter ist, zeigt, dass hier der Preis in Ordnung ist.


Die haben auch genug Medaillen und Finishershirts und alles vorrätig. Im Gegensatz zu Berlin.


Auf dem Weg zum Radcheckout noch Herrn Kienle zu seinem Sieg gratuliert, der beinah schüchtern sich bedankt. Auch das ist Triathlon. Da läuft einem nach dem Rennen der Sieger und amtierende Weltmeister auf dieser Strecke über den Weg und guckt schüchtern, wenn man ihm gratuliert.


Der ganze weitere Ablauf war schnell und gut organisiert. Rad gefunden, Rad geküsst, Rad wieder in den Besitz genommen. Wenn man dann aber hört, dass wirklich irgendwelche Ärsche Radcomputer in der Wechselzone geklaut haben, dann kann man nur hoffen, dass denen der Arsch abfaulet. Das geht aber nun so gar nicht klar.


Der Rest des Tages bestand nur noch aus Kalorien aufnehmen und vor sich hin faulen.


Danke an die beste Triathlonabteilung, egal ob diesmal Teilnehmer oder Supportcrew. Ihr seid toll <3. Danke an das Kraichgau für einen unvergesslichen Tag.


Es war ein tolles Rennen.


Mal sehen, ob ich dieses Jahr überhaupt noch irgendwas großes (Marathon etc.) mache. Hella Halb und Hamburg Triathlon Olympisch nehm ich noch mit, aber ob dann noch was kommt? Lassen wir uns überraschen.


Nächstes Jahr geht es allemal wieder auf die Halbdistanz. Und dann vielleicht mal irgendwas flaches windiges? Challenge Amsterdam Almere zum Beispiel? Würde schon reizen. Und irgendwann der IM 70.3 Lake Tahoe. Aber bis dahin muss ich noch besser Berge klettern können.

Der @lauftagebuch hatte eine richtig derbe Radpanne. Kopf hoch und das nächste mal. 

Thorsten dankt all den unermütlichen Kindern. Und deswegen habe ich das nicht ausführlich geschrieben, aber die Schwammreicher auf der Laufstrecke waren der HAMMER! (Sowieso hat Thorsten mal wieder meinen größten Respekt #ausgründen)

wird ergänzt.

Samstag, 14. Juni 2014

Countdown Kraichgau MORGEN

Ja nun so langsam beginnt die Panik.

Kommen wir erstmal zum heutigen Tag. Eine Besichtigung beider Wechselzonen und eines kleinen Teils der Radstrecke eröffneten den Tag.

Der See ist pisswarm und dementsprechend wird es zu 99 % ein Neoverbot morgen geben. Wer die Regeln im Triathlon nicht kennt: Ab einer gewissen Wassertemperatur darf man nicht mehr mit einem Neoprenanzug schwimmen. Das ist für schlechte Schwimmer erstmal nicht so toll, weil der Auftrieb und damit bessere Schwimmlage gibt. Mich als Brustschwimmer interessiert das eher nur bedingt, weil ich nicht so den Auftrieb brauche.

Die Radstrecke ist immer noch unfassbar wellig und schwierg, aber das haben wir uns alle so ausgesucht. Die ganz kurze Radtestrunde ergab aber, dass das Bergfahren doch deutlich besser ging nach meinem Harz-Trainingslager.

Pastaparty war okay, die Nudeln lecker, die Maultaschen wirklich klasse. 8 Euro dafür ist kein Schnäppchen, aber okay. Immerhin war es auch "All you can eat". Was bei den meistens sehr verhungerten Triathleten nicht sehr viel ist.

Kommen wir zu dem Plan für morgen. Mein perfektes Rennen wäre folgendes:

Schwimmen:  55 Minuten wäre ein Traum. Da ich aber relativ konstant irgendwas bei 15 Minuten für 500 Meter schwimme, sind wohl irgendwas zwischen 57 und 58 Minuten realistisch. Fakt ist: Ich muss unter 1:05 bleiben, sonst endet die Party bereits hier. Kann natürlich passieren und das ist natürlich die Wackel- und Aufregungsdisziplin, aber nur Risk no fun. Ich bin und bleibe ein elendig schlechter Schwimmer, aber immerhin relativ konstant. Daher sagen wir mal: 57 Minuten!

Wechsel Nr. 1: Ohne Neoausziehen sollte das in 5 Minuten zu machen sein. Die Wege in der Wechselzone sind kurz und das Anziehen alles geübt, ich denke hier bleibe ich unter 5 Minuten.

Dann das Rad. Traum wäre hier 3:30, dies würde einen km Schnitt von 25,71 bedeuten. Realistischer ist angesichts der Schwere der Strecke, dass ich irgendwas um 24 km/h schaffe und damit eine 3:45. Buchen wir hier also mal eine 3:45.

Der letzte Wechsel sollte in 4 Minuten zu machen sein.

Laufen. Jetzt wird es viel auf die Kraft ankommen und hier rechne ich mal konservativ. Der Traum wäre eine 2:20 (6:38er Pace), aber realistischer ist eine 2:30 (7:07 Pace).

Daher folgender Traum:

Schwimmen 55
Wechsel 5
Radeln 3:30
Wechsel 4
Laufen 2:20
Insgesamt 6:54

Realistischer Marschplan:

Schwimmen 57
Wechsel 5
Radeln 3:45
Wechsel 4
Laufen 2:30

Insgesamt 7:21

Wir werden es sehen. Nach 8 Stunden muss ich da sein, egal was passiert. Drückt mir die Daumen.


Freitag, 13. Juni 2014

Countdown zum Kraichgau nur noch 2

Viel schlafen sollte man vor so einem Wettkampf. Das hat schon mal gut geklappt.

Der Plan für heute: Erledigen der Formalien und ein lockerer 7 km Lauf am Besten in der Mittagshitze. Aber erstmal die Formalien erledigen.

Das ganze findet in und an der Ohrenberghalle statt. Der Name ist schön, oder? Da kann man auch gleich den Zieleinlauf bewundern:

Die haben also schon mal den roten Teppich für uns ausgerollt. Da werde ich dann Sonntag hoch fliegen. Denn die Schweine wissen ja, was sich für ein Rennen, welches sich selbst "Land der 1000 Hügel" nennt gehört: Der Zielbereich ist natürlich auch auf einem Berg.

Startnummer abholen war vollkommen unproblematisch. Helferin freundlich und schnell. Als Goodie gibt es ein Startnummernband, ein Rucksack (immer noch mein persönliches Lieblingsgoodie) und einen Rasierer (!!!).

Was ein bisschen lustig ist: Das Rennen selber wird ja noch unter dem Challenge Label ausgetragen, hat aber ja bereits das Label für nächstes Jahr zu Ironman gewechselt. Lassen wir die Ironman vs. Challenge Diskussion mal außen vor, aber wenn du deinen Challenge Kraichgau Rucksack im Ironman Merch Zelt abholen musst, dann ist das schon etwas komisch. Und beinah schon Fehldrucke der Marke Blaue Mauritius sind die Rucksäcke:

Man achte auf den Reißverschluss und das dort abgebildete Label.

Nun gut. Sei es wie es sei. Beim abholen des geschenkten Startnummernbandes sollte man noch auf einer großen Wand unterschreiben. Die Verkäuferin sagte "Mit Nummer und Wunschzielzeit am besten". Gesagt, getan:

Okay, habt ja Recht, das kann man nicht lesen:
Und meine Unterschrift kann man zum Glück nicht lesen ;-)

Nachdem die kleine und feine Messe auch noch durchwandert war, galt es noch den 7 km Lauf abzureissen. Kein Bock das auf der Originalstrecke zu tun, so dass ich mir lieber bei meinem Hotel eine kleine feine Runde suchte.

 28 Grad zeigte die örtliche Sparkasse als Temperatur beim Start an, so dass der Plan mit "in der Hitze laufen" gut aufging.

Trotz einiger heftiger Bergaufpassagen das ganze in einem guten 6:59 Schnitt. Und dies nun ohne irgendwie forciert zu haben. Aber am Sonntag könnte es bitte ein klein bisschen kühler sein. In der Sonne war das schon sehr heiß. Aber gut, wenn es anders nicht geht, dann eben so.

Wir lesen uns morgen. Dann mit dem ultimativen Schlachtplan.

PS: Ein Goodie noch zum Schluss. Der Feuermelder in meinem Hotel:







Donnerstag, 12. Juni 2014

Countdown zum Kraichgau nur noch 3

Kennt ihr das mit der Nervösität?

Habt ihr schon mal einen Ausdauersportler so einen Tag vor dem Wettkampf getroffen und ihn gefragt, ob er fit ist? Die Antwort wird in den seltensten Fällen ein "JA!" sein. Häufig ein "Ja, schon, aber..." oder ein "Nein...". Diese Anzeichen von Nervösität zeigt wahrscheinlich jeder Hobbysportler.

Meine geliebte Schwester hat grundsätzlich ein paar Tage vor dem Wettkampf Halsschmerzen. Und das mit dem ständig zum Klo rennen können wir beide sehr gut.

Schlafen am Tag vor dem Wettkampf? Wo denkt ihr hin? Immer sehr unruhig.

Und so kämpfe ich mich auch gerade durch Erkältungsanzeichen, Träumen von Wechselzonen und denke am Ende wird hoffentlich alles gut ausgehen.

Immerhin habe ich den perfekten Aerolenker für mich gefunden:

(Bild steht unter Copyright)

Mittwoch, 11. Juni 2014

Countdown noch 4

Ja, gestern hab ich nix geschrieben. Countdown gestartet, Countdown verkackt. Super.

Nun ja. Vier Tage vorher bin ich gerade am packen. Ich nehme also ab jetzt Tipps an, was ich diesmal vergesse. Normalerweise ist es immer das Startnummernband, aber diesmal liegen da schon zwei.

Packlisten sind das A und O des Triathleten, denn anders als bei einem Marathon nimmt man grob einen ganzen Haushalt mit. Und selbst mit Listen, abkreuzen und allem anderen: Man vergisst immer was.

Meiner Einer ist ja auch gar nicht, nein gar nicht abergläubisch. Ein Aberglaube ist z.B., dass ich immer dann am Besten bin, wenn ich irgendwas neu gekauftes mit habe. Wird auch diesmal vielleicht passieren, mal gucken, was die Messe so bereit hält.

Vier Tage vor dem Wettkampf guckt man auch ständig auf den Wetterbericht. Und beim Triathlon auf die Wassertemperatur. 23,9 Grad waren es heute morgen. Da geistert ja schon das Wort "Neoverbot" durch das Internet. Warten wir ab. Schneller oder langsamer macht es mich nicht.

Der Wetterbericht an sich klingt hingegen bisher ganz okay. 25 Grad wäre mir eventuell schon ein bisschen zu warm, aber warten wir es ab. So richtig Schatten gibt es auf der Laufstrecke wohl nicht.

So und nun packe ich weiter.

Montag, 9. Juni 2014

Countdown zum Kraichgau. Noch 6

Ich bin langsam. Normalerweise immer in den hinteren 20 % des Feldes zu finden. Siegambitionen haben da andere.

Habe ich schon mal erzählt, wie ich im Ausdauersport gekommen bin? Auf Umwegen, wenn ich das mal so sagen darf. In meiner Jugend habe ich eher erfolglos Basketball gespielt. Bis mein Knie nicht mehr mochte. Welches aufgrund einer Behinderung (Details schenke ich mir) doch ein bisschen instabil und pflegebedürftig ist. Sowieso führt das nicht zu dem perfekten Körper für Sport. Füsse sind so ein bisschen unbeweglich und auch Koordination bzw. komplexere Bewegungsabläufe (Kraueln) sind nicht wirklich meines.

Die damaligen Besuche bei Ärzten waren eigentlich immer von zwei Aussagen geprägt: "nehmen sie ab" "belasten sie bloss das Knie nicht".

Nun ja, so kam ich irgendwann zum Radfahren und fuhr als Student eigentlich ständig Rennrad. Mein erster (und bis heute existenter) Renner war ein Alurad von Karstadt. 3000 Km pro Jahr waren eigentlich ganz normal.

Und dann kam mein Unfall. Bis heute eigentlich unglaublich und absurd. 90 Grad Kurve, rumgerollt, geträumt und einen Köpfer durch eine Rückscheibe eines Autos gemacht. Da stand doch sonst nie eines. Diesmal aber schon.

Um mal deutlich zu machen, wie wenig Schwung ich drauf hatte: Der Vorderreifen blieb aufgepumpt und ich bin noch aus den Klickpedalen raus und stand hinter dem Fahrzeug, welches ich eben gerammt hatte.

Trotzdem blutete ich wie Sau und durfte großflächig genäht werden. Folge: Feierabend mit Radfahren. Hinzu kam auch, dass ich kurze Zeit später ins Arbeitsleben abdriftete. So trieb ich mich jahrelang in Fitnessstudios und anderen freudlosen Orten rum. Um dann irgendwann an dem einen Knie operiert werden zu müssen. Die Kniescheiben laufen bei mir nämlich beide nicht in den vorgesehenen Bahnen und die Korrektur ist aufwendig. Dazu sägt man nämlich das Schienbein an. Folge: 9 Wochen Krücken und Bein gestreckt halten. Und langeweile und Essen. Ich war endlich aus der Form und ungefähr 30 kg über meinem heutigen Kampfgewicht.

An Sport war nicht mehr zu denken. Irgendwann wurde durch eine Diät wieder das Kampfgewicht erreicht und ich konnte langsam wieder an Sport denken.

Dann fuhr ich 2010 ins Trainingslager des FCSP und weil meine beiden Mitfahrer Langschläfer waren, ging ich morgens immer brav laufen. In alten Hallenschuhen. Begann nach dem üblichen Prinzip: 400 Meter laufen, 200 Meter keuchen und wiederholen. Wurde immer besser bis meine Ferse beschloss, dass alte Hallenschuhe nicht wirklich der Hit sind.

Trainingslager vorbei, aber die Sucht war geboren. Laufschuhe gekauft und immer wieder ohne Ziel gelaufen, gelaufen und gelaufen. Und da meine Schwester Marathon läuft, guckte ich natürlich neidisch.

Aber das Knie? Laufen? Jeder Arzt riet ab. Aber komischerweise ist das Knie seitdem still und viel besser als ohne Sport. Aber solche Geschichten hört man ständig, wenn man sich unter Läufern unterhält.

Als ich begann, war mein Ziel irgendwann mal 7,4 km laufen zu können. Für Nicht-Hamburger: Das ist einmal um die Außenalster. Tja, 9 Monate später stand ich an der Startlinie des Hamburg Marathons. Und machte die berühmten Anfängerfehler in der Ernährung, so dass ich den zweiten Halbmarathon als Dixie-Lauf machte. Egal, gefinished und stolz wie Oskar. 9 Marathons sind es bisher geworden.

Und nun also Triathlon. Letztes Jahr zwei Sprintdistanzen gemacht. Ohne wirkliches Rad- und Schwimmtraining. Aber Spaß hat es gemacht. Und endlich wieder sich aufs Fahrrad getraut. Und sofort wieder verliebt. Radfahren ist einfach toll. Laufen ist halt nicht so gleitend wie Radfahren.

Und wenn man sich 3 Jahre immer im Winter auf einen Frühjahrsmarathon vorbereitet hat, dann brauch mal eine Abwechselung und so beschloss ich dieses Jahr Frühjahrsmarathon Frühjahrmarathon sein zu lassen und mal was anderes zu trainieren.

Wichtig ist beim Ausdauersport immer der Spaß. Wenn ich mich in einem Hobby (und nichts anderes ist das für die meisten) irgendwie quäle oder jedes Mal den Schweinehund töten muss, dann mache ich was falsch.

Der große Gag: Ich habe noch nie so viel trainiert wie in diesem Frühjahr. Und hatte noch nie so wenig Schweinehund. Rad fahren war selbst bei kaltem und nassen Wetter ein Genuß und selbst das Schwimmen ging flüssig von der Hand.

Insofern ist nicht wichtig, was bei der Challenge raus kommt. Denn sie ist nur das Ende eines Trainingszyklus, der richtig Spaß gemacht hat. Und so werde ich auch in 6 Tagen in das Rennen starten: Mit einem lächeln auf dem Gesicht. Und falls ich mit 7:59:59 Letzter werde, wird mein Lächeln zwischendurch vielleicht etwas angestrengt sein, denn eine Grenzerfahrung bleibt es. Aber es wird da sein.

Ich nehme im Ziel dann gerne Bier entgegen.

Bis in 6 Tagen. 

Dienstag, 3. Juni 2014

Ingolstadt - Werden wir olympisch

 Man hat ja als Ausdauersportler ab und zumal so Schnapsideen. Und meine Wenigkeit, der seit 4 Jahren die Marathone dieser Welt unsicher macht, beschloss also dieses Jahr die Triathlonwelt unsicher zu machen.

Ich bin nicht der schnellste (eher der langsamste), aber ich sage mir immer: Wenn ein Veranstalter einen Zielschluss definiert, dann muss er auch damit rechnen, dass diesen jemand ausnutzt. Und so wurde die Idee geboren dieses Jahr eine Halbdistanz anzugehen. Und irgendwie klickte der Finger so durch die angebotenen Halbdistanzen dieser Welt und blieb bei Kraichgau hängen. Und hängen und dann sagte der Bauch: Ja, das ist es. 1000 Höhenmeter beim Rad? So what! 250 beim laufen? So what! Und einfach kann ja jeder.

Damit war der Plan für 2014 klar umrissen: Challenge Kraichgau. Irgendwie ins Ziel kommen. Gerne auch mit 7:59:59 und auf allen vieren krabbelnd. (Zielschluss ist 8:00:00).

Aber selbst für so ein Ziel muss man trainieren. Hart und viel. Und das mache ich auch brav seit Februar. Und vorher sollte man vielleicht mal einen Testwettkampf absolvieren. Gerade weil 1,9 Kilometer Freiwasserschwimmen nicht gerade das sind, was ich jeden Abend nach der Arbeit mache. Man kann auch sagen: Ich bin der schlechteste Schwimmer der Triathlonwelt. Ich brauch für 500 Meter immer 15 Minuten. Der Gag dabei: Das gilt auch, wenn ich vorher schon 1,5 km geschwommen bin.

Da bietet sich als Testwettkampf natürlich eine olympische Distanz an. 1,5 KM? Da schafft man auch die 400 mehr.

Und da der Gerhard Budy eine gewisse Affinität zu unserer Abteilung hat und wir ganz liebe Mitglieder im Süden der Republik haben, war relativ schnell klar, dass die Probe in Ingolstadt stattfinden soll.


Elmos Reisebüro hatte ganz schnell Hotelzimmer und alles gebucht und so war eigentlich alles super klar. Dann verging Zeit, das uns übliche Chaos regierte und am Ende hatte niemand mehr auf der Pfanne, dass wir mit Abendessen am Samstag gebucht hatten. Oder so ähnlich. :-)

Aber das gebuchte Hotel war schon mal klasse. Man musste zwar irgendwie zwingend durch eine Baustelle fahren, die für den Verkehr gesperrt war, aber sonst gab es eigentlich nix zu meckern. Billig, bequem, schöne Zimmer und Regenwasserdusche.

Und das Essen am Samstag Abend war der Hit. Wir besitzen nun Menschen, die vegan leben und gerade in Bayern hätte ich gedacht, dass dies zu einer Überforderung führt. Aber im Gegenteil. Selbst ein hammer leckeres veganes Tiramisu wurde für uns gezaubert.

Nebenbei Danke an die doch tollste Triathlonabteilung der Welt. Tolle Orga, alles liebe Menschen und der Spirit. Ich kann euch sagen. <3 Leider fielen noch ein zwei Mitglieder der Krankheit zum Opfer, aber ich hoffe, dass die schon wieder gesund und munter sind und 2015 dann mit kommen.

Kommen wir aber zum Wettkampf: Startnummern holen? Unproblematisch! Messe? Klein aber fein! Inklusive der Chance noch einen neuen Neo zu kaufen :D. Und ein Rennradtrikot als Goodie finde ich mal einen ziemlichen Hammer. Nur gelb-schwarz? Äh ;-)

Check In der Räder bereits am Samstag ohne großen Stress möglich, Helfer und Kampfrichter dabei sehr freundlich und hilfsbereit. Insgesamt haben Gerhard und Konsorten da eine sehr feine Veranstaltung hingestellt. Kleine Kritikpunkte gibt es, wie z.B. kein auffindbares Dixie in der Wechselzone und überhaupt etwas wenig Dixies am Start, aber da bin ich auch oberkritisch.

Nebenbei Radcheck-In:



Radstrecke (20 Km) im Rahmen einer Staffel mit diesem Hobel nebenbei in 46 Minuten gedrückt. Respekt.


An den Beginn einer Veranstaltung legte der Triathlongott die Wettkampfbesprechung, die auch hier nicht wirkliche Neuigkeiten beinhaltete, außer der Frage "Wo soll man eigentlich lang schwimmen?" Das war schon ein kleiner Irrgartenkurs, aber die Erklärung war gut und so konnte man das gut erschwimmen. Und dann kam das Grußwort des Ingolstädter Bürgermeisters. Der folgendes (sinngemäß) sagte:

"Ja, ich hoffe, dass Sie ihre Ziele erreichen und vielleicht werden ja auch die geheimsten Wünsche wahr."

Äääähhh Bilder, Bilder, die ich nicht haben will.

Rein in den See. Und es war um es mal ehrlich zu sagen Arschkalt. Und nicht mal Astra. Die ersten Züge fallen dementsprechend hektisch und kurz aus. Man muss dann ein Mantra sprechen. So in folgender Art:

"Du kannst das, du bist ganz ruhig, ruhige lange Züge"

Und plötzlich flutscht das. Es geht voran, zwar langsam, aber es geht voran. Und hey! Da ist einer langsamer als du. Also überholt und immer weiter. Immer locker weiter. Irgendwann kommen die schnellen der nächsten Startgruppe. Also noch einmal durchatmen, Mantra sprechen, vorbei lassen. Läuft alles easy.

Nur einmal hab ich mich verfahren. Ganz links zu schwimmen, wenn man am Ende rechts abbiegen muss, ist irgendwie doof. Insbesondere wenn die schnellen Mitteldistanzler kommen, die noch weiter nach links wollen. Aber da war eine Lücke im Feld, kurz durchgestossen und weiter.

Außer einem klitzekleinen Krämpfchen was auch sofort wieder weg war (war das überhaupt einer? Wahrscheinlich mehr Kopf als alles andere) flutschte ich mit für mich perfekten 43:32 aus dem Wasser in die WZ 1.

Da war ich ehrlich gesagt zu langsam. Bis ich das alles angezogen hatte, was ich aufs Rad mitnehmen wollte, vergingen 7 Minuten. Okay. Im echten Wettkampf würde man sich eventuell keine Ärmlinge überziehen und lieber auf dem Rad zu Beginn etwas frieren. Aber hier galt das nicht. Und Stylepunkteabzug gibt es natürlich ganz viele für falsch herum angezogene Ärmlinge.

Die Radstrecke begann mit einem engen Stück. Es war Überholverbot angesagt. Dran gehalten hat sich...

NIEMAND. (jetzt behaupten Blogger von sich ja was anderes, aber das kann ja jeder behaupten)

Und da muss man auch mal Kritik äußern. Da kann dann auch mal jemand stehen und die zur Sau machen. Denn die Strecke war noch mit Hütchen unterteilt, weil Gegenverkehr möglich war und das wurde teilweise schon sehr eng. Ne Leute, da kann man auch als Mitteldistanzler mal einen Gang rausnehmen und nicht wie ein Irrer an den Leuten vorbei ballern, die gerade noch ihre Klickpedale suchen.

Danach ging es auf eine schöne, relativ flache Radstrecke. Also: Kette rechts und gib ihm. Der Plan bei 40 km Rad ist natürlich: Anschlag fahren und auf der Laufstrecke hoffen.

Das ganze als Wendepunktstrecke ohne Wendepunkt. Sondern einfach nur mit einer Kleinen Runde um zwei Dörfer und dann ging es wieder zurück. Da auch die beiden schwierigen Anstiege, die ich aber relativ gut hoch gekommen bin. Das wird im Kraichgau dann natürlich anders. Schön viel Publikum an der Strecke, inklusive Disco am Rand. Das motiviert. Und ich habe ja auch Zeit allen Leuten zu winken :-).

Nach 1:21:50 sprang ich also vom Rad. Da hat der alte Schlingel Gerhard die Radrunde aber ein kleines Stück länger als 40 km gemacht, denn ich war locker bei einem 30er Schnitt.

Hier noch ein klitzekleiner Kritikpunkt. Ein Kreisel muss durchfahren werden, die Mitteldistanzler nutzen den als Wendepunkt und drehen die Runde noch mal. Die olympischen müssen irgendwo ausfahren. Aber wo? Bremsen, suchen, teilweise verfahren bei Leuten war die Folge. Da stand zwar eine liebe Helferin, aber die sieht und hört man zu spät. Ein kleines Schild und das Problem wäre gelöst. Klar, wo das Feld noch eng ist, gibt es das Problem nicht, da kann man Lemming machen. War es bei mir aber nicht mehr.

Der zweite Wechsel flutschte nun aber und 2:53 später war ich auf der Laufstrecke. Oh, da ist der Sven. Da geb ich doch mal Gas, schließe zu ihm auf und frage ihn wie es ihm geht. Die Antwort wird er garantiert in seinem eigenen Blog länger schildern. Fakt war: Der Zustand war zu unterschiedlich um zusammen zu laufen. So nahm ich meine Haxen und düste weiter. Ups. Kilometer in unter 6 Minuten? Und das ohne wirklich am Anschlag zu laufen? Nun bloss nicht überpacen und bei Kilometer 8 den Heldentod sterben. Kontrollierte Offensive würde Otto Rehagel das nennen, was nun folgte. Die Kilometer immer so zwischen 5:50 und 6:10 abgerissen. Und nicht eingebrochen. Ging auch am Ende noch wirklich gut.

Nur die rechte Wade zwickte so ein bisschen, so dass ich nun keinen Endspurt oder so riskieren wollte. Die - etwas zu kurze - Laufstrecke endete also in 0:57:43 und die die Gesamtzeit blieb bei 3:12:45 stehen.

Der Plan war ja so irgendwas um die 3:10 gewesen. Aber geplant waren 44 Min schwimmen, 1:20 Rad und 1:00 laufen. Und eben nur 6 Minuten für beide Wechsel. Nun gut, das ist nun ehrlich gesagt kein Problem.

Kurz: Ich bin mega zufrieden. Das lief doch alles gut nach Plan. Auch die Ernährung (neben Gel schwöre ich seit neustem auf Marsriegel) lief gut und wurde gut vertragen. Da hatte ich schon ganz andere Probleme in meiner Sportlerkarriere.

Danach noch alle Vereinsmitglieder bepöbelt, gefeiert und dann nach Nürnberg gefahren und sich den örtlichen Spezialitäten gewidmet. 

Next stop: Challenge Kraichgau

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Der MTB Esmeralda sieht sich auf dem richtigen Weg nach Roth