Dienstag, 2. September 2014

Laufen mit Nazis?

Wie unter anderem die TAZ berichtet, hat ein aktiver Hamburger Neonazi ein Profil bei Alsterrunning und will an dem großen Hamburger Alsterlauf teilnehmen.

Nun ist (Hobby-)Sport eher etwas politisch neutrales, bzw. das schöne Wort unpolitisch kommt da zur Bedeutung. Profisport ist nebenbei alleine - entgegen weit verbreiteter Annahme - deswegen nicht "unpolitisch", weil sich von Lokalpolitikern bis Bundeskanzlern alle gerne im Ruhm erfolgreicher Sportler sonnen, in der Hoffnung es falle ein bisschen Ruhm auf sie ab. Das ist hochpolitisch.

Hobbysport ist da schon weniger politisch, aber da es ein "unpolitisch" sowieso nicht gibt bzw. ein "unpolitisch" sehr schnell ein ignorieren hin zu einer Akzeptanz ist, was dann wieder hochpolitisch ist.

Nehmen wir das akute Beispiel: Wenn ich akzeptiere bzw. ignoriere, dass sich dieser Herr in Volksläufen, Laufplattformen etc. tummelt, dann ist das eine Art der gesellschaftlichen Akzeptanz für einen Herren, der woanders Sachen predigt, die mit dem verbindenden Gedanken des Hobbysports aber so gar nix gemein haben. Das er "hier nichts macht", ist kein Argument, denn durch Ignoranz stärke ich ihn in einem sozialen Zusammenhalt und alleine dies stärkt seine Position. Und wenn er dann was macht, dann ist es eventuell schon zu spät.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe keinen Bock mit einem Nazi irgendwo fröhlich zu laufen, wenn ich weiß, dass der mich politisch am liebsten in den Knast stecken würde (bzw. schlimmere Dinge machen würde), weil ich meine Werte vertrete.

Hamburger Veranstalter sollten sich also sehr gut überlegen, ob sie diesen Herren als Anmeldung akzeptieren. Ich für meinen Teil werde mir zumindest sehr gut überlegen, ob ich bei einem Veranstalter starten möchte, der dies ignoriert und damit akzeptiert.

(Bevor hier wieder das Gemeckere von Leuten los geht: dies ist ein Sportblog, er geht deswegen bewusst nicht auf die komplexen Strukturen des Entstehens von Menschenhass und die umfangreichen Facetten der Diskriminierung ein. Darüber wird im Internet an anderer Stelle genügend geschrieben. Das Studium dieser Quellen wird jedem Leser dringend empfohlen. )

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