Montag, 8. September 2014

Mentale Härte / 24 Stunden Lauf von Rüningen

Freunde der Sonne. Das Schwesterherz hat ja ab und zumal komische Ideen. So wollte sie wirklich mal an einem 24 Stunden Lauf teilnehmen. Und suchte sich die 24 Stunden von Rüningen aus.

Rüningen? Ist ein Stadtteil von Braunschweig.

Und so machten wir uns am Samstag auf den Weg nach Rüningen. Über die B4 ging es gemächlich nach Braunschweig und auch der Ort des Geschehens war schnell gefunden. Ein guter Platz für das Campen war nach einer kurzen Verwirrung auch gefunden, denn ich hatte beschlossen Camping zu machen, währen die feine Dame ein Hotelzimmer nutzte.

Was ist nun so ein 24 Stunden Lauf? Man startet eine Rückwärts laufende Uhr von 24 Stunden und dann lässt man die laufen. Bis man bei 0 ist. Und wer in dieser Zeit am meisten Kilometer gemacht hat, der hat gewonnen. Wobei das gewinnen hier sehr unwichtig ist. Ebenso wie das Erreichen irgendeines Zieles. Der "Wettkampf" steht unter dem Motto "Ich laufe soviel ich will, wann ich will." und das wird auch gelebt. Gerade, da es auch eine Familienwertung gibt und so auch kleine Deerns und Jungs ihre Runden machen.

Runden? Ja liebe Leser, wir sprechen hier von einer 1 KM Runde, die komplett auf einer Bezirkssportanlage verläuft. Man könnte auch sagen: Rum um den Rasentrainingsplatz, rum um den Grandtrainingsplatz, rum um die Tartanbahn des Spielplatzes. Um euch einen kleinen Eindruck zu vermitteln, habe ich mich als Videofilmer versucht. Leider war mein Speicher nicht ausreichend, um einmal eine ganze Runde aufzunehmen, so fehlt das Tartanbahn Stück. Aber ich denke, dass ganze gibt doch einen ordentlichen Eindruck: 


Während mein Schwesterherz etwas reissen wollte, war mein Plan das Motto der Veranstaltung doch ein bisschen auszureizen und meinen Long Jogg am Samstag auf der Strecke zu absolvieren.

Das klappte auch ganz ordentlich, auch wenn mir die schwüle Feuchtigkeit doch ordentlich zusetzte und so das Tempo zu wünschen übrig lies. Und noch etwas lernte ich: So angenehm es ist auf Rasen zu laufen, es kostet (zumindest mir schweren Läufer) auch ordentlich Kraft.

Ich bin normalerweise kein Rundenläufer und so witzelten Schwesterherz und ich schon nach drei Runden, dass dieses Rundengelaufe doch mentale Härte gibt. Aber das erstaunliche ist: Das ganze ist äußerst kurzweilig. Man trifft schnell Leute mit denen man mal schnacken kann oder erfreut sich an den ganz vielen Kindern, die irgendwelchen Schabernack treiben, während sie (gehend) ihre Runden absolvieren. Teilweise kommen da ordentlich Kilometer bei den Knirpsen zusammen. Ich spiele jetzt mal nicht den Mahner, sondern erfreue mich lieber daran, dass Kinder so frei und fröhlich Freude an Bewegung finden. Teilweise wird auch der Plüschhund mitgenommen, der dann die Plüschtierwertung (inoffiziell) gewinnt, auch wenn er mal zwischen durch gegen einen Plüschmarienkäfer getauscht wird.

Man hört viele Gespräche mit. So auch dies eines der Freaks, die wirklich 24 Stunden mehr oder minder am Stück sich bewegen. "Hey, wie trainierst du eigentlich auf einen Marathon" "Ich trainiere nicht, ich laufe!"

Oder die Dame, die auf die Frage, ob sie denn die Nacht durchgelaufen sei, antwortete, dass sie dies nicht sei, sie habe einen Kaffee getrunken und sei auf Klo gewesen. Naja, so eng würde ich das nun nicht sehen.

Die Veranstaltung an sich ist nahezu perfekt organisiert. Jede Runde hat man die Möglichkeit sich zu verpflegen und es gibt zu jeder Tages- und Nachtzeit Obst, Riegel, Wasser, Iso und später auch Cola, Red Bull, Kartoffeln, Stullen, alkoholfreies Bier. Da kann man sich rund futtern.

Für ein Musikprogramm wird per Schülerband (mit einem sehr eingeschränkten Programm, was ca. 2 1/2 mal gespielt wurde), Konserve (auch sehr eingeschränkt, so ungefähr 4 mal durchgenudelt) und einem Jazzfrühshoppen (die waren cool) gesorgt. Aber das klingt nun negativer, als es war. War nicht viel Helene Fischer und viel Metal dabei. Kann man mal 24 Stunden hören.

 In der Ruhe liegt die Kraft

Das Tempo wählt jeder frei. Und so gibt es hier ebenso langsame Walker, wie es auch eine Staffel gibt, die am Ende über 300 Kilometer abreisst. Erstaunlich: Es ist ab und zumal voll auf der Anlage, es muss jeder viel überholen und es fällt trotzdem nicht ein böses Wort. Eher entschuldigt man sich, dass man nicht schnell genug aus dem Weg gegangen ist.

Nach 24,57 KM (die 0,57 waren einem Klolauf geschuldet) war mein "ernster" Teil absolviert. Ich machte also Pause, kochte uns was zu essen und wartete auf das Schwesterherz.


Essenspause und auch eine kurze Schlafpause. Es gibt bei diesen 24 Stunden noch eine Sonderwertung. Die Moonlightrunnerwertung. Wer 15 KM zwischen 0 und 4 Uhr abspult, der bekommt noch ein besonderes Shirt. Ich hatte da keine Ambitionen und ging (!) so nur drei Kilometer um die Strecke um ein bisschen warm zu werden. Schwesterherz drehte brav ihre Runden und hatte nach knapp 2 Stunden die 15 Kilometer geschafft und war stolze Besitzerin eines Shirts.

Nun hauten wir uns beide hin, aber mehr als ein unruhiger 5 Stunden Schlaf war nicht drin. Um 9 Uhr sollte es Frühstück geben, was reichlich war und mit viel Kaffee garniert war.

Danach ging es wieder auf die Bahn, auch für mich. Grund? Ganz einfach, wenn man da rumsitzt und zuguckt, dann wird man Mückenfutter. Mein nächtlicher Support hat mir irgendwas um die 12 Mückenstiche gebracht und dies obwohl ich gefühlt noch ca. 200 Mücken erschlagen habe.

Dann lieber langsam um die Bahn drehen. Gesagt getan. Eigentlich wollte ich auch noch so 6 Kilometer locker laufen, aber das war irgendwie nicht drin. Und so fand ich den perfekten Weg für mich die Runden zu absolvieren: Rasen (ca. 500 Meter) gehen, Grand und Tartan laufen (ca. 500 Meter). Das war zu machen, belastete nicht weiter und so drehte ich Runde um Runde. Ups. So weit wollte ich gar nicht, aber ich habe gerade Runde 37 absolviert und habe noch vier Stunden. Naja, kurze Pause, Beine hoch und dann machen wir auch noch die 50 voll.

langsamer als der eigene Schatten


Schwesterherzchen hatte was von "mal gucken was geht" ausgegeben und letztendlich ging noch ordentlich was, aber das kann sie im Detail selber berichten.

Unsere jeweils letzte Runde absolvierten wir 15 Minuten vor Schluss fröhlich gehend. So machte ich die 50 Kilometer in 24 Stunden voll.

Marathon Durchgang (die 195 Meter waren extra ausgeschildert) nach ca. 22 Stunden. Wird wohl auf ewig mein langsamster Marathon bleiben.

Machen wir doch mal ein Fazit: Es hat Spaß gemacht. Durch die Länge ist eigentlich jeder entspannt und jeder zu einem Schnack aufgelegt. Dadurch, dass ich nicht zu viel gelaufen bin und eigentlich immer langsam gelaufen bin, fühlen sich die Beine heute auch okay an. Die Füsse meckern ein bisschen, aber sonst ist alles gut.

Das werde ich allemal noch mal machen.


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