Sonntag, 22. März 2015

Erst lief es nicht, dann lief es / Dresdener Citylauf

Irgendwann im Winter kam die Idee auf nach dem Spiel bei Union doch bei den beide ExilXYZ Menschen zu übernachten und dann weiter nach Dresden zu fahren, um dort am Citylauf teilzunehmen.




Man muss wohl nicht darauf hinweisen, dass dies schon von den reinen Kilometern ziemlicher Unsinn ist. Hamburgs Partnerstadt (!) befindet sich ja nun doch am anderen Ende der Republik. Und das es keinen Sinn macht dem kleineren Hamburger Fußballverein hinter her zu fahren, sollte auch der letzte Mensch gemerkt haben.




Nun denn, den Fußball können andere sehr viel besser abhandeln als ich. Nach dem Spiel lernte ich eine zentrale Straße in Neukölln doch ausführlich (für 200 Hausnummern) kennen und ich kann euch sagen: Ich bin - wider erwarten - weder abgestochen, noch ausgeraubt, noch irgendwie blöde angemacht worden. Oder anders ausgedrückt: Wie immer sind die Geschichten über diesen Stadtteil Vorurteile, die auf rassistischer Kackscheiße beruhen.


Was man da findet, ist die Berliner Version der Trinkhalle, auch "Späti" genannt. Und wenn man so gerade in Minute 89 verloren hat, dann ist der Fakt, dass die Bier verkaufen ein sehr netter. Und sehr nett war auch, dass die - absolut einen Besuch lohnende - Astrastube nur wenige Meter von meinen Gastgebern entfernt lag.




Nun gut, eine unruhige Nacht später, stellte ich fest, dass der letzte Cider wohl schlecht war. Nun gut, zum Glück rettete mich Counselor Troi ;-) mit literweise Kaffee und einem netten Gespräch. Danke dafür.


Überhaupt lege ich ja langsam mein Berlin Trauma ab. Die Stadt hat schon ihre netten Ecken und mit den etwas kantigen Ureinwohnern kann man eigentlich ganz gut zu Rande kommen, wenn man sich halt an ihre Art gewöhnt hat. Wohnen möchte ich da nicht, aber einen Besuch ist die Stadt wert.


Nun ging es aber weiter nach Dresden. Brandenburg und Sachsen, unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 2015... Kurz: Diese Autobahnen führen sehr lange durch ganz viel Nichts. So fand man sich zügig in Dresden ein.


Ach ja: Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass das Infoprogramm des MDR eine beinah 90 minütige Radiokonferenz der 3. Ligaspiele mit Beteiligung der Vereinen des Sendegebietes sendet. Wenn man vom NDR gewöhnt ist, dass ein Drittligaverein vielleicht mal mit der Erwähnung des Aufstieges in den Nachrichten abgespeist wird, dann ist das schon bemerkenswert.


In Dresden holten wir dann unsere Startnummer und machten den  Sightseeing Schnelldurchlauf. Danach ging es in die Neustadt, wo in der Nähe einer Sankt Pauli Kirche unser Treffpunkt ausgemacht war.


Ich erzähle euch nicht, dass diese Kirche keine Kirche mehr ist, sondern als Theater genutzt wird und mit vollem Namen "St. Pauli Ruine" heißt. Das ist dann bitte mal kein schlechtes Omen.


Der restliche Abend war dann geprägt durch schnacken unter Läufern. Eine nette Runde mit den Lultras und der Nagetierfamilie vertrieb die Zeit wie im Fluge.


Irgendwann galt es aber die Unterkunft zu finden und ich fuhr also durch das dunkle Sachsen einem Auto hinterher. Sieht da an der Elbe ja alles wirklich super hübsch aus. Irgendwann müsste ich da wohl mal Urlaub machen.


In der Unterkunft weiteres gesabbel und wir mussten uns schon ins Bett prügeln um halbwegs ausgeschlafen zu sein.


Am nächsten Morgen reichlich Frühstück und so ging es gut gestärkt in Richtung Lauf. Danke noch mal an Familie ExilSGDFan für die absolut hervorragende Unterbringung. Das war einfach nur toll.


Mein erster Plan war, dass ich hier mal richtig Tempo laufe und so gucke, wo ich stehe. Dann kam die fette Erkältung und zwei Wochen Trainingsplan. Der dann geänderte Plan war , den Lauf ganz locker runter zu laufen. Ich bin zwar grundsätzlich wieder fit, aber so ganz traute ich meinem Körper nach der Pause nun doch nicht.


Der Lauf an sich ist mit gut 2000 Teilnehmern über die 10 KM eher als ein kleiner Lauf anzusehen. Man dreht zwei Runden von 5 KM durch die Dresdener Innenstadt und kommt dabei an den meisten Sehenswürdigkeiten vorbei. Publikum ist ein bisschen vorhanden und die Organisation für 17 Euro absolut okay. Warum man für Nachmeldungen jedoch 24 Euro verlangt, ist mir nicht so richtig klar. Da sehe ich schon eine zu hohe Spanne zwischen diesen beiden Preisen.




Vor dem Start macht Dixie Klo ja Läufer froh und es ist dann schon lustig, dass sich auch die beiden Hahnerzwillinge in die Schlange einreihten. Soviel zum Thema VIP Behandlung von Topläufern.


Aber: Mal ein großes Sympathieplus an die beiden Damen. Die haben in der Schlange ganz in Ruhe für Fotos postiert. Und das mit einem Lachen und sehr viel Freundlichkeit.


Startschuss und relativ schnell war mein aktueller Plan über den Haufen geworfen. Anstatt einer angepeilten 6:45 pro Kilometer, lief ich eine 5:40 pro Kilometer und lief deutlich vor dem Zugläufer 60 Minuten (bei einer solchen kleinen Veranstaltung Zugläufer zu haben, finde ich dann schon wieder sehr cool). Also doch wieder zu dem Plan "Standortbestimmung".
Hmm, so eine Zeit deutlich unter einer Stunde wäre doch cool, oder? Also halten wir mal die Kilometerzeiten entsprechend. Zwischendurch rief die Blase noch mal ganz kurz nach einem Busch (nicht so einfach zu finden bei einem Citylauf ;-) ), was die Zeit für diesen Kilometer ruinierte, abewr danach lief es wie von alleine. Eigentlich alle Kilometer wurden um die 6 Minuten abgespult, die meisten deutlich schneller.

Ich habe mich am Ende nicht getraut noch einen vollen Endspurt zu versuchen, sondern bin eher auf Sícherheit gelaufen, so dass ich dann den 60 Minuten Zugläufer passieren lassen musste. Ziel dahin? Mitnichten, dieser Zugläufer lief dann doch deutlich zu schnell, so dass ich immer noch klar unter 60 Minuten war. Den letzten Anstieg hoch und schon sah man auch das Ziel.



Für mich blieb eine 59:03 stehen. Das ist nun nicht meine Bestzeit über diese Distanz, aber doch ordentlich schnell. Und die schnellste 10 KM Zeit der letzten zwei Jahre. Aufmerksame Leser werden bemerken, dass ich in meinen beiden olympischen Distanzen jeweils schneller gelaufen bin, aber da war die Strecke auch nur mit sehr sehr viel wohlwollen 10 KM lang.


Da ich das Tempo immerhin 10 Kilometer auch ganz ordentlich halten konnte, denke ich mal, dass die Standortbestimmung ganz gut gelungen ist.


Ab heute geht es dann wieder in das normale Trainingsprogramm und nun hoffe ich gesund zu bleiben und so doch die Form für Heilbronn noch zu erlangen. Ihr werdet es erfahren.



Dienstag, 3. März 2015

Ein Lauf in Gedanken

Ich habe mir ja nicht vorgenommen, jede Woche zu bloggen. Das überlasse ich mal dem Tim, der will ja auch in Hawaii seine Altersklasse gewinnen. Aber so langsam wird es doch mal wieder Zeit.


Ach ja, aber vorab: Den Tim könnt ihr auch unterstützen. Lohnt sich. Siehe seine Website.




Nun aber zu meinem Training und meinen Gedanken.




Gestern standen bei mir Intervalle an. 1 KM, dann 2 KM, dann 3 KM, dann 2, dann 1. So etwas ist immer dann gut, wenn man sich über die Welt aufregt. Und gerade der Fall Edathy gibt ja viel Aufregungspotential.




Huch? Wisst ihr, beim laufen überlegt man sich dann doch, warum Menschen bei dem Thema "Kindesmissbrauch" jegliche Hemmungen fallen lassen und so etwas wie "Unschuldsvermutung" und "was nicht bewiesen ist, kann nicht verwertet werden" in die Tonne treten. Komischerweise Menschen, die z.B. beim Thema Fußballfans immer genau auf diese Werte pochen. Und es sind Werte. Das darf man nie vergessen



Da läuft man so sein erstes Intervall und überlegt "Haben die eigentlich begriffen, wie weit hier der Schutz von Kindern gesetzlich ausgedehnt ist?" "Das hier der reine BESITZ eines Bildes einer Straftat strafbar ist?" Mehr hätte man nebenbei auch besagtem Edathy wohl niemals nachweisen können. Jaja ich weiß, "hat sich einen drauf runtergeholt" Klar. Dienstlich genutzte Laptops beweisen (!) natürlich sofort. Das schöne an der besagten Strafnorm ist jedoch, dass es nicht drauf ankommt, warum man solche Dateien besessen hat. Es ist strafbar. Punkt. Siehe Tauss. Der konnte noch so häufig sagen, dass es für seinen Job war (Gegenteil kann man ihm nicht beweisen, also ist das so). Es bleibt verboten! Und wer jetzt noch was von "Wer schützt die Kinder?" fragt, der denke noch mal nach. Ist euch schon mal aufgefallen, dass euer Pyrofoto an der Wand auch eine Straftat abbildet? Ist dies strafbar? Nein zu Recht nicht! Ist der Besitz eines Bildes einer Straftat an einem Kind strafbar? Ja! Zu Recht ja!


  


Pause, durchatmen. Es regnet, es ist dunkel. Ist das jetzt eine Metapher auf den Zustand der Gesellschaft? Mir ist kalt. Irgendwie konnte ich früher im Winter besser laufen. Jetzt nervt mich gerade die Kälte. Selbst durch die Handschuhe sind die Finger kalt.



2 KM? Wer hat denn dir ins Hirn geschissen, Nobsi? Auf geht es. Ein paar weiterführende Gedanken schießen ins Hirn: Wenn man nun bedenkt, dass der reine Besitz (!) (nebenbei auch das einfache ansehen im Internet) strafbar ist, begreifen Menschen dann, dass es eine Abstufung der Strafbarkeit geben muss? Das die Abstufung nach individueller (!) beweisbarer (!) Schuld eine der absoluten Grundpfeiler eines Rechtsstaates sind? Begreifen Menschen eigentlich, dass man Edathy 7 in Worten sieben Dateien meint nachweisen zu können? (Tauss nebenbei 240 und 40 Videos. Viele andere Fälle gehen in die 1000nde). Merken Menschen eigentlich, dass dies auch bei Musikdownloads ein Unterschied macht? Anders ausgedrückt, dass bei 7 Musikdateien strafrechtlich (!) kein Staatsanwalt auch nur die Finger krumm macht?




Nach Kilometer 1 wird es hart. Denkpause. Irgendwo im dunklen. Die Autobahnbrücke. Komischerweise überlaufe ich die immer dann, wenn es gerade hart wird. Nette Steigung. Ich rase, die Autos unter mir rasen.




Geschafft! Kann ich auch drei Kilometer? Ich gehe sie vorsichtig an. Mache mit mir aus, dass ich im Notfall nach 2 Kilometern aufhöre. Ich laufe. Ich kämpfe. Gedankenfetzen: Nun ist es bei Edathy ja nicht ganz klar, ob die Dateien zum damaligen Zeitpunkt strafbar waren. Wir wissen es nicht, außer wir gehören zu den ungefähr 60 Menschen, die den Inhalt der Ermittlungsakte kennen. Dann könnten wir eine eigene Bewertung vornehmen. Ob die juristisch richtig ist? Keine Ahnung.

Die Staatsanwaltschaft hat den ausreichenden Tatverdacht (das ist nebenbei ungleich Beweis), dass es strafbare Bilder waren, die Verteidigung meint nein. Wie wärt ihr hochgegangen, wenn er freigesprochen worden wäre? Keine Strafe ohne Gesetz! Heute ist die Rechtslage anders, denn Heiko Maas hat sich auf das Glatteis zwischen noch erlaubt und schon strafbar gewagt. Welches nebenbei nicht kantenscharf und schwarz weiß ist. Er hat es zum Schutz der Kinder gemacht. Dafür meinen Respekt. Viele nörgeln am Gesetzesentwurf. Vielleicht zu Recht. Ich weiß es nicht. Ich weiß aber auch nicht, wie ein Schutz ohne Unsinn aussieht. Ich will nicht, dass - wie in Florida - Väter im Knast landen, weil ihr Kleiner mal unbekleidet über den Strand rennt. Sorry.




3 Kilometer! Ha, wie geil ist das denn? Das geht ja! Oh, ich muss noch 2 und 1. Naja. Pause. Wie lange machen eigentlich andere Läufer ihre Trabpause? Ich immer 3 Minuten und ca. 300 Meter. Passt für mich. Ist aus keinem Lehrbuch.




Die zwei Kilometer lasse ich ruhiger angehen. Der Frust über die Menschheit über das Ausschalten aller Rationalität, wenn es um Kinder geht (die aber bitte keinen Lärm machen, wenn Mittagsruhe ist, nech?) ist verflogen. Ist das nun eine Einladung für Täter? Hm. Wenn es einladend wirkt jegliche berufliche Zukunft zu verlieren und gesellschaftlich geächtet zu sein, dann vielleicht. Oder meint ihr, dass Edathy nun den Phönix aus der Asche macht?




Beim letzten Kilometer lasse ich noch einen Nebenaspekt in die Gedanken. Weil der hochgeschätzte Dr. Hüttl gestern auch so einen Fall hatte. Im Fall Wullf, im Fall Edathy und eben auch bei dem hochgeschätzten Anwalt kamen Details der Ermittlungsakte in eine "Zeitung". Unglaublich eigentlich, oder? Jaja, wird schon was gemacht haben, geschieht ihm Recht. Blabla. Nein, es ist sein Recht, dass das dort bleibt, wo es hin gehört. In der Akte. Der öffentliche Pranger ist theoretisch abgeschafft und nicht einfach nur "Bild" genannt worden. Wem nach Mittelalter gelüstet, der gehe bitte vollständig dahin.




Fertig. Die Erkältung ist ausgestanden. Ich bin wieder auf der Spur. Es ging gut. Anstrengend? Ja wie Sau! Aber irgendwie auch lehrreich und effektiv. Das habe ich nicht zum letzten Mal gemacht. Aber heute ist erstmal Radfahren angesagt. Auf der Rolle. Mit Pokalfußball. Ohne Gedanken. Und mit einer fetten Verlängerung für Braunschweig.