Montag, 27. Oktober 2014

Die Lehren aus #FFMPB

Wer jetzt einen kurzen Blogartikel erwartet, den muss ich jetzt schon enttäuschen. Das wird nun lang. Denn ich ziehe jetzt meine Lehren aus einer neuen persönlichen Marathonbestzeit in Frankfurt.

1. Die Fakten
Meine Marathonbestzeit ist wieder da, wo sie für mich hingehört. In Frankfurt. Fragt mich nicht warum ich dieses Rennen so mag, denn es hat weder eine unfassbar schöne Strecke, noch wirklich viel Publikum oder eine herausragende Organisation.

Was Frankfurt hat, ist definitiv das beste "Hotel". An der Rhoihessenfront (nein, das ist nicht in Hessen ;-)) bei P. und M. kann man sich einfach nur wohl fühlen. Ich weiß gar nicht, wie viele Dankeschöns ich den beiden schicken soll, sie würden für die Gastfreundschaft nicht ausreichen.



Die Strecke ist schnell und das Publikum ist gehobener Durchschnitt. Das was in Frankfurt wirklich rockt ist der Zieleinlauf. Aber vor die Festhalle hat der Marathongott ja grob 42 Kilometer gelegt.

Nun ja, diese habe ich in insgesamt 5:04:46 zurück gelegt. Und damit meine Bestzeit um ziemlich genau 9 Minuten und 40 Sekunden verbessert. Das ist erstmal ein Brett.

Das ist umso mehr ein Brett, als dass ich diese alte Bestzeit seit 2011 (!!) nur minimal (8 Sekunden, letztes Jahr in Hamburg gelaufen) verbessert bekommen habe.

Die Geschichte des Rennens ist schnell erklärt. Ein klitzekleines Stück zu schnell angegangen, dann eingegangen, dann durchgebissen. Es ging aber nicht, ich konnte nicht langsamer loslaufen. Die Beine wollten laufen, der Puls war niedrig. Nur der Körper an sich war von Kilometer 1 an schwer wie Blei. Ich hatte gestern nicht den perfekten Lauftag erwischt. Einen guten Tag hatte ich, aber vom Gefühl her hatte ich schon Tage, wo ich mich einfach leichter fühlte. Aber egal.

Erster Halbmarathon in 2:23, den zweiten in 2:41. Beides müsste das jeweils schnellste innerhalb eines Marathon sein.

2. It ain't over until the Festhalle is reached

Km 26 ich laufe so locker irgendwas um die 7:00 pro Kilometer, lasse mir bei den Getränkeständen bewusst Zeit und lasse auch bei den - wenigen - Anstiegen lieber ein paar Sekunden liegen. Aber alles ist locker. Es geht mir gut. KM 26,1 oh, irgendwie geht das doch nicht so locker. KM 26,2 hmm... du bist schon ganz schön alle. KM 26,4 BÄMMM. Hallo Mann mit dem Hammer, es geht NIX mehr.

Die Geschwindigkeit mit der dieser Hammermann kommt, ist schon beeindruckend.

Bis KM 30 kämpfte ich wirklich damit wieder in die Spur zu kommen. Aber irgendwie ging eine Kombination aus laufen und gehen dann doch.

3. Wenn du rechnest, vergiss die 195 Meter nicht

Ich beginne dann immer zu rechnen. Das lenkt mich ab, das gibt mir A, B, und C Ziele. Man rechnet also: Wann bin ich da, wenn ich den Kilometer in 8 Minuten, in 9 Minuten oder in 10 Minuten laufe? Das wiederhole ich dann jeden Kilometer. Und irgendwo bei KM 32 war klar: Wenn du jetzt irgendwas um die 8 Minuten läufst, dann ist eine 5:05 drin. Was für mich - siehe oben - eine riesige Verbesserung wäre.

Nun wird also immer darauf geachtet, dass die gehen - laufen - gehen Taktik pro Kilometer nicht mehr als 8 Minuten verbraucht. Klappt auch ganz gut. Nur zwei Kilometer brechen nach oben aus, die meisten sind bei 7:40 bis 7:55.

Nur was ich in der Rechnung vergessen hatte: Die 195 Meter. Und wenn man dieses Tempo laufgeht, dann braucht man für die auch grob 2 Minuten. Und nun hatte ich mir doch 5:05 als Ziel A gesetzt. Daher dann auf dem letzten Kilometer noch mal ein Endspurt. Wie lang ist diese verfluchte Zielgrade eigentlich? Und warum kommt die Festhalle nicht näher?

4. Marathon ist Kopfsache

Das mein Magen mal wieder Tage vorher verrückt spielte war klar. Das ich die ganze Woche vorher vollkommen erkältet mich fühlte, war für mich neu. Das ich am Morgen nervös wie Sau war, ist klar.

Aber jedes Rennen hat seine Höhepunkte und seine Tiefpunkte. Und an den Tiefpunkten kann man scheitern. Hier will der Körper nicht und hier muss der Kopf willensstark bleiben.

Ich hatte mich vor dem Rennen mal länger mit der @exilfortunin über diese Problematik unterhalten. Und sie meinte so schön "man müsse die Stimmung genießen und positiv denken. Im Notfall alle Kinder abklatschen und die Musik genießen." (oder so ähnlich). Gesagt getan. Was dann auch dazu führt, dass man bei KM 37 Staying Alive mittanzt auf der Strecke.

Der Kopf war stark heute und obwohl ich mein Tempo nicht ganz halten konnte, habe ich ein vernünftiges Tempo ins Ziel retten können. Und daraus folgt auch folgende Feststellung:

5. Weniger ist bei mir mehr

Ich bin bisher immer 3 bis 4 Marathone im Jahr angegangen. Und ich muss feststellen: Das geht bei mir nicht. Ich bin dann zu gehetzt, habe einfach nicht die mentale Frische und nicht die Freude am Lauf. Ich habe vor Frankfurt genau ein Jahr Pause mit dem Thema Marathon gemacht, habe eine Halbdistanz mit dem abwechselungsreicheren Training zwischengeschoben und mich dann sehr konzentriert auf diesen Marathon vorbereitet. Und es hat geklappt.

Daher wird der nächste Marathon auch erst in 2016 angegangen. Wahrscheinlich in Frankfurt.



Marathon ist eben immer ein Tanz zwischen Training an der Leistungsgrenze und Erhaltung der Leichtigkeit. Wie man es perfekt macht, hat Arne Gabius gezeigt. Unbekümmertheit ist im Marathon sehr viel wert.

Glückwunsch zu dieser überragenden Leistung, Herr Gabius. Das ist wirklich mal eine Hausnummer. Mit etwas mehr Erfahrung kann er - wenn er noch mal den perfekten Tag erwischt - den Deutschen Rekord angehen.  



6. Ich habe ein Trainingsplan der für mich funktioniert.

Ich habe sehr viel herum probieren müssen mit Trainingsplänen. Der letzte, den ich hatte war sehr auf lange Läufe ausgerichtet und hat mich irgendwann auch einfach mental überfordert. Ich hatte einfach keine Lust mehr zu laufen. Dieses mal war die Anzahl der langen Läufe überschaubar. Und es waren einfache 6 bis 12 KM Genußläufe mit im Trainingsplan enthalten. Man kann viel darüber diskutieren, ob die einen körperlichen Effekt haben, aber mental helfen sie sehr. Man hat Spaß an diesen Läufen, sie sind überschaubar.

An Details kann ich allemal noch feilen, aber das Grundkonzept steht auch für den nächsten Marathon.

Insbesondere habe ich endlich eine Art Tapering, die zielgenau auf das Rennen hinarbeitet und passt. Das hat mir bei vielen anderen Trainingsplänen bisher nie gefallen. 

7. Die Bedingungen waren perfekt

Windstill, meistens bewölkt, irgendwas um die 16 Grad. Endlich starb ich mal nicht den Hitzetod.


8. Ich habe ein Gel, was mein Magen ab kann

Magen ist bei mir immer ein Thema und in Wettkämpfen habe ich bisher immer den Dixie Ausflug machen müssen. Und das auch immer länger. Diesmal nicht. Und das lag auch daran, dass ich endlich ein Gel gefunden habe, was mein Magen nicht sofort mit Blubbern und meckern quittiert.

Das Ultra Sports Gel ist es. Trotzdem möchte ich keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, denn seien wir ganz ehrlich: Es ist leider auch das Gel mit dem fürchterlichsten Geschmack ever. Aber wenn der Magen sagt, dass es gut ist...

9. Twitter ist toll

Wildfremde Menschen fiebern mit, wenn man unter dem Hashtag #FFMPB (Frankfurt am Main Persönliche Bestzeit) sein Leid und seine Trainingskilometer kund tut. Menschen, die so einen Marathon ohne Vorbereitung fast doppelt so schnell laufen gratulieren einem ehrlich zu der persönlichen Leistung. Und wenn man mal jemanden persönlich trifft, dann sind sie unfassbar freundlich. Der Lauffreund-Sven war schon bewährt und bekannt und auch wenn dieser Kämpferherz keine perfekte Saison hatte, so ist es immer wieder schön ihn irgendwo zu treffen. Ich freue mich alleine deswegen schon auf Rodgau.

Und neu hinzu gekommen unter "Kenn ich in real" ist das  @xfmgirl, die aus dem United Kingdom eingeflogen war um ihr Debüt auf der Marathonstrecke zu meistern. Wenn aus einem kurzen Hallo auf der Nudelparty ein 45 minütiges Gespräch wird, dann weiß man alles. Es war schön. Und ich hoffe man läuft sich irgendwann wieder über den Weg.

Danke für alle guten Wünsche und Glückwünsche. Und für die ganzen Tipps und eigenen Laufgeschichten. Mich motiviert so etwas.

10. Und nun? 
Ist erstmal Pause. Diese Woche mache ich gar nix (auch weil ich da zu so einem Pokalspiel will...) und danach werde ich mal an meiner Schwimmtechnik feilen. Im Dezember geht das Gelaufe wieder los. Und das Spinning. 
 
Ich laufe 2015 keinen Marathon! Ich laufe sowieso eigentlich nie wieder! Oh, Rodgau 50? Da muss man hin! Naja, ob es dann am Ende die ganzen 50 KM werden, wird sich zeigen. Ich bereite mich 8 Wochen gezielt drauf vor, mal sehen. Mehr als letztes Mal (20 KM) sollen es schon werden, aber wieviel, wird sich zeigen. Für mich ist das ein sogenannter B Wettkampf. Freunde treffen, locker auf Grundausdauer laufen und wenn ich zufällig bis KM 40 komme, dann beisse ich mich durch.

Und dann geht es an die Halbdistanzen. Es wird ein spannendes Jahr! 







Donnerstag, 16. Oktober 2014

9 Tage noch bis #FFMPB

Ein Blog, der sich größtenteils an Wettkämpfen orientiert, bleibt in einer Marathonvorbereitung sehr lange leer.

Das ist schade, denn ihr ganzen Leser da draußen lechzt doch nur nach meinem neusten Bericht, oder? ODER?

Nun denn. In 9 Tagen stehe ich vor der Frankfurter Festhalle, direkt hinter meinem Hasen Arne Gabius (der nebenbei einen sehr wundervollen Bruder hat, der ganz toll kochen kann, aber das ist jetzt eine ganz andere Geschichte.) und wenn der schon mit seiner Olympiaqualifikationsnormzeit (Galgenraten anyone?) fertig ist, geduscht hat und 200 Interviews gegeben hat, bin ich so bei KM 38 und kotze gerade.

Nun denn. Die Vorbereitung lief ziemlich gut, ich bin grob das gelaufen, was mein Plan mir vorgesehen hat und das ging auch alles gut. Ich habe zum ersten Mal in einer Vorbereitung längere Läufe mit einer Endbeschleunigung garnieren können (!). Gewollt habe ich das schon länger, aber gekonnt habe ich es nicht.

Auch die Tempoeinheiten liefen ziemlich gut und endeten mit einer 10 KM Tempoeinheit, die ich trotz Berg- und Talbahn auf der Strecke gut unter 1 Stunde absolvierte.

Gestern nun die letzte härtere Einheit, die ein 10 KM Fahrtenspiel mit 2 Ein- und 2 Auslaufen vorsah. Auch das ging trotz schwerer Beine ganz gut von der Hand.

Und so sind wir jetzt hier und natürlich bekommt man die übliche Frage gestellt: Bist du fit?

Ich glaube nahezu kein Sportler würde diese Frage ehrlich beantworten, wenn er 9 Tage vor seinem Saisonhöhepunkt ein lautes "JA!" rausbrüllen würde. Irgendwo sind immer Zweifel. Bin ich genug gelaufen? Funktioniert der Trainingsplan so? Was ist das für ein zwicken da in der linken Wade? Etc. pp.

Und hier kommt halt das zweite Element eines Marathonlaufes ins Spiel. Der Kopf. Denn bei spätestens KM 35 tut es jedem Athleten weh. Die einen kommen da durch, die anderen nicht. Und hier ist auch meine große Herausforderung. Denn gerne bin ich genau dort an besseren Zeiten gescheitert.

Nun denn, wir werden das positiv sehen, im Notfall laufe ich auf der Mainzer Landstraße von Kinderhand zu Kinderhand. Und sowieso ist Marathon ja wie Urlaub. Mit Schmerzen.

Bleibt noch eine Frage. Wie angehen? Die @Exilfortunin meinte letztens sehr optimistisch, dass bei dem Trainingstempo doch ein Ziel von 4:30 drin wäre. Zwar is the only good pace a suicide pace, aber ganz so schnell werde ich es nicht angehen.

Mein Ziel ist und bleibt eine Zeit unter 5:14:26. Und da mein absoluter Traum eine 4:59:59 ist, werde ich versuchen auch etwas unter dieser Zeit anzugehen. Geplant ist, die ersten 21 KM in einer 6:50 bis 6:59 Pace zu laufen. Danach mal sehen. In meinem Traum kann ich diese Pace bis km 35 halten und mache dann entweder eine riesige Endbeschleunigung oder gehen ein wie eine Primel. Wobei wirklich so etwas wie eine Endbeschleunigung im Gameplan drin ist. Die letzten 7 Km in einer 6:45 wäre schon toll. Aber da kommt wieder der Kopf. Wenn es nicht geht, wäre der Alternativplan die letzten 7 wenigstes in 7:30 zu laufen und so immerhin eine gute neue Bestzeit aufzustellen.

Ihr werdet es merken.

Das Training ist vorbei, nun noch 41 Kilometer bis zu den 42 Kilometern. Diese zum größten Teil sehr locker, Tapering halt.

Freitag, 3. Oktober 2014

Brück 'n' Roll / Köhlbrandbrückenlauf 2014

Heute ist der Tag der deutschen Einheit. Das ist nun erstmal nur bedingt ein Tag zum großen Feiern, insbesondere weil mir nationale Selbstbeweihräucherung immer eher etwas skeptisch ist.

Aber man kann das ja auch positiv sehen. Wenn man - wie ich - sich wünschen würde, dass Menschen das Konzept Grenzen aufgeben, dann ist dies wenigstens eine Grenze weniger. Ja liebe Leser, man sollte immer das positive sehen.

Und noch etwas positives hat der 3.10. gebracht. Immer an diesem Tag findet nun schon seit 4 Jahren der Köhlbrandbrückenlauf statt. Meistens passt er mir gar nicht in den Kram, weil er damit eigentlich immer direkt hinter irgendeinem Marathon liegt. Vor zwei Jahren lief ich ihn mal und kam auf eine 1:15:11. Gelaufen eine Woche nach dem Berlin Marathon in diesem Jahr.

Dieses Jahr war ich auch lange zögerlich, denn so ein Freitag ist ja eher ein Ruhetag. Nachdem aber das Union Spiel auf Samstag terminiert war und ich im Trainingsplan einen schönen Tempolauf stehen hatte, beschloss ich es zu wagen. Das Wagnis? Einen Tempolauf am Freitag zu machen und am Sonntag danach einen 30 KM Lauf. Und um das ganze noch ein bisschen zu verkomplizieren, ist morgen Fußball. Aber nun gut.

Köhlbrandbrückenlauf? Für die Leser, die nicht aus Hamburg kommen: Das ist die Brücke, die man sieht, wenn man mit der A7 von Süden nach Hamburg kommt. 40 Jahre alt und in diesen 40 Jahren mehr oder minder eines der Wahrzeichen dieser Stadt geworden. Zur Zeit aber in einem Zustand, dass wir uns an ihrem Anblick wahrscheinlich nur noch eine beschränkte Zeit erfreuen können. Planungen für einen Tunnel oder eine Ersatzbrücke (BUUUUUUUUHHH) liegen schon in irgendwelchen Schubladen. Aber noch kann man einen Lauf darüber organisieren.

Und damit der Lauf Spaß macht, startet man, rennt einmal die Brücke hoch und runter, wendet und rennt sie noch mal hoch und wieder runter. Und die hat eine ordentliche Höhe (53 Meter unter der Fahrbahn, also noch ein paar Meter mehr, wenn man drüber rennt). Insgesamt hat der Lauf 12 KM. Das ist natürlich weder Fisch noch Fleisch, aber für einen Tempolauf gut geeignet.

Die Veranstaltung besteht aus zwei Startzeiten. 12 Uhr und 15 Uhr. Meiner Einer hatte durch sein spätes Anmelden natürlich die unbeliebtere 15 Uhr Zeit erwischt und konnte so noch sein Schwesterherzchen  bepöbeln, die um 12 Uhr startete.

Ein kleiner Haken hatte aber das Verweilen auf der "Eventfläche" (so nennt man da den Start- Zielbereich). Es moderierte ein gewisser Lou Richter. Die Menschenrechtskonvention wird dabei also sträflich außer acht gelassen.

Nun gut, während Schwesterherzchen so lief, war ich am sabbeln mit Abteilungsmitgliedern. Und dann kamen auch schon die Siegerinnen des 1. Laufes. Ja richtig gelesen. Zwei Damen aus Hamburg zockten alle Kerle ab und liefen auch noch neuen Streckenrekord für Damen. Beide zusammen und die sahen nicht so aus, als ob die nun wirklich am brutalen Anschlag liefen. Okay, das waren Profidamen, aber trotzdem: Mein Respekt.

Kurz noch Schwesterchen abgefeiert und dann selber hübsch gemacht. Und als ganz neue Erfahrung mit der geliehenen Uhr von Schwesterchen gelaufen. Denn meine GPS-Uhr hatte beschlossen, dass sie gerne vergessen werden wollte.

Nun denn, ich wollte den Lauf Vollgas angehen und dann einfach mal gucken, ob ich vollkommen einbreche oder das Tempo halten kann. Prinzipiell ging das auch schon mal gut los, denn nach einem etwas langsameren 1. Kilometer (meistens, weil man noch keine freie Bahn hatte), düste ich ordentlich ab und hatte bis zum Beginn der ersten Steigung (eine vorgelagerte Brücke) bei ca. KM 2 gerade mal irgendwas über 11 Minuten gebraucht. Auf der Pulsuhr blinkte eigentlich konstant ein Tempo mit einer 5 vor dem Doppelpunkt auf, so dass alles im Rahmen war. Bzw. deutlich schneller als der geplante Rahmen. Dann begann aber der lange Anstieg auf die Brücke. Und mein Ziel war es hier auch nicht zu überziehen. Kleine Schritte war das Mantra. Viele Leute schleppen ihr Handy oder eine Kamera mit, so dass man immer so ein bisschen mit plötzlichen Knipsern rechnen muss.

Aber auch das ging alles gut. Ich selber bin nicht wirklich schwindelfrei und fahre deswegen nicht wirklich gerne über diese Brücke. Aber siehe da: Beim Laufen ging es ziemlich problemlos. Nur die Pace war nun irgendwo knapp unter 7:00 angekommen. Ging eben doch ganz ordentlich bergauf.

Nun haben wir ja Oktober. Und mit 25 Grad Tagen rechnet man da eher nicht mehr. Und wirklich Schatten hat man in diesem Hafengebiet nicht. Daher klebte mir schon  bei Kilometer 3 der Gaumen an der Zunge. Trockener Mund allez. Und dies obwohl ich vor dem Lauf ordentlich Wasser in mich reingekippt hatte.

Das man es die Brücke hoch geschafft hatte, merkte man an einer Dudelsackband, die oben spielte. Geile Leute. Richtig cool. Und viele Selfies mit Dudelsackband und Hamburg Skyline wurden geschossen. Den Ausblick bekommt man halt nur einmal pro Jahr.

Für mich begann nun aber der wilde Abstieg und in einer guten 5:10 Pace düste ich gen Wendepunkt. Da war dann auch die Erlösung für den Gaumen, da gab es nämlich Wasser. Kurze Pause, ganz viel Wasser in mich rein gekippt und das wieder hoch, was man eben runter gelaufen war. Nun gut, man gönnt sich ja sonst nix.

Wieder nicht überziehen, ganz in Ruhe. Was man hier gewinnt, verliert man auf dem restlichen Weg doppelt. Und da mir ehrlich gesagt zu warm wurde, machte ich bei den Dudelsäcken eine kurze Gehpause von vielleicht 50 Metern. Pace Bergauf nun wirklich bei 6:59, aber ein Blick auf die Uhr verriet, dass ich immer noch gut unter einer Pace von 6:00 für den ganzen Lauf war.

Nun wieder bergab und Gas geben. Die Zeit wieder raus holen. Noch 4 Kilometer und nun eigentlich nur noch flach. Ich versuchte so schnell wie möglich zu laufen, aber die Hitze zollte doch ein bisschen Tribut und so konnte ich das Tempo nicht ganz halten. Weg von einer 5:30 auf flacher Strecke, hin zu einer 6:10. Egal. Ich war immer noch auf Kurs und auch eine weitere kurze Gehpause konnte die Zeit nicht mehr versauen.

Endspurt! Und bei 1:10:58 (offiziell und netto) blieb die Uhr stehen. Für 12 KM mit ordentlich Höhenmetern ist das mal ein Brett für mich.

Im Ziel eine wirklich schöne Medaille (ihr folgt mir doch alle schon auf Instagram, oder??) und alkoholfreies Bier. Auch gut für den bereits schon wieder klebenden Gaumen.

Mal gucken, wie sich der Ritt heute auf den sonntäglichen Long Jogg auswirkt. Danach können wir dann mal ein Fazit ziehen.

Dienstag, 30. September 2014

2014 und 2015

Huch, so wird das nie was mit dem "meistgelesener Laufblog Deutschlands". Wenn man erstmal 16 Tage nix schreibt. ;-)

Aber außer Training ist auch nicht viel passiert. Oder doch? Denn ich habe meine Wettkampfplanung 2015 fertig gemacht. "So früh?" werdet ihr zu Recht fragen. Aber zum einen brauche ich konkrete Ziele um mich zum trainieren zu bewegen, zum anderen will ich nächstes Jahr einen Schritt nach vorne machen.

Aber noch ist 2014 nicht ganz vorbei, denn da gibt es ja noch den Frankfurt Marathon. Das Training läuft, Details berichte ich gleich. Noch bin ich bester Hoffnung eine Pace von 6:59 zumindest bis Kilometer 35 durchzuhalten und mich dann irgendwie ins Ziel zu kämpfen. Ziel sollte eine Pace von unter 7:06 sein (= genau 5:00:00).

Aber es kann noch soviel passieren. Und da ich sehr tagesformschwankend bin, muss ich am Renntag auch einen guten Tag erwischen, damit alles so klappt, wie ich mir das vorstelle.

Ein Training ist ja dann gut, wenn man nicht nur sich körperlich fertig macht, sondern wenn man auch bei jedem Training etwas lernt. Heute zum Beispiel habe ich gelernt, dass ich absolut kein Morgenläufer bin. Wenn zwischen aufstehen und los laufen so zwei Stunden liegen, dann schon. Sonst nicht. Mein Kreislauf, mein Magen und auch mein Kopf mögen nicht aus dem Bett springen und los laufen.

Nun gut, es gibt schlimmeres.

So ein ablaufen eines Trainingsplanes ist auch immer mit Unsicherheiten verbunden. Einmal 28 KM in 6:52 und einmal etwas unter 28 km in 7:03 sind eigentlich gute Voraussetzungen, wenn man "Sub5" plant. Aber die Zweifel bleiben. Waren es genug lange Läufe? Schaffe ich die restlichen 14 Kilometer auch noch?

Diese Zweifel werden auch bleiben und beantworten kann man sie erst, wenn man im Ziel ist. Fakt ist:So problemlos und so schnell liefen die langen Läufer bisher noch nie in einer Marathonvorbereitung. Bisher bin ich immer bei KM 25 eingegangen wie eine Primel. Das war diesmal nicht der Fall.

Nächsten Sonntag ist dann sozusagen die Generalprobe, wenn ich 30 bis 32 Kilometer laufen will. Mal sehen, in welchem Tempo ich die hinbekommen. Ich werde nicht ganz mein geplantes Renntempo anschlagen, denn am Samstag ist Fußball und am Freitag werde ich beim Köhlbrandbrückenlauf mit machen. Das sind 12 Kilometer und da will ich noch mal Tempo bolzen.

Wobei bisher auch die Intervalle gut, schnell und flüssig über die Bühne gehen. Die nächsten Morgen Abend.

Mechanische Probleme mit Knie, Fuß oder Wade habe ich nur im ganz kleinen Rahmen, auch dies ist neu. Das freut mich sehr und zeigt auch, dass ich einen Plan genommen habe, den ich drücken kann. Das ganze soll Spaß machen und nicht am Ende eine Quälerei sein.

So sind es noch 26 Tage bis zum Startschuss. Hoffen wir das beste!

Kommen wir zu 2015. Es wird mein erstes Jahr ohne Marathon. Oder doch nicht?

Fakt ist: Im November ist für mich erstmal Pause. Pause heißt nicht, dass ich mich einen Monat mit Bier und Chips auf das Sofa lege. Nein, aber die Laufschuhe bleiben im Schrank, das Rad an der Wand und ich werde mich auf Schwimmen und Krafttraining verlegen. Im Dezember werde ich dann mit einem Laufblock beginnen, der im Januar in der Teilnahme an den Rodgau50 enden wird.

Nun ist das geheime Ziel dort wirklich 50 Kilometer zu schaffen. ABER ich mache das sehr von Wetter und Beschaffenheit der Wege abhängig. Nicht nur an diesem Tag, sondern auch in der Trainingsphase. Das ganze steht ja unter dem Stichwort "Ausdauer". Und die Rodgau50 mit ihren 10 Runden sollen da auch mentale Ausdauer bringen. 

Falls ich aber am Ende im Schneematsch nur 6 Runden laufe, dann ist das ein Minimalziel und trotzdem okay.

Danach wird eine kleine Pause eingelegt und ab Mitte Februar beginnt die Vorbereitung auf die Challenge Heilbronn. Der Grundplan steht von diesem Jahr. Der war ja auch prinzipiell erstmal erfolgreich. Das Radtraining soll gerade im Frühjahr etwas intensiver werden und das schwimmen soll bis dahin auf Krauel umgestellt sein, aber das sind so Wunschträume.

Und nach der Challenge Heilbronn wird dann richtig reingehauen. Der Jahreshöhepunkt soll dann die Halbdistanz bei der Challenge Almere Amsterdam sein. Und dort würde ich gerne 45 Minuten schwimmen, 3:10 Rad fahren und 2:10 laufen. Und mit 6:15 im Ziel sein. Wechseln kann ich halt nicht schnell ;-).

Und dann ist 2015 auch schon vorbei. Das noch einige Vorbereitungswettkämpfe dazu kommen werden, versteht sich von alleine.

Nun aber hauen wir erstmal in Frankfurt einen raus.

Sonntag, 14. September 2014

Halbzeit! #FFMPB

Es ist Halbzeit auf dem Weg zu FFMPB, was kurz für Frankfurt am Main Personal Best ist. Ziel ist es meine Marathonbestzeit zu verbessern. Aufgestellt habe ich diese in Hamburg 2013 und sie liegt bei unglaublichen 5:14:26.

Ihr merkt: Aus mir wird kein schneller Läufer mehr.

Ziel in Frankfurt ist es also mindestens eine Sekunde schneller zu sein. Ein Traum wäre es, wenn ich das ganze unter 5:10 bekomme. Und wenn alles wirklich ganz super läuft, dann hoffe ich auf eine 4:59.

Zur Halbzeit war nun ein Testhalbmarathon angesagt. Und da Sonntag unser Trümmerverein Fußball spielte, suchte ich eine samstägliche Veranstaltung, um diesen Halbmarathon zu absolvieren. Gleichzeitig ist es Zeit ein Fazit zu ziehen.

Samstags gibt es zum Glück die Veranstaltungen des 100 MC in Öjendorf. Ich hatte schon mal einen Trainingslauf im Rahmen der Veranstaltungen versucht, musste damals aber aufgrund von Knieschmerzen abbrechen. Die Läufe finden auf einer Runde um den Öjendorfer See statt, die etwas über 3,7 KM hat. D.h. ein Halbmarathon sind 6 Runden. Bzw. um ganz genau zu sein: 22,66 KM.

Die Runde ist sehr schön, wenn man sie jedoch 6 mal durchlaufen muss, dann ist es nicht mehr ganz so spannend.. Laut meiner Garmin hat das ganze insgesamt 96 Höhenmeter (über alle Runden), diese aber etwas ungleich verteilt. Jede Runde beginnt flach und endet in einer schönen Welle, die nette Nadelstiche sind. Die Wege sind relativ fester, aber rutschiger Sand, was auch etwas mehr Kraft kostet, als z.B. Asphalt. Kurz: Genau das richtige um mal die Form zu testen.

Testhalbmarathon heißt: Vollgas. Und dafür hatte ich den besten Hasen der Welt gewonnen. Das Schwesterherz. Testhalbmarathon heißt aber auch mal das Outfit und die Schuhe für den großen Tag testen. Also Outfit schwebt mir zur Zeit die Triathlonausstattung des FCSP vor und dazu Armlinge. Und nach diesem Test sage ich, dass dies bei ca. 10 bis 15 Grad perfekt ist. Besser selbst als ein Laufshirt.

Die 100 MC Veranstaltungen sind davon geprägt, dass hier Leute Marathon Läufe sammeln. D.h. hier joggen viele Leute einen Marathon ohne Bestzeiten laufen zu wollen. Bereits um 8 gehen daher Leute auf die Strecke, die mehr als 5:30 brauchen. Hier von der Rentnertruppe zu sprechen ist nicht despektierlich gemeint, sondern ist einfach die Wahrheit. Alle diese Leute haben meinen höchsten Respekt. Der langsamste brauchte am Ende knapp unter 9 Stunden, lief damit länger als ausgeschrieben und wurde trotzdem gewertet.

Und noch eines zeichnet 100 MC Veranstaltungen aus: Da stehen ganz charmante Helfer rum und verteilen soviel zu essen (und zu trinken), dass man beim Laufen dicker werden könnte. Es gibt alles was das Marathonherz begehrt. Inklusive saure Gurken und Käsestückchen.

Mit dem Häschen war verabredet mit einer 6:30er Pace zu beginnen und dann mal zu gucken. Das lief die ersten Kilometer ganz gut. 6:23, 6:27, 6:27 und dann 6:40 und schon war die erste Runde zu Ende. Die Wellen am Ende bremsten einen deutlich, aber sonst lief das flüssig und wir sabbelten so vor uns hin, was mir auch zeigte, dass da noch Reserven sind. .

Ebenso die zweite Runde. Es wurde schnell ein Muster klar: Ein KM (meistens der am Ende mit den Wellen) lief ein bisschen aus dem Ruder, der Rest war dafür schneller als geplant. Kilometer 12 mit 6:50 und 16 mit 7:40 waren dann viel zu langsam, da wurde halt das Buffet gesponsort und da muss auch mal ein bisschen Zeit drin sein. Immerhin war KM 17 dann wieder eine 6:18.

Nun wurde ich langsam ruhiger, mein Hase konnte sich über Nordic Walker auslassen und ich hörte eher schweigend zu. Ich merkte dann doch das Tempo. 


Letzte Runde! Noch mal Flüssigkeit bei KM 19 tanken und auch mal das Buffet genießen und dann die letzten beiden Kilometer bis zum Halbmarathon Vollgas geben.

Und da wird der Hase dann gnadenlos. Es war mal richtig Vollgas angesagt (also in meinem Tempo). KM 20 dementsprechend in 6:10 und den letzten Kilometer am Anschlag bei 6:00, natürlich lag in diesem auch ein fieser kleiner Anstieg, damit das auch richtig noch mal rein geht. Das nennt man dann gutes Training.

Am Ende standen bei der 21,09 KM Marke eine handgestoppte 2:17. Das ist aus dem Training heraus erstmal eine feine Zeit. Schneller war ich dieses Jahr nur beim Wilhelmsburger Insellauf, da bin ich eine 2:16:29 gelaufen. Wohlgemerkt auf einer brettflachen Asphaltstrecke.

Danach trudelte ich mehr oder minder in einer 7:02 für den letzten vollen Kilometer und einer 7:24 für die abschließenden 600 Meter aus. Das Ziel einen schnellen Halbmarathon zu laufen, war allemal erreicht.

Wo stehen wir also im Hinblick auf Frankfurt? Wenn man die erzielte Zeit in so Prognoserechner eingibt, dann spucken die irgendwas um die 4:50 aus für einen Marathon. Das ist doch schon mal ganz nett und zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.

Nun ist es aber auch so, dass mein Problem gerne mal die zweite Hälfte eines Marathons ist, so dass man sich nicht blenden lassen sollte. Das wird noch ein heißer Ritt. Und einige Läufe waren eben auch nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe.

Nun beginnt nach drei Wochen mit eher kurzen langen Läufern (21, 23, 21) die Zeit der längeren langen Läufe. Am nächsten Wochenende gleich 26, dann 28. Wenn die absolviert sind, wird man sehen, ob und wie Frankfurt ein Erfolg werden kann.

Immerhin laufen die Intervalle sehr flüssig und sehr schnell. Aber das war noch nie mein Problem.


Montag, 8. September 2014

Mentale Härte / 24 Stunden Lauf von Rüningen

Freunde der Sonne. Das Schwesterherz hat ja ab und zumal komische Ideen. So wollte sie wirklich mal an einem 24 Stunden Lauf teilnehmen. Und suchte sich die 24 Stunden von Rüningen aus.

Rüningen? Ist ein Stadtteil von Braunschweig.

Und so machten wir uns am Samstag auf den Weg nach Rüningen. Über die B4 ging es gemächlich nach Braunschweig und auch der Ort des Geschehens war schnell gefunden. Ein guter Platz für das Campen war nach einer kurzen Verwirrung auch gefunden, denn ich hatte beschlossen Camping zu machen, währen die feine Dame ein Hotelzimmer nutzte.

Was ist nun so ein 24 Stunden Lauf? Man startet eine Rückwärts laufende Uhr von 24 Stunden und dann lässt man die laufen. Bis man bei 0 ist. Und wer in dieser Zeit am meisten Kilometer gemacht hat, der hat gewonnen. Wobei das gewinnen hier sehr unwichtig ist. Ebenso wie das Erreichen irgendeines Zieles. Der "Wettkampf" steht unter dem Motto "Ich laufe soviel ich will, wann ich will." und das wird auch gelebt. Gerade, da es auch eine Familienwertung gibt und so auch kleine Deerns und Jungs ihre Runden machen.

Runden? Ja liebe Leser, wir sprechen hier von einer 1 KM Runde, die komplett auf einer Bezirkssportanlage verläuft. Man könnte auch sagen: Rum um den Rasentrainingsplatz, rum um den Grandtrainingsplatz, rum um die Tartanbahn des Spielplatzes. Um euch einen kleinen Eindruck zu vermitteln, habe ich mich als Videofilmer versucht. Leider war mein Speicher nicht ausreichend, um einmal eine ganze Runde aufzunehmen, so fehlt das Tartanbahn Stück. Aber ich denke, dass ganze gibt doch einen ordentlichen Eindruck: 


Während mein Schwesterherz etwas reissen wollte, war mein Plan das Motto der Veranstaltung doch ein bisschen auszureizen und meinen Long Jogg am Samstag auf der Strecke zu absolvieren.

Das klappte auch ganz ordentlich, auch wenn mir die schwüle Feuchtigkeit doch ordentlich zusetzte und so das Tempo zu wünschen übrig lies. Und noch etwas lernte ich: So angenehm es ist auf Rasen zu laufen, es kostet (zumindest mir schweren Läufer) auch ordentlich Kraft.

Ich bin normalerweise kein Rundenläufer und so witzelten Schwesterherz und ich schon nach drei Runden, dass dieses Rundengelaufe doch mentale Härte gibt. Aber das erstaunliche ist: Das ganze ist äußerst kurzweilig. Man trifft schnell Leute mit denen man mal schnacken kann oder erfreut sich an den ganz vielen Kindern, die irgendwelchen Schabernack treiben, während sie (gehend) ihre Runden absolvieren. Teilweise kommen da ordentlich Kilometer bei den Knirpsen zusammen. Ich spiele jetzt mal nicht den Mahner, sondern erfreue mich lieber daran, dass Kinder so frei und fröhlich Freude an Bewegung finden. Teilweise wird auch der Plüschhund mitgenommen, der dann die Plüschtierwertung (inoffiziell) gewinnt, auch wenn er mal zwischen durch gegen einen Plüschmarienkäfer getauscht wird.

Man hört viele Gespräche mit. So auch dies eines der Freaks, die wirklich 24 Stunden mehr oder minder am Stück sich bewegen. "Hey, wie trainierst du eigentlich auf einen Marathon" "Ich trainiere nicht, ich laufe!"

Oder die Dame, die auf die Frage, ob sie denn die Nacht durchgelaufen sei, antwortete, dass sie dies nicht sei, sie habe einen Kaffee getrunken und sei auf Klo gewesen. Naja, so eng würde ich das nun nicht sehen.

Die Veranstaltung an sich ist nahezu perfekt organisiert. Jede Runde hat man die Möglichkeit sich zu verpflegen und es gibt zu jeder Tages- und Nachtzeit Obst, Riegel, Wasser, Iso und später auch Cola, Red Bull, Kartoffeln, Stullen, alkoholfreies Bier. Da kann man sich rund futtern.

Für ein Musikprogramm wird per Schülerband (mit einem sehr eingeschränkten Programm, was ca. 2 1/2 mal gespielt wurde), Konserve (auch sehr eingeschränkt, so ungefähr 4 mal durchgenudelt) und einem Jazzfrühshoppen (die waren cool) gesorgt. Aber das klingt nun negativer, als es war. War nicht viel Helene Fischer und viel Metal dabei. Kann man mal 24 Stunden hören.

 In der Ruhe liegt die Kraft

Das Tempo wählt jeder frei. Und so gibt es hier ebenso langsame Walker, wie es auch eine Staffel gibt, die am Ende über 300 Kilometer abreisst. Erstaunlich: Es ist ab und zumal voll auf der Anlage, es muss jeder viel überholen und es fällt trotzdem nicht ein böses Wort. Eher entschuldigt man sich, dass man nicht schnell genug aus dem Weg gegangen ist.

Nach 24,57 KM (die 0,57 waren einem Klolauf geschuldet) war mein "ernster" Teil absolviert. Ich machte also Pause, kochte uns was zu essen und wartete auf das Schwesterherz.


Essenspause und auch eine kurze Schlafpause. Es gibt bei diesen 24 Stunden noch eine Sonderwertung. Die Moonlightrunnerwertung. Wer 15 KM zwischen 0 und 4 Uhr abspult, der bekommt noch ein besonderes Shirt. Ich hatte da keine Ambitionen und ging (!) so nur drei Kilometer um die Strecke um ein bisschen warm zu werden. Schwesterherz drehte brav ihre Runden und hatte nach knapp 2 Stunden die 15 Kilometer geschafft und war stolze Besitzerin eines Shirts.

Nun hauten wir uns beide hin, aber mehr als ein unruhiger 5 Stunden Schlaf war nicht drin. Um 9 Uhr sollte es Frühstück geben, was reichlich war und mit viel Kaffee garniert war.

Danach ging es wieder auf die Bahn, auch für mich. Grund? Ganz einfach, wenn man da rumsitzt und zuguckt, dann wird man Mückenfutter. Mein nächtlicher Support hat mir irgendwas um die 12 Mückenstiche gebracht und dies obwohl ich gefühlt noch ca. 200 Mücken erschlagen habe.

Dann lieber langsam um die Bahn drehen. Gesagt getan. Eigentlich wollte ich auch noch so 6 Kilometer locker laufen, aber das war irgendwie nicht drin. Und so fand ich den perfekten Weg für mich die Runden zu absolvieren: Rasen (ca. 500 Meter) gehen, Grand und Tartan laufen (ca. 500 Meter). Das war zu machen, belastete nicht weiter und so drehte ich Runde um Runde. Ups. So weit wollte ich gar nicht, aber ich habe gerade Runde 37 absolviert und habe noch vier Stunden. Naja, kurze Pause, Beine hoch und dann machen wir auch noch die 50 voll.

langsamer als der eigene Schatten


Schwesterherzchen hatte was von "mal gucken was geht" ausgegeben und letztendlich ging noch ordentlich was, aber das kann sie im Detail selber berichten.

Unsere jeweils letzte Runde absolvierten wir 15 Minuten vor Schluss fröhlich gehend. So machte ich die 50 Kilometer in 24 Stunden voll.

Marathon Durchgang (die 195 Meter waren extra ausgeschildert) nach ca. 22 Stunden. Wird wohl auf ewig mein langsamster Marathon bleiben.

Machen wir doch mal ein Fazit: Es hat Spaß gemacht. Durch die Länge ist eigentlich jeder entspannt und jeder zu einem Schnack aufgelegt. Dadurch, dass ich nicht zu viel gelaufen bin und eigentlich immer langsam gelaufen bin, fühlen sich die Beine heute auch okay an. Die Füsse meckern ein bisschen, aber sonst ist alles gut.

Das werde ich allemal noch mal machen.


Dienstag, 2. September 2014

Laufen mit Nazis?

Wie unter anderem die TAZ berichtet, hat ein aktiver Hamburger Neonazi ein Profil bei Alsterrunning und will an dem großen Hamburger Alsterlauf teilnehmen.

Nun ist (Hobby-)Sport eher etwas politisch neutrales, bzw. das schöne Wort unpolitisch kommt da zur Bedeutung. Profisport ist nebenbei alleine - entgegen weit verbreiteter Annahme - deswegen nicht "unpolitisch", weil sich von Lokalpolitikern bis Bundeskanzlern alle gerne im Ruhm erfolgreicher Sportler sonnen, in der Hoffnung es falle ein bisschen Ruhm auf sie ab. Das ist hochpolitisch.

Hobbysport ist da schon weniger politisch, aber da es ein "unpolitisch" sowieso nicht gibt bzw. ein "unpolitisch" sehr schnell ein ignorieren hin zu einer Akzeptanz ist, was dann wieder hochpolitisch ist.

Nehmen wir das akute Beispiel: Wenn ich akzeptiere bzw. ignoriere, dass sich dieser Herr in Volksläufen, Laufplattformen etc. tummelt, dann ist das eine Art der gesellschaftlichen Akzeptanz für einen Herren, der woanders Sachen predigt, die mit dem verbindenden Gedanken des Hobbysports aber so gar nix gemein haben. Das er "hier nichts macht", ist kein Argument, denn durch Ignoranz stärke ich ihn in einem sozialen Zusammenhalt und alleine dies stärkt seine Position. Und wenn er dann was macht, dann ist es eventuell schon zu spät.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe keinen Bock mit einem Nazi irgendwo fröhlich zu laufen, wenn ich weiß, dass der mich politisch am liebsten in den Knast stecken würde (bzw. schlimmere Dinge machen würde), weil ich meine Werte vertrete.

Hamburger Veranstalter sollten sich also sehr gut überlegen, ob sie diesen Herren als Anmeldung akzeptieren. Ich für meinen Teil werde mir zumindest sehr gut überlegen, ob ich bei einem Veranstalter starten möchte, der dies ignoriert und damit akzeptiert.

(Bevor hier wieder das Gemeckere von Leuten los geht: dies ist ein Sportblog, er geht deswegen bewusst nicht auf die komplexen Strukturen des Entstehens von Menschenhass und die umfangreichen Facetten der Diskriminierung ein. Darüber wird im Internet an anderer Stelle genügend geschrieben. Das Studium dieser Quellen wird jedem Leser dringend empfohlen. )

Montag, 1. September 2014

Ich bin ein unzufriedener Held

Das vierte Mal in meinem Leben Heldenlauf. Ich wollte das ganze auch mal als Test nehmen, was ich denn so fähig bin zu laufen. Um das richtig einzuordnen, schreibe ich mal vorab die Zeiten, die ich bis jetzt beim Heldenlauf gelaufen bin.

2010: 2:16:32
2012: 2:32:22
2013: 2:28:15
 


Wie ich die Zeit 2010 hinbekommen habe, ist mir bis heute komplett unklar.

Man muss dazu die Strecke des Heldenlaufes betrachten. Nach relativ flachen ersten 9 Kilometern wird das ganze eine Berg- und Talbahn, die einen an den Fuß des Wasebergs bringt und dann eine steile Treppe hinauf. Danach geht es noch mal runter zur Elbe, noch mal eine steile Treppe hinauf (vom Falkensteiner Ufer kommend) und gerade wenn man denkt, man hat alles hinter sich, dann kommt "In den Bargen" und noch eine ordentliche Steigung. Alles hier ganz gut nachzuvollziehen.

Nun müsst ihr euch auf diese Strecke nicht mehr freuen, denn diese Strecke ist eine Ex-Strecke. Am Start wurde bereits verkündet, dass man die Strecke nächstes Jahr entschärfen will. Der Veranstalter sprach von "Mehr schön, weniger steil", aber ob das so geschieht, sei mal dahin gestellt. Ich vermute mal, dass eher das Problem darin besteht, dass die Wanderwege, die man nach dem Falkensteiner Ufer benutzt äußerst beschädigt sind und abzurutschen drohen. Ich denke mal, dass hier eine Sperrung und Sanierung in den Büschen ist.

Wenn der Veranstalter jedoch alternativ weniger Treppenviertel und eher weiter nach Teufelsbrück laufen lässt, dann verliert er auch viel schön. Insbesondere, da Teufelsbrück in mehreren Hamburger Sportveranstaltungen durchlaufen wird. Aber warten wir es ab, wie der Veranstalter die Strecke ändern will.

Die Startnummern Abholung am Freitag war problemlos. Was ich vollkommen unverständlich finde ist, dass eine Gebühr von 4 Euro in bar "für die Zeitnahme" verlangt wird. Bei der Nutzung eines Einwegchips und keiner Möglichkeit ohne Zeitnahme zu starten, ist dies einfach nur eine versteckte Erhöhung der sowieso schon relativ teuren Startgebühr. Das ist schlichtweg frech. Auch gerade weil bei der Anmeldung nur relativ versteckt auf diese Gebühr hingewiesen wird.

Die Goodie Tasche ist bei diesem Lauf immer wieder ein Quell der Freude und auf meinem Instagram Kanal zu bewundern. 


Sonntags waren mein Schwesterherz und ich wie üblich viel zu früh vor Ort. Das wird man aus uns nicht mehr heraus bekommen. Also saßen wir wie die Jahre zuvor beim Italiener, tranken Kaffee, nutzten das Klo und bekamen sehr angenehme Unterhaltung von Sven, der aber wenn ich es richtig sehe nur über Fußball schreibt. Aber vielleicht erzählt er ja von seinen Abenteuer auf der 11 Kilometer Strecke. 

Frühzeitig machten wir uns zum Start und hier gibt es nun noch mal Mecker: Lieber Veranstalter. Ich weiß, Dixieklos sind teuer. Aber bei irgendwie 3000 Leuten, auf den unterschiedlichen Strecken sind 10 Dixieklos im Startbereich einfach viel zu wenige. Und ihr habt die gegenüber dem letzten Jahr noch reduziert. Und das dann irgendwann Leute in die Hecke pinkeln ist angesichts der Tatsache, dass da Leute wohnen so unschön wie unvermeidlich. Macht da verdammt noch mal eure Hausaufgaben! 

So nun denn, Start und los ging die wilde Hatz. Mein Plan war irgendwo zwischen 2:19 und 2:25 anzukommen. Da dies wirklich mal ein Racetest sein sollte, auch im Hinblick auf die weitere Vorbereitung von Frankfurt, beschloss ich auch im Racemodus zu laufen. Sprich: Kontrollierte Offensive. Und das ging auch ziemlich gut los. Puls und Atmung im Rahmen und ich lief trotzdem die ersten Kilometer in 5:56, 6:25 (kurze Pause wegen äh ja), 6:17, 6:45 (der erste kleine Anstieg, den ich eher ruhig anging, war ja noch was vor mir), 6:08, 6:19, 6:24. Bis dahin alles wirklich blendend in Ordnung. 

Bei Kilometer 8 kommt die erste heftigere Steigung und da wollte plötzlich mein einer Oberschenkel nicht mehr so richtig. Anhalten, mal ein bisschen lockern, dehnen, kurz überlegen, ob es weiter geht. Ging es. Oberschenkel beruhigte sich wieder, als auf auf. Kilometer 9 in 6:35, 7:29 für Kilometer 10. Ab jetzt beginnt halt der Spaß im Heldenlauf und es geht ordentlich rauf und runter. Daher schwanken ab jetzt die Kilometerzeiten erheblich. 7:03 der nächste. Kilometer 12 ist dann wieder runter an die Elbe. Ich konnte gut laufen lassen, die Beine waren locker und so war eine 6:06 die Folge. Dann eine 6:54 als ich an dem Getränkestand ein bisschen mich sammelte, meine Flasche auffüllte und erst dann weiter lief. Aber eigentlich alles noch gut im Rahmen, wenn man die gewünschte Zeit so sieht.

Und dann kam die erste Treppe. Und ein Kilometer in 10:06 war die Folge. Nun war mir klar, dass ich hier Zeit verlieren würde und vor zwei Jahren stand ich am Ende der Treppe noch stundenlang keuchend rum, aber irgendwie wäre ich hier gerne flüssiger hoch gekommen. Die 6:34 von Kilometer 15 zeigte mir auch, dass ich nun nicht wirklich fertig war.

Ab hier sind die Kilometerschilder des Veranstalters in all den Jahren, die ich diesen Lauf gelaufen bin nicht mehr richtig. Zumindest wenn man nach der GPS Uhr geht. Bis dahin stimmen GPS Uhr und Schilder grob überein, aber der Kilometer 14 des Veranstalters hat vielleicht 400 Meter. Lustigerweise sind danach viele Kilometer zu lang, so dass am Ende doch grob ein Halbmarathon raus kommt. 


Bei der nächsten Steigung folgten dann zwei Kilometer zum vergessen. 9:14 und 8:49 waren die Zeiten. Und während ich flach oder bergab immer noch gutes Tempo gehen konnte, wie eine 6:19 auf Kilometer 18 zeigte, zerriss mich jede noch so kleine Steigung komplett. Und das ärgerte mich dann doch irgendwie. Kilometer 19 war dementsprechend auch eine 8:12, die wieder von einer Steigung geprägt war. 

Ich hatte eigentlich erhofft etwas besser über die Steigungen zu kommen und verlor hier nun erheblich Kraft und Zeit. Das ich nicht vollkommen eingebrochen bin, zeigt eine 6:39 auf Kilometer 20 und eine 6:55 auf Kilometer 21. 

Trotzdem bin ich irgendwie unzufrieden. Letztendlich kam eine 2:27:33 raus und damit eine Verbesserung von 42 Sekunden gegenüber dem Vorjahr. Gefühlt hätte ich gedacht, dass ich deutlich weiter bin als im Vorjahr. Man muss feststellen: Dem ist nicht so. 

Gestern war ich noch sehr frustriert über dieses Ergebnis. Heute mit ein bisschen Abstand macht es mich immer noch nicht wirklich glücklich, aber die Ruhe ist wieder eingekehrt. Da hilft nur weiter trainieren und gucken, was in Frankfurt so geht.

Fakt ist auch: Der angekündigte Regen kam erst nach Abpfiff der Veranstaltung. Viel mehr hatten wir sehr schwüles, feucht warmes Klima. Das ist natürlich auch nicht gerade Leistungsförderlich. 


Und extremer Fakt ist: Ein Berg- und Taltrailläufer werde ich in meinem Leben nicht mehr. Ich glaube so verrückte Dinge wie den UTMB überlasse ich den highly trained amateurs. 

Die Zielverpflegung ist dann wieder allumfassend, da gibt es nix zu meckern. Und eine Medaille gab es auch.

Nächster Wettkampf: Nächste Woche der 24 Stundenlauf der Rüninger Roadrunner. Don't panic, ich werde dort nicht (!!!) 24 Stunden laufen, da aber mein verrücktes Schwesterherz dort starten wird, werde ich im Rahmen dieser Veranstaltung einfach einen schönen Longjogg absolvieren und mich dann an den Streckenrand stellen und Schwesterchen nach Kräften unterstützen. So wie sich das gehört.

Freitag, 29. August 2014

Wie wird man ein Held?

Ja liebe Läufer, Radler und Schwimmer, das fragt man sich doch immer wieder. Wie wird man eigentlich zum Held?

Man kann sich mit Eiswasser überschütten und Gelder spenden, aber wird man darüber zum Held? Man kann sich ein Kostüm anziehen und Gotham City retten. Aber ist man dann ein Held?

Oder man kann im Alltag einfach diese kleinen Dinge gegenüber seinen Mitmenschen machen, das macht einen schon eher zum Held.

Definitiv nicht ausreichend um ein Held zu werden, ist es am Hamburger Heldenlauf teilzunehmen. Obwohl die Strecke schon heldenhafte Leistungen abverlangt.

Daher nun ein Vorbericht auf diesen Lauf.

Man kann das ganze in 5,7 oder 11 Kilometern erledigen. Man kann sich aber auch einen Halbmarathon Zeit nehmen.

Es gibt ja zwei große Irrtümer über Hamburg. Irrtum Nr. 1: Es liegt an der Waterkant. Ne liebe Freunde der Sonne. Bis man an der Ost- oder Nordsee ist, sind irgendwas zwischen 80 und 100 Kilometer durch das schöne Schleswig-Holstein fällig. Und die Elbe ist zwar ein breiter Fluss, aber nicht eine Waterkant, wie sich das der Norddeutsche vorstellt.

Irrtum Nr. 2: Hamburg ist flach. Richtig ist, wir haben nicht wirklich irgendwelche 2000er Und ein Bergtrailer wird bei uns auch nicht glücklich. Aber zwischen flach und Gebirge gibt es noch so schöne Erdformationen, die sich End- und Seitenmoräne nennen. Und davon hat Hamburg doch so ein bis zwei. Hinzu kommen Flusstäler und auch da war die Elbe mit der Moräne ganz fleißig und bildete auf der Höhe Blankenese ein auf und ab, was im Volksmund auch Treppenviertel genannt wird.

Und das meint keine Treppengiebel an den Häusern, sondern die Treppenstufen, die dieses auf und ab kennzeichnen. Kurze steile Anstiege findet man hier sehr häufig. Radlern wird der Waseberg ein Begriff sein.

Und so nett der Halbmarathon die ersten zwei Kilometer ist, wo er ein Wettrennen mit den in den Hamburger Hafen einlaufenden Schiffe ist, so wellig wird er danach. Erst als gemütliches hoch und runter, dann mit einer ersten fiesen Nummer. Man rennt runter, unten eine Kurve und dann wieder hoch. Dort auch die ersten - noch harmlosen - Treppen.

Und dann rennt man bei Kilometer 12 durchs Treppenviertel bergab. Läuft den wunderschönen Strandweg längs. Und kommt zu besagtem Waseberg. Den man dann nicht hochläuft. Nein, daneben gibt es eine so schöne Treppe in den Wald. Oben hört man die Sambagruppe. Und hört sie. Und hört sie. Selbst der schnelle Läufer wird sie etwas länger genießen, bevor er oben ist.

Rein in einen Park. Weiter hoch und runter. Hoch und runter. Und nochmal findet man sich an der Elbe wieder. Normalerweise gilt bei Läufen ja: Alles was man hoch muss, muss man auch wieder runter. Hier nicht, denn der Start ist unten, das Ziel ist oben. Und so muss man noch mal eine Treppe hoch.

Nun geht es wellig durch Blankenese. Schön ist es hier. Man läuft eine Straße runter. Die 17 und 18 am Straßenrand zeigt langsam das Ende des Laufes an. Und man knickt nach rechts. Und steht vor einem Wanderweg. Der nach oben geht. Kurz zwar nur, aber knackig. Und man hat schon Kilometer in den Beinen.

Man stirbt. Man geht. Oben ist man froh. Läuft weiter. Eine Kleingartensiedlung. Ein privater Wasserstand. Immer wieder gerne genommen. Man hört das Ziel. Und nun etwas schönes. Die letzten 500 Meter geht es bergab.

Man läuft über eine Rampe ins Ziel. Zuschauer? Viele für einen Volkslauf. Stimmung? Sehr gut! Bestzeit? weit entfernt.

Packen wir es an. Sonntag ist es so weit. Persönliches Ziel? 2:25 oder schneller. Letztes Jahr bin ich eine 2:27 gelaufen, es war der letzte große Test vor Berlin. Jetzt bin ich von Frankfurt weit entfernt, aber ich will da was reissen. Also schneller! Ich bin hier auch schon mal irgendwas um die 2:16 gelaufen. Fragt mich nicht, wie ich das gemacht habe.

Sonntag, 17. August 2014

Ein Triathlon mit Q

Abschluss meiner Triathlonsaison. Und um noch mal etwas anderes zu machen, ging es auf die einzige Sprintdistanz der Saison. Kurz es ging zum Q-Tri nach Bornhöved.

Für die ortsunkundigen unter Euch: Bornhöved ist eine kleine Gemeinde im äußersten Nordosten des Kreises Segeberg und liegt irgendwo zwischen Plön und Segeberg. Hier hat der TSV Quellental Bornhöved sein zuhause und das Q in Quellental gibt dem Q-Tri auch seinen Namen.

Immerhin feierte man schon die 23. Auflage dieser Veranstaltung, welches sie wohl zu einer der älteren in Deutschland macht.

Neben unzähligen Jugendwettbewerben starten die Frauen, die Herren mit Startpass und die Herren ohne Startpass in einzelnen Rennen. Dies führt zu viel Platz bei allen Disziplinen, aber auch zu sehr einsamen Rennabschnitten.

Wenn man sagt, dass eine Veranstaltung "familiär" ist, dann ist das nicht immer ein uneingeschränktes Lob. Viele familiäre Veranstaltungen zeichnen sich durch ebenso viel Herzblut und Liebe aus, wie durch kleinere Mängel. Diese Mängel sucht man in Bornhöved jedoch vergeblich (wenn wir mal von den Streckenlängen absehen). Eine perfekt organisierte Veranstaltung, die trotzdem einen sehr herzlichen und familiären Touch hat.

Der Tag beginnt mit den Jugendwettbewerben und gerade die Bambinis sind einfach nur herzerweichend. Und um diese mitzubekommen, waren wir auch deutlich früher vor Ort, als wir es eigentlich sein hätten müssen. Aber frühes kommen sichert gute Parkplätze und so standen wir auch noch perfekt nah an Start und Ziel.

Kurz das Rad eingecheckt und dann den Kiddies bei ihren Übungen zugesehen. Die Bambinis bekommen Motivbadekappen vom Veranstalter und schwimmen dann mit einer kleinen Haiflosse oder ähnlichem. Und danach rennen die los wie die Irren. Das ist einfach nur süß. Bei den älteren Jugendlichen dann schon viele dabei, die in Vereinen trainieren. So war u.a. der TSV Bargteheide mit einer riesigen Abordnung seiner Triathlonabteilung am Start.

Und da werden teilweise schon sehr beachtliche Zeiten geschwommen, geradelt und gelaufen. Das ist schon sehr bemerkenswert. Wenn die am Ball bleiben, wachsen da zumindest sehr tolle Agegrouper nach.
Hier reiht sich eine der Jugenden zum Sprung in den See auf



Dann war es aber Zeit für unsere Wettbewerbe. Zuerst das Schwesterherz, welches garantiert alleine über Ihren Wettkampf berichten wird. Dann war ich an der Reihe.

Und ich hatte hier einen Titel zu verteidigen. Immerhin war ich letztes Jahr beim Volkstriathlon (= Männer ohne Startpass) mit einer heldenhaften 1:44:44 Letzter geworden.

Nun habe ich zwischenzeitlich einen Startpass und startete somit im sogenannten Sprinttriathlon. Da war die Konkurrenz natürlich deutlich härter. So rechnete ich mir eigentlich gute Chancen aus wieder den letzten Platz erreichen zu können.

Der See deutlich wärmer als die Luft (immerhin blieb es trocken), aber noch mit Neo zu beschwimmen. Die Schwimmstrecke ist nicht ganz 500 Meter lang, wie es in der Ausschreibung angegeben ist.

Ich schwamm also los, war - wie eigentlich immer - schnell Letzter und machte halt mein Tempo. Und siehe da, plötzlich kam ein anderer Teilnehmer in Sicht. Der krauelte zwar lieb und brav vor sich hin, wurde aber immer langsamer. Ich überholte und gab Gas.

Überhaupt "Gas geben". Wie geht man so eine kurze Strecke an? Auf den längeren Strecken ist das ja immer kontrollierte Offensive, weil man ja nicht vollkommen auf der Laufstrecke platzen will. Aber hier? Mein Plan war einfach: Schwimmen überleben, dann Rad und Laufen nach dem guten Prinzip "Bestzeit oder Platzen". Das Schwimmen jedenfalls war nach 12:31 Geschichte (letztes Jahr hatte ich noch 17:19 gebraucht).

Über den Wechsel zum Rad hüllen wir jetzt mal den Mantel des Schweigens. Ich habe ein großes Talent dafür relativ lange zu brauchen. :-) Aber dann sprang ich auf das Rad und trotz einer welligen Radstrecke und trotz eines sehr starken Windes lief das richtig gut. Unterlenker und gib ihm. In Vollgas sammelte ich einen Radler nach dem anderen auf, wobei es sich meistens um Teilnehmer der kurz nach uns gestarteten Staffeln handelte.

Ich denke, dass ich die Radstrecke von 22 Kilometern gut in einem 30er Schnitt bewältigt habe. Nur einmal wurde es etwas haarig, als der starke Seitenwind mir das Vorderrad doch ordentlich zur Seite schob.

Überholt wurde ich auf der Radstrecke nur von einem einzigen Staffelteilnehmer, der dann auch noch mit einem fröhlichen "You will never walk alone" an mir vorbei flog. 

Runter vom Rad und rein in die Laufschuhe. Das klappte schon etwas besser. Als Radzeit ist eine 49:17 notiert worden, das umfasst aber beide Wechsel, wenn ich das richtig sehe. Damit kann ich sehr gut leben. Und im Vergleich zum letzten Jahr (55:36) war das eine ordentliche Steigerung.

Der Lauf ist eine Schleife durch Bornhöved und nicht ganz ohne, denn die ganze Ortschaft ist auf einige Hügel gebaut. So drückte nicht ganz bis zum Anschlag durch, weil ich für die Hügel noch ein paar Körner übrig haben wollte. Das funktionierte auch sehr gut. Auf der Strecke war es nur sehr einsam. Außer ein paar Staffelteilnehmern traf ich keinen einzigen Teilnehmer meiner Distanz mehr.

Letzter Kilometer und ich gab noch mal Gas. Dieser letzte Kilometer hat in Wahrheit vielleicht 700 Meter, aber solche Details verschweigen wir jetzt mal. So flog ich in Richtung Ziel und konnte auf der Wettkampfuhr sehen, dass da noch eine 1:29 stand. Also noch mal richtig in den Endspurt und für mich blieb die Uhr nach 1:29:56 stehen. Laufzeit von 28:07, was für mich eine klasse Zeit ist.

Medaille in Empfang genommen und die Zielverpflegung (Malzbier!) genossen. Und damit war der 23. Q-Tri auch schon Geschichte. Ich diesmal drittletzter in meiner Wertung. Im Volkstriathlon wäre ich mit der gleichen Zeit jedoch 101 von 115 geworden.



Die Medaille des Q-Tri


Ich bin also megazufrieden. Schwesterherzchen will sich dann den Rest der Saison auf "ihre Stärken" konzentrieren, sie war aber der Meinung, dass dies nicht schlafen ist. Das wäre ja meine Stärke. Ist aber auch langweilig. Und so liegt der Fokus nun auf rennen, rennen, rennen. Frankfurt wartet und es sollen endlich diese verfickten 5 Stunden fallen.

So lange wird das Rad und die Schwimmbrille mehr oder minder eingemottet. Aber ich freue mich jetzt schon, wenn diese ab November wieder verstärkt zum Einsatz kommen. 2015 sind viele Trias geplant und es wird wieder eine schöne Saison.


Montag, 4. August 2014

Ostseefrauen und Ostseemänner

So richtig genderperfekt ist die Triathlonwelt ja nicht gerade. Da heißen Wettbewerbe halt Ironman und auch eine Frau ist ein Ironman.

Nah an der Verletzung einer Marke bewegt sich in dieser Mansworld der Ostseeman in Glücksburg, eine der wenigen größeren Veranstaltungen, die nicht zu eine der beiden Organisationen gehört.

Und bei dieser Veranstaltung hatten Ja Mi und Ca eine Staffel geplant. Und da es sich bei Ja Mi und Ca ungefähr um die drei knuffigsten Wesen in unserer Abteilung handelt (und Ja und Mi beinah Teddyähnliches Fell haben ;-)) beschloss ich mir doch mal so eine Langdistanz vor Ort anzusehen. Wer Jamica sind und wie ihr Rennen so war, dass wird man im Detail garantiert in ihrem Blögchen nachlesen können. Daher hier meine Perspektive aus Sicht des Zuschauers.

Der Wecker klingelte um 3:30, denn entgegen der irrigen Annahme vieler Süddeutscher hat Schleswig Holstein dann doch eine ordentliche Ausdehnung. Und Glücksburg liegt halt am anderen Ende dieser Ausdehnung.

Die Fahrt dahin war morgens um 4:30 natürlich staufrei und schnell. Auf den offiziell ausgewiesenen Parkplatz kam man letztendlich nur, indem man Absperrungen der Veranstalter konsequent ignorierte und der Ausschilderung des Veranstalters folgte. Ja, diesen Widerspruch gab es und er führte dazu, dass das Fahrzeug vor mir jeder Sperrung einen kurzen "WTF?" Moment hatte. Aber am Ende war das Fahrzeug sicher verstaut und man selber auf dem Weg zum Strand.

Liebe Kinder. Der Onkel N. machte nun etwas, was ihr bitte NIE nachmacht. Er merkte sich nämlich nur so halb, wo sein Auto stand und latschte der Menge hinterher.

Um die Pointe vorweg zu nehmen: Abends gab es keine Menge mehr und die Auffindung des Parkplatzes in der untergehenden Sonne erwies sich als etwas schwierig. Über Details schweigen wir lieber aus Eigenschutz. Kurz: Ich hatte mich ziemlich verlaufen, der Parkplatz war nicht mehr ausgeschildert und erst nach einigen Telefonaten und Irrungen war er gefunden.

Nun gut. Am Schwimmstart die Läufer und Radler getroffen, die für Jamica und eine andere Staffel (deren Namen ich vergessen habe) starteten. Da für die andere Staffel auch noch drei wirklich gute Menschen am Start waren verbrachten wir einen schönen Tag in angenehmer Gesellschaft.

Neben diesen Staffeln hatten wir auch Einzelstarter im Wasser, die wir natürlich nach Kräften anfeuerten. Von blanker Begeisterung bist Ignoranz unserer Anwesenheit reichte da die Reaktion der überraschten Abteilungsmitglieder.

Und ich nehme einen Athleten die Ignoranz nicht mal übel. Menschen, die Langdistanzen machen, müssen wahrscheinlich selbst in einer Art Tunnel sein um so etwas zu finishen. Und das haben anscheinend alle unsere Teilnehmer geschafft. Teilweise mit einem etwas langen Wanderanteil und knapp vor Zielschluss um 22 Uhr, aber egal.

Schnell kamen die beiden Schwimmer aus dem Wasser und nach dem diese ihre Dusche genossen hatten (und auch der Läufer der einen Staffel geduscht hatte "ist so Ritual, muss ich mache") machten wir uns es an der Radstrecke gemütlich. Eine 30 KM Runde, die 6 mal zu durchfahren ist, ist wahrscheinlich schon ein mentales Brett. Wenn es dann noch zwischendurch anfängt zu regnen, dann wird es eklig. Und so sah man neben vielen Sturzverletzungen (zum Glück alles mehr oder minder glimpflich, was wir gesehen haben) auch viele Leute, die aufgaben. Entweder mit multiplen Reifenpannen, oder weil einfach entnervt. Und bemerkenswert viele Läuferinnen als Staffelmarathoni. Wenn man bedenkt, dass der Frauenanteil bei Marathonveranstaltungen eher gering ist in Deutschland, dann fiel dies hier auf. Schön.

Aber noch mal zurück zum schwimmen. Das ganze ist auch die deutsche Bundeswehrmeisterschaft, was u.a. einem modernes Kampfgerät direkt an der Strecke beschert und derbe Schwimmzeiten von irgendwelchen Kampfschwimmern. Die jüngste Schwimmerin einer Staffel war laut Moderator noch minderjährig, was dann gegen die eigene Ausschreibung verstieß, aber insgesamt waren sowohl als Einzelstarter als auch in den Staffeln viele junge Menschen unterwegs. 

Der F. der anderen Staffel und die CA liesen sich nicht beeindrucken und spielten Uhrwerk. F. immer mit einem 35er Schnitt, CA mit einem Stahlrenner (!) mit einem 30er Schnitt. Konstant und locker. CA selbst so locker, dass sie nach den 180 KM quitschfidel war und nur meinte "einen Halbmarathon würde ich jetzt in meinem Tempo mindestens noch schaffen". Und sie ist eine schnelle Läuferin.

Neben unseren Athleten hielt ich Ausschau nach dem guten Tim der für eine Staffel über die Strecke flog. Aber seien wir ehrlich: Der junge Mann ist zu schnell für das menschliche Auge. Eine beeindruckende 4:45 war das Ergebnis dieses Haiwaii Champions von 2020.

Der Imbiss an der Radstrecke hatte jedoch die Ruhe weg. Nach dem Prinzip: "Wir machen 365 Tage im Jahr erst ab 12 warmes Essen, warum sollten wir es jetzt ändern?" Das dort eine hungrige Meute von Triathlonbegleitmenschen stand, interessierte nur bedingt. Anderseits meldeten die um 21:00 bei meinem letzten Besuch auch ein "alles alle".

Abgesperrt wurde die Strecke u.a. auch von Soldaten und unsere Kenner meinten dann, dass es auch witzig wäre, dass da ein Oberstleutnant so locker flockig die Straße absperrt mit einem Plastikband in der Hand. Aber wenn die das in Uniform machen, sieht man halt, welchen Rang die haben.  Insgesamt immer wieder ein riesiges Dankeschön an alle Helfer, ohne die solche Veranstaltungen nicht leben können. 

Wir als Zuschauer versuchten also den Regen zu überleben und unsere Läufer bei Laune zu halten. Die hatten aber auch einen schwierigen Part. 8 Stunden rumzuhängen um dann einen Marathon zu laufen, ist auch nicht jedermanns Sache.

Haben die beiden gut gemeistert und erst A. und dann kurze Zeit später JA flogen auf die Laufstrecke.

Die für Zuschauer schön nett am Strand längs ging. Man konnte dort seine Läufer gut sehen und die Zwischenzeit mit aufs Meer gucken verbringen. Für die Läufer soll die wie ein Anker geformte Strecke nicht ganz so angenehm gewesen sein, denn es waren doch einige Höhenmeter zu bewältigen.

Das machten JA und A. aber ganz entspannt. Man muss den Marathon in 5 Runden laufen, was für einen Einzelstarter bei 2 Schwimmrunden nebenbei unglückliche 13 Runden macht ;-). Beide hatten leichte Hänger auf der 3. und 4. Runde, aber hey. Beide haben das brilliant ins Ziel gemacht. Und wir Zuschauer hatten uns ja immer noch was zu erzählen.

Und zwischendurch konnten wir noch unsere Einzelstarter anfeuern. Und da sei mal der M. rausgestellt, der bereits nach Runde 2 des Marathons deutlich seine Erschöpfung signalisierte, um dann am Ende eine 4:20 auf die Bretter zu zimmern, unter 12 Stunden zu bleiben und ca. eine Stunde nach seinem Zieleinlauf fröhlich mit uns da rum zu sitzen, als wäre er gerade aus dem Bett gesprungen. Mein höchster Respekt.

Irgendwann waren dann auch die Staffeln im Ziel, die meisten Einzelstarter und ein Mitglied, welches einen erheblichen Hänger auf der Laufstrecke hatte, hat A. auch noch ins Ziel gebracht. So waren alle glücklich und zufrieden und nachdem wir das Auto gefunden hatten, ging es auch schnell ins Bett.

Danke an alle, die dies einen wundervollen Tag gemacht haben. Und die Organisation ist auch für Zuschauer perfekt. Außer vielleicht die Ausschilderung der Parkplätze ;-).



Mittwoch, 30. Juli 2014

Inklusion?

Der größte Fehler, den man als Blogger machen kann, ist zu begründen, warum man der Meinung ist über ein Thema etwas zu schreiben.

Immerhin gilt in diesem Land Meinungs- und Pressefreiheit (die juristische Frage, ob ein Blog Presse ist, lass ich mal außen vor) und so ist es natürlich das Recht eines jeden Bloggers, jeglichen Blödsinn ins Netz zu stellen.

Trotzdem muss man, wenn man sich mit dem Fall Markus Rehm immer die Frage der Perspektive stellen. Die der Perspektive des behinderten Menschen und die des nicht behinderten Menschen. Und die Perspektive der Beteiligten. (Btw: Ich versuche mich bei den Bezeichnungen an die Tipps von Leidmedien.de zu halten, eine Seite auf der jeder mal lesen sollte. Bin da aber auch nicht perfekt.)

Und man muss seine eigene Perspektive betrachten. Als nicht behinderter Mensch über die Leistungsfähigkeit von behinderten Menschen zu urteilen, ist immer schwierig.

Und daher möchte ich auch kurz meine eigene Perspektive schildern. Ich bin mit einer Behinderung aufgewachsen. Und dieser Satz beschreibt es. Denn in meinem Erwachsenenalter sieht man mir die Behinderung nicht mehr an. Sie beeinträchtigt mich minimalst, so dass ich als Erwachsener eher ein nicht behinderter Mensch bin. Als Kind jedoch habe ich alle Probleme kennen gelernt und bin geprägt worden durch eine sichtbare Behinderung. Und da ist das als Letzter bei jedem Fußballspielen gewählt zu werden, eher noch die kleinste Problematik.

Ich bin zumindest froh mich mit allen gemeinsam in einem Wettkampf messen zu können. 

Nun gut, kommen wir zum Thema. Markus Rehm durfte bei der Deutschen Meisterschaft starten, gewann und darf nun nicht bei der EM starten, weil seine Prothese ihm eventuell einen Vorteil bringt (das klingt schon beim schreiben schon sehr komisch).

Zugelassen war Markus Rehm unter Vorbehalt, wie man auch auf seiner eigenen Webseite nachlesen kann. Wichtig ist dabei: Markus Rehm hatte diese Regelung akzeptiert. Zumindest liest sich das so.

Dabei kann ich sehr gut verstehen, dass Markus Rehm bei "normalen" Meisterschaften starten will. "Wir haben keine Gegner mehr" ist für jeden Sportler demotivierend. Sich dann mit den Besten zu messen, sei ihr Fuß nun aus Fleisch und Blut oder Carbon ist nur logisch.

Ich denke für alle ist logisch, dass dann Carbon und Fleisch und Blut vergleichbar sein müssen. Man kann natürlich in einer Prothese einen Federeffekt einbauen, man muss es aber nicht. Bzw. der kann so groß sein, dass er Vorteile bringt, er muss es aber nicht. Und hier meines Erachtens haben die Leichtathletikverbände auch ganz stark gepennt. Oscar Pistorius bestand bereits 2008 auf sein Recht mit allen anderen starten zu dürfen. Und bereits da hätte allen Verbänden klar sein müssen, dass dies kein Einzelfall bleiben würde. Hier hätte man die - zugegeben nicht einfache - Frage klären müssen, welche Art von Prothesen welchen Vorteil bringen und welchen Nachteil ausgeglichen werden muss damit man gleiche Chancen hat. Man hätte mit allen Beteiligten eine Lösung suchen und finden müssen. Und man hatte dazu Zeit.

Und selbst wenn man sieht, dass Markus Rehm die Einschränkungen akzeptiert hat und nun ein "Vorteil" festgestellt wird, dann ist das fragwürdig. Das klingt nach über Knie gebrochenes Gutachten. Das klingt nicht nach den juristischen Maßstäben, die der CAS im Fall Pistorius aufgestellt hat. Zumindest kann man sehr gut daran zweifeln und dies tut ja auch u.a. Markus Rehm. Insofern kann ich Markus Rehms Ärger nachvollziehen, obwohl er den Vorbehalt akzeptiert hat.

Und der DLV verhindert gleichzeitig noch die internationalen Verbände unter Druck zu setzen, die oben gestellten Fragen endlich zu klären. Damit die Besten gemeinsam sich messen können. Bei EMs, WMs und bei Olympia. Überall dort, wo es geht. Diese ganzen Meister ihres Sportes haben es verdient.

Sehr groß reagierte nebenbei der Christian Reif (einer der besten deutschen Weitspringer). Zwar wahrscheinlich vorformuliert und vielleicht nicht in jedem Wort perfekt, aber doch von großem Respekt geprägt. Und das ist Sportmanship pur:

Freitag, 25. Juli 2014

Festhalle ich komme!

Alea iacta est, sagt der Lateiner so schön. Erst anmelden, dann denken, sagt der Ausdauersportler so schön.

Die Herbstmarathonwürfel sind gefallen. Nachdem mich letztes Jahr die Umstände an einem Finish in Frankfurt gehindert haben, muss ich dieses Jahr da wieder hin. Den Endgegner Mainzer Landstraße bezwingen und in die Frankfurter Festhalle einlaufen.

Status? Angemeldet!

Frankfurt ich komme!


Montag, 21. Juli 2014

Ein Wochenende in Bewegung

Wenn man so akut keinen Wettkampf hat, dann kann man auch so einfach mal nach Lust und Laune unterwegs sein.

Das Wochenende und die Sonne bot sich dafür an und so überlegte ich am Freitag Samstag länger laufen zu gehen und Sonntag zwei gute Freunde in Lüneburg zu besuchen. Mit dem Rad.

Gesagt getan. Bei dem Wetter muss man immer so ein bisschen seine Flüssigkeitsversorgung planen und da bietet es sich in Hamburg an von Wasserstation zu Wasserstation zu laufen. Denn dankenswerterweise hat Hamburg Wasser schon vor Jahren öffentliche Trinkstellen an der Alster, im Stadtpark und auf dem Rathausmarkt aufgestellt. Also zumindest sind das die, die ich kenne.

So also der grobe Plan. Und irgendwas um die 30 Kilometer sollten es werden. Ich bin nicht so der Rundenläufer und nun vier mal die Alster zu umrunden mit ihren zwei Trinkstellen empfand ich als langweilig. Zwar ist die Runde wirklich schön, aber irgendwann auch langweilig.

Und so trieb mich die Schlagzeile "Elbphilharmonie eher fertig" in Richtung Hafencity. Machen wir doch einfach mal ein Sightseeing Lauf. Und so ging es durch die Wallanlagen in Richtung Helgoländer Allee und Landungsbrücken.

Das ist nicht perfekt zu laufen, weil natürlich viele Ampeln, aber wenn man Zeit hat und einfach nur Kilometer machen will, dann ist der Blick auf die Elbe jede Pause an einer Ampel wert.

Dann also in Richtung Kehrwiederspitze. Und da blinzelt sie im Vormittagslicht, die Elbphilharmonie. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber viele Menschen werden die ohne Kräne gar nicht wieder erkennen. 


Ich bin ja auch ein Meister darin zu verpeilen, was so in meiner Stadt los ist und so wunderte ich mich über die Fülle in der sonst eher leeren Hafencity. Aber ups, da liegt ein ziemlich großes Schiff rum. Hallo Queen Mary, willkommen in Hamburg.


Und dieses Schiff ist riesig. Das kommt auf dem Bild nicht so raus, aber es ist wirklich imposant.

Nun denn, zurück an die Alster, das Wasser wird langsam knapp. Die Kilometer alle so um die 7:00 bis 7:10 abgerissen, es lief langsam und flüssig. Nur die Flüssigkeit wird knapp.

Kein Wunder, viel Schatten bietet die Hafencity nicht und so läuft der Schweiss auch ordentlich runter. Durch den alten Zolldurchgang, ab zum Rathausmarkt. Bäh über den Dreck sind wir vor einer Woche aus der Alster gestiegen? Lieber nicht drüber nachdenken.

Weinfest auf dem Rathausmarkt? Wer es denn mag. Foto und weiter.



Wasser nachgefüllt und ab zur Binnenalster. Bekannte Gesichter getroffen und wieder in die Alsterrunde eingebogen, aber nicht ohne vorher noch einen Blick zurück zu werfen.


Bis dahin waren so grob 15 Kilometer geschafft, hieß also noch 1,5 mal die Alsterrunde und zurück zum Auto. Warm war es und so schleppte ich mich von Wasserstelle zu Wasserstelle. Das Tempo war jetzt nicht mehr ganz zu halten und ab und zumal war auch eine Gehpause im Wind notwendig. Aber insgesamt flutschte das noch ganz okay.

Nach 26 Kilometern war dann aber Schluss. Zu heiss, zu lang, zu fertig. Egal. Eine Pace von 7:24 ist zwar nicht gerade das gelbe vom Ei, aber für den ersten richtig langen Lauf dieses Jahres schon mal ganz okay.

Und weil man ja ein bisschen verrückt ist, sattelte ich am nächsten Morgen das Fahrrad. Die Vier- und Marschlande sollten jedem Radbegeisterten in Hamburg ein Begriff sein. Die Radstrecke in Hamburg schlechthin. Der große Vorteil? Man hat gut 30 Kilometer ohne eine Ampel oder einer Kreuzung bei der man Vorfahrt gewähren muss. Dazu eine schöne Landschaft und eine flache Rollstrecke. Die jedoch immer windig ist, weil sie direkt an der Elbe liegt.

Der Nachteil? Es ist auch eine sehr beliebte Ausflugstrecke für Motorrad- und Autofahrer. Und nicht alle nehmen Rücksicht auf Fahrradfahrer. Aber das ist noch mal ein gesondertes Thema.

Meine Wenigkeit radelte aber nur die 16 Kilometer bis zur Zollenspieker Fähre, wollte ich doch endlich mal mit dem Rad hier übersetzen. Die Fähre pendelt im 10 Minuten Abstand und mit dem Rad zahlt man 2,50 EUR für die Überfahrt. Danach also ins wilde Niedersachsen. Feststellung 1: Der Landkreis Harburg (bekannt für sein Kennzeichen WL) geht deutlich weiter nach Osten, als ich das in meinem geografisch ungebildeten Hirn mir vorstellen konnte. Feststellung 2: Hübsch ist es hier.

Auf der Elbe





Ich radelte also weiter über Tönnhausen, Hunden, Oldershausen, Handorf, Wittorf bis Bardowick. Die Strecke so ist schön, relativ verkehrsarm und außer dem Stück zwischen Wittorf und Bardowick mit vernünftigem Asphalt gesegnet. Kurzum: Ein Radlerparadies.

Schnitt war eher langsam, denn zum einen radelte ich gegen den Wind, zum anderen war ich nicht unterwegs um Rekorde zu brechen. So pendelte sich der Schnitt irgendwo bei 25 km/h ein, wobei dabei die Pausen zum gucken, wo ich eigentlich hin muss nicht rausgerechnet sind.

Von Bardowick ging es dann über Vögelsen nach Lüneburg. Kleiner Haken hierbei: Die Brücke über die Autobahn und Bahnstrecke ist offiziell für Radler gesperrt. Warum ist nicht so richtig klar, denn es handelt sich grob um einen Abschnitt von 100 Metern. Man kommt wohl durch eine Unterführung an der Bahn weiter, aber die ist nicht wirklich gut ausgeschildert.

In Lüneburg dann noch kurz eine kleine Paris-Roubaix Einlage gemeistert, da ich mich so verfahren hatte, dass das Kopfsteinpflaster unausweichlich war. 

Danach dann die verdiente Mittagspause bei A. und M., die netterweise mit den Mittagsnudeln auf mich warteten und mir welche abgaben. 

Nach der Pause machte der M. dann auch meinen Tempomacher und führte mich zur Geesthachter Brücke. Nun also über Ochtmissen, Bardowick, Barum, Horburg, Bütlingen und Tespe ran an die Elbe.

Der M. kann nicht langsam, ist er doch so ein verstecktes Sporttier und so ging es im lockeren 30er Schnitt zurück. Aber ich konnte ja gemütlich lutschen, immerhin kannte ja nur er den Weg ;-). Und im Windschatten kann ich das auch nach 70 Kilometern locker fahren. 


Von Tespe dann auf dem wunderschönen Elbdeich bis Rönne. Hier trennten sich dann unsere Wege, der M. musste weiter üben, ich musste nach Hause. 

Rüber über die Brücke. Für mich immer etwas schwierig, denn meine Höhenangst macht sich immer dann bemerkbar, wenn es über enge Wege und bewegtes Wasser geht. Deswegen ist das Foto auch mit wackeligen Beinen geschossen. 






Das Gute an der vorherrschenden Windrichtung? Nun ging es mit Rückenwind und lockeren 30 km/h zurück. Das schlechte am Wetter? Die Flüssigkeit war schneller alle, als das Ziel näher kam. So musste noch ein Tankstopp an der Zollenspieker Fähre eingelegt werden, gibt es dort doch auch ein Kiosk. Rein mit dem Nass in den Körper, aber langsam war ich ein SUV auf einem Fahrrad. Man kam mit dem trinken gar nicht mehr hinterher. 


So wurde auf den letzten 13 Kilometern (!) noch mal alle Trinkflaschen geleert.

Bisschen heikel ist es bei einem solchen Wetter am Oortkatener (oder Hohendeicher) See. Hamburgs schönster Badesee ist dann doch relativ überfüllt und Leute neigen dazu nicht zu gucken, bevor sie über die Strasse gehen und/oder ihre Tür öffnen. Daher: Tempo raus und lieber vorsichtig fahren. Zum Glück dachte dies auch der Autofahrer hinter mir und meinte nun nicht auf diesen 2 Kilometern noch überholen zu müssen. Sehr vernünftig. 


Danach aber Vollgas. Und an der Tatenberger Schleuse war dann mit 117 Kilometern und einem Stundenmittel von 26 Kilometern Schluss. Hier bildete sich schon ein kleiner Rückfahrerstau, muss man hier doch links abbiegen um wieder in Richtung City zu kommen. Nur gut, dass ich ein kleines bisschen weg geparkt hatte. 

Insgesamt bin ich erstaunlich fit nach diesen 143 Kilometern am Wochenende. Wäre da nicht das mitfiebern bei unseren Roth Startern. Die seien beglückwunscht oder ganz doll geknuddelt. Denn leider zerriss die Temperatur auch den ein oder anderen. Trotzdem: Helden seid ihr alle. An den Start zu gehen und es bei diesen heftigen Temperaturen zu versuchen nötigt schon jeglichen Respekt ab. Und noch mehr Respekt nötigt es ab nicht das komplette Risiko zu gehen und am Ende im Krankenwagen zu landen, sondern lieber das Finish Finish sein zu lassen und auf den Körper zu hören. 





Donnerstag, 17. Juli 2014

Mick und Eno, ihr rockt das Ding!

Dieses Wochenende ist die Challenge Roth, wahrscheinlich das 1B Event im gesamten Triathlon.

Und auch meine kleine unbedeutende Triathlonabteilung hat eine größere Gruppe an Startern hingeschickt.

Stellvertretend für die Starter möchte ich zwei Helden des Alltages viel Erfolg wünschen. Mick und Eno. Beide haben mich im Kraichgau mehr oder minder ins Ziel motiviert und so ist es Zeit wenigstens ein bisschen zurück zu geben, auch wenn ich leider nicht vor Ort sein kann.

Mick ist ein ruhiger und introvertierter Typ. Er zeigt es nur nicht so. Nein, seien wir ehrlich: Ohne Mick wäre es nur halb so spaßig in unserer geliebten Abteilung, er spielt den Vorsänger, wenn wir schief und lauf singen und er ist immer der Erste und der Letzte, wenn es um das Anfeuern der Abteilungsmitglieder geht.

Und was wäre Elmo, wenn nicht Mick in ihm stecken würde?

Also Mick: Ich weiß deine Vorbereitung ging nicht so glatt, wie du dir das gewünscht hättest und Wehwehchen hattest du auch genüge, aber wenn es nicht mehr geht, dann geh einfach, denk an Elmo, klatsch Kinder ab, denk an die Pose im Ziel und dann geht es wieder. Du weißt, dass mein Herz bei dir ist.

Hau rein Mick!

Eno ist sozusagen unser Frankfurter Außenposten. Wer in Frankfurt lebt, muss Humor haben und das hat Eno. Streckenposten werden von ihm mal mit einem "BUUUUHHH" begrüßt und auch sonst hat er eigentlich in jeder Lebenslage einen fröhlichen Spruch auf Lager. Und wenn ihm selber gerade das Bein vor Schmerzen abfällt, er wird für dich immer noch irgendwas motivierendes brüllen können.


Auch bei dir lief nicht alles rund und auch du schleppst dich mit ein zwei Wehwehchen durch die letzte Zeit, aber das zählt alles nicht, such dir ein schönes Hinterteil, fahr hinterher und so ein Marathon machst du doch mit links. Und du selber sagtest ja mal "Schwimmen geht immer". Dann geht es auch dieses Wochenende.

Hau rein Eno!

Montag, 14. Juli 2014

Das wir Gefühl

Der Hamburg Triathlon, aufgrund seines ehemaligen Hauptsponsors auch Traubenzucker Triathlon genannt, stand also an.

"Der weltgrößte Triathlon" behauptet er zu sein, was angesichts der möglichen Größen von Feldern in einem Triathlon nun nicht wirklich eine Kunst ist. Groß muss nicht immer großartig bedeuten, wie man z.B. beim Berlin Marathon sehen kann. Die Gefahr einer seelenlosen Massenveranstaltung ist immer gegeben.

Letztens warf der gute Tim aus Kiel die berechtigte Frage nach Wachstum und Modeerscheinung Triathlon auf. Die Frage ist einfach, wann Masse Klasse ersetzt. Natürlich möchte man als early adopter, wie der gute Tim einer ist gerne eine gewisse Exklusivität behalten. Kann ich gut nachvollziehen. Und wenn ein windschattenfreies Rennen aufgrund der Starterzahl einfach nur noch auf dem Papier stattfinden kann, dann ist das gesunde Wachstum definitiv überschritten.

Wo genau die berühmte gesunde Mitte erreicht ist, kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten. Schön wären vielleicht neue, spannende mit Herz organisierte Rennen. Das wäre ein Wachstum, welches ich gut finden würde. Weniger gut ist die Erweiterung von Starterfeldern bis zum Erbrechen auf den immer gleichen Strecken.

Aber da sind wir gleich beim nächsten Problem. Attraktivität bedeutet auch immer, dass ich eine Radstrecke von entsprechender Länge bastel. Denn seien wir ehrlich: 90 Kilometer auf einer 10 Kilometerrunde zu fahren ist eher nicht so doll. Und da kommen wir immer zu dem Belastungsproblem. Gerüchteweise leben dort, wo wir unseren Sport treiben Menschen und die können sich teilweise auch andere Dinge vorstellen, als eine gesperrte Straße. Hier einen - gerechten - Ausgleich von Vorteilen und Nachteilen hin zu bekommen, ist gar nicht so einfach.

Und er wird dann nicht einfacher, wenn solche Spinner wie "Einzelhandelsverbände" ihren unqualifizierten Mist absondern und im Hamburger Abendblatt was von der Belastung des Einzelhandels durch die samstägliche Sperrung faseln. Derselbe Einzelhandel, der am Donnerstag und Freitag von den auswärtigen Teilnehmern des Triathlons belagert wurde, wenn ich mal meine subjektive Zählung von Triathlon Beuteln und Einkaufsbeuteln innenstädtischer Geschäfte an einer Person als Maßstab nehme.

Es ist sowieso bemerkenswert, dass das Hamburger Abendblatt die Story von "zuvielen Veranstaltungen in der Innenstadt" immer dann bringt, wenn Triathlon ist. Und für die Hamburger Innenstadt (sehr wenig Anwohner) anscheinend andere Maßstäbe gelten, als für St. Pauli (sehr viele Anwohner), wo Menschen sich Böllereien nach Fußballspielen und Pissen mit Blumenkette gefallen lassen müssen.

So genug gemotzt.

Der Vorteil eines Heimrennens ist, dass man mit Rad und Bahn zum Start fahren kann. Eigentlich wollte ich ganz mit dem Rad fahren, aber da ich nicht schon vor dem Start auf dem Rad nass werden wollte und die Wolke doch sehr dunkel war, wurde es eine 50/50 Kombination.

Meiner Form war ich nun so gar nicht sicher. Training? Wird ja traditionell vollkommen überbewertet. Aber wenn man schwimmen soll, dann bringt Training halt auch Sicherheit.

Nun gut. Beim Rad Check In das Schwesterherz getroffen und ihr erstmal Mut zugesprochen. Formulieren wir es mal so: Die Familie hat andere Stärken als schwimmen.

Aber die Sorge ist schnell verflogen, wenn man den ganzen FCSP Haufen so nach und nach trifft. Erstmal strahlt einen K. an, die als Helferin zwei Tage auf den Beinen ist und deren Einsatz man stellvertretend für alle Helfer nicht laut genug loben kann. Alle Helfer freundlich, zuvorkommend und noch anfeuernd, wenn dafür die Möglichkeit bestand. Und ich möchte nicht gut 5 Stunden lang im Regen die Radstrecke sichern und durchgängig per Handzeichen auf eine gefährliche Kurve aufmerksam machen.

Danke liebe Helfer! Ohne euch wäre so eine Veranstaltun nichts und ihr werdet immer zu wenig gewürdigt.

An dieser Stelle mal ein großes Herz an die Veranstalter des Wutzrock, dort war ich am Samstag und was dort von Helfern und zwar nur von Helfern auf die Beine gestellt wird, das ist einfach wundervoll.

Wir hatten als Abteilung die meisten Räder an einen Platz gestellt. So konnte man sich fröhlich unterhalten. T. erzählte seine Geschichten von den Bieler Lauftagen, S. erzählte noch mal, wie er als böser Bube disqualifiziert wurde und wir alle hatten was zu lachen.

"Wir" so ein großes Wort. "Wir sind Weltmeister" wird man wohl heute und in den nächsten Tagen häufiger hören. Und der @kaffchris merkte nicht ganz zu Unrecht auf Twitter an, dass wir auch immer ein ihr enthaltet. Und gerne auch mal ein "wir sind besser als ihr". Und damit der Beginn des menschlichen Ausgrenzungsmechanismus. Dem muss man sich bewusst sein. Auch wenn einem in dem "wir" gerade das Herz aufgeht.

"Wir sind St. Pauli" stimmte unser geliebter Elmo an. Und es stimmt. Wir sind St. Pauli Triathlon. Ein Haufen von unterschiedlichsten Leuten, den die Liebe zum Sport und Verein zu einem "wir" zusammengeschweisst hat. Auch mehr oder minder zufällig. Das Video unserer Gesangseinlage würde jetzt wahrscheinlich diese Seite sprengen, aber stellt es euch einfach vor, wie wir laut und falsch vor dem Schwimmstart singen.

A. aus Schottland war da und wenn sie denn so fragt, was "mein Hase"  (= ich) so schwimmen will, dann weiß man, dass man nicht der Einzige ist, der nicht so wirklich gut beim schwimmen ist.

Mein Neo wird wahrscheinlich diese Alster nicht mehr sehen, denn auch diesmal war die Alster brühwarm. Immerhin: Der Geschmack war besser als letztes Jahr und so ging es nach einem kurzen Einschwimmen ab auf die wilde Hatz. Für die meisten. Ich eher gemütlich hinterher. Einen anderen Teilnehmer hatte ich schnell überholt, der Rest noch in Sichtweite. Das lief doch ganz ordentlich.

Ich hatte schnell mein Gefühl gefunden, die Nervösität war verflogen und ich konnte Meter um Meter machen. Langsam aber gleichmäßig. Irgendwann war der zweite und dritte Teilnehmer meiner Gruppe überholt und siehe da, da war doch T. der einen schönen Stil krauelt. Dies aber eben langsam. So wurde es bis zum Schwimmausstieg ein vereinsinterner Showkampf, der aber knapp von T. gewonnen wurde.

43:48 stand am Ende beim Schwimmsplit. Damit war ich etwas langsamer als in Ingolstadt (genau genommen 16 Sekunden), aber da man nie genau weiß, wo genau gemessen wird, nehmen wir das mal als "gleichschnell" zu den Akten.

Nach dem Schwimmen noch ohne Bierdurst


Es wartete die ellenlange Hamburger Wechselzone. Und ja, da kann ich mich definitiv noch verbessern. Socken anziehen dauert zu lange, alles andere dauert zu lange, das laufen erst barfuss, dann in Radschuhen nervt etc. pp. Kurz: In unterirdischen 7:12 hatte ich auch diesen Part hinter mich gebracht.

40 Kilometer in zwei Runden waren nun zu fahren. Vorbei an vielen schönen Stellen der Hansestadt Hamburg. Leider begann es immer mehr zu regnen und so regierte in jeder Kurve bei mir die Vorsicht. Lieber eine Minute langsamer sein, als hübsche Schürfwunden nachzubehalten.

Vollkommen überflüssig ist und bleibt der Schlenker über die Reeperbahn. Sorry, nur damit jeder Teilnehmer mal lernt, wie übel nach Pisse die Reeperbahn am Sonntag morgen riecht? Hübsch ist das nicht und notwendig ist diese Runde auch nicht. Ansonsten ist die Speicherstadt, Altona, Teufelsbrück Kulisse für den Radsplit. Das ist hübsch.

Erste Runde war bei mir doch relativ zäh. Meine Beine schwer und wieder die Feststellung, dass ich mit meinem Bruststil zu viel Kraft beim Schwimmen verliere. Da muss dann doch irgendwann mal die Technikumstellung gelingen.

Auffällig: Sehr viele Pannen am Straßenrand und beinah alle bei irgendwelchen hochgezüchteten Zeitfahrmaschinen. Ich bin nun kein Profi, aber kann dieses Material ggf. nasse, sandige Straßen nicht wirklich ab? Riesigen Respekt an alle Unglücklichen: Sie flickten und fuhren weiter. Auch das ist Triathlon.

Ich hatte nun langsam mein Tempo gefunden und mein Tempo war auch jenseits der 30 km/h das rollte gut und so erhoffte ich mir einen guten Radsplit. War er am Ende mit 1:22:16 auch. Die Zeit auf meinen Traum von 1:20 hatte ich zu Beginn verloren. Und siehe da, der vereinsinterne Battle mit T. ging in eine neue Runde, hatte ich ihn doch am Ende der Radstrecke wieder eingeholt.

Da hätte ich schon zwei genommen...


Das mit dem Wechsel üben wir noch mal. Z.B. wäre es ja hilfreich keine Schleifen in den Schuhbändern zu haben. Oder die Sonnencreme aus den Schuhen zu nehmen und nicht erst zu 2/3 in den Schuh zu schlüpfen, bevor man das merkt. Da ist noch Optimierungsbedarf.

Die Beine etwas schwer, die Problemwade so ein bisschen am zwicken. Ich war nicht so richtig sicher, was ich auf der Laufstrecke so zustande bringen konnte.

Die Support- und Fotocrew (danke, danke, danke) munterte einen wieder auf und so begann der Lauf.

Die Strecke an der Außenalster ist dem Hamburger von unzähligen Trainingsläufen bekannt. Sie gehört wohl auch zu den schönsten Laufrevieren, die man innerstädtisch so basteln kann. Insofern: Hier hat man was zu gucken.

Ich lief irgendwo ein Tempo knapp über 6 Minuten. Forcieren oder hier "Bestzeit oder Tod" zu spielen war irgendwie nicht drin. Die Problemwade mochte dieses Tempo so gerade eben und eine Bestzeit ist aufgrund der langen Wechselzonen in HH sowieso nicht wirklich möglich. Die entgegenkommenden (Wendepunktstrecke) Vereinskameraden wurden wahlweise angefeuert oder mit einem "Stell Bier kalt" in Richtung Ziel geschickt. Der J. konnte sich ein "Nobs, du geile Sau" nicht verkneifen und musste sich seinerseits ein "Na J. spürst du schon meinen kalten Atem im Nacken?" gefallen lassen. Der Getränkestand an dem dieser Dialog stattfand, hatte seinen Spaß.

Die ersten 5 noch in 5:54 erledigt, konnte ich die zweiten 5 in diesem Tempo nicht mehr ganz halten. Hier musste letztendlich eine 6:14 Pace reichen. Insgesamt 1:00:30 für die Laufeinlage, das ist im Triathlon doch ganz ordentlich.

Da schon drei (alle Bilder unter Copyright, danke D. fürs knipsen und zur Verfügung stellen.)


Im Ziel wartete dann die gesamte Meute (boa, da wird man ja rot vor soviel Aufmerksamkeit) und gemeinsam konnten wir einen schönen Tag feiern. Von 3910 (oder 2000 + 1910) Startern war ich nach dem Schwimmen 2540ster und im Ziel dann 2454ster. Man sieht schon, wo meine äh Stärken liegen.

Weil auch die Frau @eiswuerfelimsch fragte: Ja, der Wettkampf lohnt sich. Mehr Sehenswürdigkeiten kann man in HH nicht erlaufen und die Stimmung an der Strecke ist gut. Man hat immer wieder Publikum und der Zieleinlauf hat schon was. Ist ein Gänsehautmoment. Veranstaltung hat vielleicht nicht das Herz eines Kraichgau Triathlons, aber die Mischung zwischen Herz und Professionalität stimmt hier.

Man muss sich nebenbei nicht ein Jahr vorher anmelden. Für dieses Jahr gab es bis ins Frühjahr hinein Plätze. Und sonst gibt es auch eine gut organisierte Tauschbörse.

Ich bin nächstes Jahr auch wieder da.

Und so kommen wir zu einem Fazit: Das "wir" gewinnt. Mit all seinen Vereinskollegen zu starten und gemeinsam so einen Wettbewerb zu bestreiten ist auch in der sehr individualistischen Triathlonwelt etwas schönes.