Mittwoch, 30. Juli 2014

Inklusion?

Der größte Fehler, den man als Blogger machen kann, ist zu begründen, warum man der Meinung ist über ein Thema etwas zu schreiben.

Immerhin gilt in diesem Land Meinungs- und Pressefreiheit (die juristische Frage, ob ein Blog Presse ist, lass ich mal außen vor) und so ist es natürlich das Recht eines jeden Bloggers, jeglichen Blödsinn ins Netz zu stellen.

Trotzdem muss man, wenn man sich mit dem Fall Markus Rehm immer die Frage der Perspektive stellen. Die der Perspektive des behinderten Menschen und die des nicht behinderten Menschen. Und die Perspektive der Beteiligten. (Btw: Ich versuche mich bei den Bezeichnungen an die Tipps von Leidmedien.de zu halten, eine Seite auf der jeder mal lesen sollte. Bin da aber auch nicht perfekt.)

Und man muss seine eigene Perspektive betrachten. Als nicht behinderter Mensch über die Leistungsfähigkeit von behinderten Menschen zu urteilen, ist immer schwierig.

Und daher möchte ich auch kurz meine eigene Perspektive schildern. Ich bin mit einer Behinderung aufgewachsen. Und dieser Satz beschreibt es. Denn in meinem Erwachsenenalter sieht man mir die Behinderung nicht mehr an. Sie beeinträchtigt mich minimalst, so dass ich als Erwachsener eher ein nicht behinderter Mensch bin. Als Kind jedoch habe ich alle Probleme kennen gelernt und bin geprägt worden durch eine sichtbare Behinderung. Und da ist das als Letzter bei jedem Fußballspielen gewählt zu werden, eher noch die kleinste Problematik.

Ich bin zumindest froh mich mit allen gemeinsam in einem Wettkampf messen zu können. 

Nun gut, kommen wir zum Thema. Markus Rehm durfte bei der Deutschen Meisterschaft starten, gewann und darf nun nicht bei der EM starten, weil seine Prothese ihm eventuell einen Vorteil bringt (das klingt schon beim schreiben schon sehr komisch).

Zugelassen war Markus Rehm unter Vorbehalt, wie man auch auf seiner eigenen Webseite nachlesen kann. Wichtig ist dabei: Markus Rehm hatte diese Regelung akzeptiert. Zumindest liest sich das so.

Dabei kann ich sehr gut verstehen, dass Markus Rehm bei "normalen" Meisterschaften starten will. "Wir haben keine Gegner mehr" ist für jeden Sportler demotivierend. Sich dann mit den Besten zu messen, sei ihr Fuß nun aus Fleisch und Blut oder Carbon ist nur logisch.

Ich denke für alle ist logisch, dass dann Carbon und Fleisch und Blut vergleichbar sein müssen. Man kann natürlich in einer Prothese einen Federeffekt einbauen, man muss es aber nicht. Bzw. der kann so groß sein, dass er Vorteile bringt, er muss es aber nicht. Und hier meines Erachtens haben die Leichtathletikverbände auch ganz stark gepennt. Oscar Pistorius bestand bereits 2008 auf sein Recht mit allen anderen starten zu dürfen. Und bereits da hätte allen Verbänden klar sein müssen, dass dies kein Einzelfall bleiben würde. Hier hätte man die - zugegeben nicht einfache - Frage klären müssen, welche Art von Prothesen welchen Vorteil bringen und welchen Nachteil ausgeglichen werden muss damit man gleiche Chancen hat. Man hätte mit allen Beteiligten eine Lösung suchen und finden müssen. Und man hatte dazu Zeit.

Und selbst wenn man sieht, dass Markus Rehm die Einschränkungen akzeptiert hat und nun ein "Vorteil" festgestellt wird, dann ist das fragwürdig. Das klingt nach über Knie gebrochenes Gutachten. Das klingt nicht nach den juristischen Maßstäben, die der CAS im Fall Pistorius aufgestellt hat. Zumindest kann man sehr gut daran zweifeln und dies tut ja auch u.a. Markus Rehm. Insofern kann ich Markus Rehms Ärger nachvollziehen, obwohl er den Vorbehalt akzeptiert hat.

Und der DLV verhindert gleichzeitig noch die internationalen Verbände unter Druck zu setzen, die oben gestellten Fragen endlich zu klären. Damit die Besten gemeinsam sich messen können. Bei EMs, WMs und bei Olympia. Überall dort, wo es geht. Diese ganzen Meister ihres Sportes haben es verdient.

Sehr groß reagierte nebenbei der Christian Reif (einer der besten deutschen Weitspringer). Zwar wahrscheinlich vorformuliert und vielleicht nicht in jedem Wort perfekt, aber doch von großem Respekt geprägt. Und das ist Sportmanship pur:

Freitag, 25. Juli 2014

Festhalle ich komme!

Alea iacta est, sagt der Lateiner so schön. Erst anmelden, dann denken, sagt der Ausdauersportler so schön.

Die Herbstmarathonwürfel sind gefallen. Nachdem mich letztes Jahr die Umstände an einem Finish in Frankfurt gehindert haben, muss ich dieses Jahr da wieder hin. Den Endgegner Mainzer Landstraße bezwingen und in die Frankfurter Festhalle einlaufen.

Status? Angemeldet!

Frankfurt ich komme!


Montag, 21. Juli 2014

Ein Wochenende in Bewegung

Wenn man so akut keinen Wettkampf hat, dann kann man auch so einfach mal nach Lust und Laune unterwegs sein.

Das Wochenende und die Sonne bot sich dafür an und so überlegte ich am Freitag Samstag länger laufen zu gehen und Sonntag zwei gute Freunde in Lüneburg zu besuchen. Mit dem Rad.

Gesagt getan. Bei dem Wetter muss man immer so ein bisschen seine Flüssigkeitsversorgung planen und da bietet es sich in Hamburg an von Wasserstation zu Wasserstation zu laufen. Denn dankenswerterweise hat Hamburg Wasser schon vor Jahren öffentliche Trinkstellen an der Alster, im Stadtpark und auf dem Rathausmarkt aufgestellt. Also zumindest sind das die, die ich kenne.

So also der grobe Plan. Und irgendwas um die 30 Kilometer sollten es werden. Ich bin nicht so der Rundenläufer und nun vier mal die Alster zu umrunden mit ihren zwei Trinkstellen empfand ich als langweilig. Zwar ist die Runde wirklich schön, aber irgendwann auch langweilig.

Und so trieb mich die Schlagzeile "Elbphilharmonie eher fertig" in Richtung Hafencity. Machen wir doch einfach mal ein Sightseeing Lauf. Und so ging es durch die Wallanlagen in Richtung Helgoländer Allee und Landungsbrücken.

Das ist nicht perfekt zu laufen, weil natürlich viele Ampeln, aber wenn man Zeit hat und einfach nur Kilometer machen will, dann ist der Blick auf die Elbe jede Pause an einer Ampel wert.

Dann also in Richtung Kehrwiederspitze. Und da blinzelt sie im Vormittagslicht, die Elbphilharmonie. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, aber viele Menschen werden die ohne Kräne gar nicht wieder erkennen. 


Ich bin ja auch ein Meister darin zu verpeilen, was so in meiner Stadt los ist und so wunderte ich mich über die Fülle in der sonst eher leeren Hafencity. Aber ups, da liegt ein ziemlich großes Schiff rum. Hallo Queen Mary, willkommen in Hamburg.


Und dieses Schiff ist riesig. Das kommt auf dem Bild nicht so raus, aber es ist wirklich imposant.

Nun denn, zurück an die Alster, das Wasser wird langsam knapp. Die Kilometer alle so um die 7:00 bis 7:10 abgerissen, es lief langsam und flüssig. Nur die Flüssigkeit wird knapp.

Kein Wunder, viel Schatten bietet die Hafencity nicht und so läuft der Schweiss auch ordentlich runter. Durch den alten Zolldurchgang, ab zum Rathausmarkt. Bäh über den Dreck sind wir vor einer Woche aus der Alster gestiegen? Lieber nicht drüber nachdenken.

Weinfest auf dem Rathausmarkt? Wer es denn mag. Foto und weiter.



Wasser nachgefüllt und ab zur Binnenalster. Bekannte Gesichter getroffen und wieder in die Alsterrunde eingebogen, aber nicht ohne vorher noch einen Blick zurück zu werfen.


Bis dahin waren so grob 15 Kilometer geschafft, hieß also noch 1,5 mal die Alsterrunde und zurück zum Auto. Warm war es und so schleppte ich mich von Wasserstelle zu Wasserstelle. Das Tempo war jetzt nicht mehr ganz zu halten und ab und zumal war auch eine Gehpause im Wind notwendig. Aber insgesamt flutschte das noch ganz okay.

Nach 26 Kilometern war dann aber Schluss. Zu heiss, zu lang, zu fertig. Egal. Eine Pace von 7:24 ist zwar nicht gerade das gelbe vom Ei, aber für den ersten richtig langen Lauf dieses Jahres schon mal ganz okay.

Und weil man ja ein bisschen verrückt ist, sattelte ich am nächsten Morgen das Fahrrad. Die Vier- und Marschlande sollten jedem Radbegeisterten in Hamburg ein Begriff sein. Die Radstrecke in Hamburg schlechthin. Der große Vorteil? Man hat gut 30 Kilometer ohne eine Ampel oder einer Kreuzung bei der man Vorfahrt gewähren muss. Dazu eine schöne Landschaft und eine flache Rollstrecke. Die jedoch immer windig ist, weil sie direkt an der Elbe liegt.

Der Nachteil? Es ist auch eine sehr beliebte Ausflugstrecke für Motorrad- und Autofahrer. Und nicht alle nehmen Rücksicht auf Fahrradfahrer. Aber das ist noch mal ein gesondertes Thema.

Meine Wenigkeit radelte aber nur die 16 Kilometer bis zur Zollenspieker Fähre, wollte ich doch endlich mal mit dem Rad hier übersetzen. Die Fähre pendelt im 10 Minuten Abstand und mit dem Rad zahlt man 2,50 EUR für die Überfahrt. Danach also ins wilde Niedersachsen. Feststellung 1: Der Landkreis Harburg (bekannt für sein Kennzeichen WL) geht deutlich weiter nach Osten, als ich das in meinem geografisch ungebildeten Hirn mir vorstellen konnte. Feststellung 2: Hübsch ist es hier.

Auf der Elbe





Ich radelte also weiter über Tönnhausen, Hunden, Oldershausen, Handorf, Wittorf bis Bardowick. Die Strecke so ist schön, relativ verkehrsarm und außer dem Stück zwischen Wittorf und Bardowick mit vernünftigem Asphalt gesegnet. Kurzum: Ein Radlerparadies.

Schnitt war eher langsam, denn zum einen radelte ich gegen den Wind, zum anderen war ich nicht unterwegs um Rekorde zu brechen. So pendelte sich der Schnitt irgendwo bei 25 km/h ein, wobei dabei die Pausen zum gucken, wo ich eigentlich hin muss nicht rausgerechnet sind.

Von Bardowick ging es dann über Vögelsen nach Lüneburg. Kleiner Haken hierbei: Die Brücke über die Autobahn und Bahnstrecke ist offiziell für Radler gesperrt. Warum ist nicht so richtig klar, denn es handelt sich grob um einen Abschnitt von 100 Metern. Man kommt wohl durch eine Unterführung an der Bahn weiter, aber die ist nicht wirklich gut ausgeschildert.

In Lüneburg dann noch kurz eine kleine Paris-Roubaix Einlage gemeistert, da ich mich so verfahren hatte, dass das Kopfsteinpflaster unausweichlich war. 

Danach dann die verdiente Mittagspause bei A. und M., die netterweise mit den Mittagsnudeln auf mich warteten und mir welche abgaben. 

Nach der Pause machte der M. dann auch meinen Tempomacher und führte mich zur Geesthachter Brücke. Nun also über Ochtmissen, Bardowick, Barum, Horburg, Bütlingen und Tespe ran an die Elbe.

Der M. kann nicht langsam, ist er doch so ein verstecktes Sporttier und so ging es im lockeren 30er Schnitt zurück. Aber ich konnte ja gemütlich lutschen, immerhin kannte ja nur er den Weg ;-). Und im Windschatten kann ich das auch nach 70 Kilometern locker fahren. 


Von Tespe dann auf dem wunderschönen Elbdeich bis Rönne. Hier trennten sich dann unsere Wege, der M. musste weiter üben, ich musste nach Hause. 

Rüber über die Brücke. Für mich immer etwas schwierig, denn meine Höhenangst macht sich immer dann bemerkbar, wenn es über enge Wege und bewegtes Wasser geht. Deswegen ist das Foto auch mit wackeligen Beinen geschossen. 






Das Gute an der vorherrschenden Windrichtung? Nun ging es mit Rückenwind und lockeren 30 km/h zurück. Das schlechte am Wetter? Die Flüssigkeit war schneller alle, als das Ziel näher kam. So musste noch ein Tankstopp an der Zollenspieker Fähre eingelegt werden, gibt es dort doch auch ein Kiosk. Rein mit dem Nass in den Körper, aber langsam war ich ein SUV auf einem Fahrrad. Man kam mit dem trinken gar nicht mehr hinterher. 


So wurde auf den letzten 13 Kilometern (!) noch mal alle Trinkflaschen geleert.

Bisschen heikel ist es bei einem solchen Wetter am Oortkatener (oder Hohendeicher) See. Hamburgs schönster Badesee ist dann doch relativ überfüllt und Leute neigen dazu nicht zu gucken, bevor sie über die Strasse gehen und/oder ihre Tür öffnen. Daher: Tempo raus und lieber vorsichtig fahren. Zum Glück dachte dies auch der Autofahrer hinter mir und meinte nun nicht auf diesen 2 Kilometern noch überholen zu müssen. Sehr vernünftig. 


Danach aber Vollgas. Und an der Tatenberger Schleuse war dann mit 117 Kilometern und einem Stundenmittel von 26 Kilometern Schluss. Hier bildete sich schon ein kleiner Rückfahrerstau, muss man hier doch links abbiegen um wieder in Richtung City zu kommen. Nur gut, dass ich ein kleines bisschen weg geparkt hatte. 

Insgesamt bin ich erstaunlich fit nach diesen 143 Kilometern am Wochenende. Wäre da nicht das mitfiebern bei unseren Roth Startern. Die seien beglückwunscht oder ganz doll geknuddelt. Denn leider zerriss die Temperatur auch den ein oder anderen. Trotzdem: Helden seid ihr alle. An den Start zu gehen und es bei diesen heftigen Temperaturen zu versuchen nötigt schon jeglichen Respekt ab. Und noch mehr Respekt nötigt es ab nicht das komplette Risiko zu gehen und am Ende im Krankenwagen zu landen, sondern lieber das Finish Finish sein zu lassen und auf den Körper zu hören. 





Donnerstag, 17. Juli 2014

Mick und Eno, ihr rockt das Ding!

Dieses Wochenende ist die Challenge Roth, wahrscheinlich das 1B Event im gesamten Triathlon.

Und auch meine kleine unbedeutende Triathlonabteilung hat eine größere Gruppe an Startern hingeschickt.

Stellvertretend für die Starter möchte ich zwei Helden des Alltages viel Erfolg wünschen. Mick und Eno. Beide haben mich im Kraichgau mehr oder minder ins Ziel motiviert und so ist es Zeit wenigstens ein bisschen zurück zu geben, auch wenn ich leider nicht vor Ort sein kann.

Mick ist ein ruhiger und introvertierter Typ. Er zeigt es nur nicht so. Nein, seien wir ehrlich: Ohne Mick wäre es nur halb so spaßig in unserer geliebten Abteilung, er spielt den Vorsänger, wenn wir schief und lauf singen und er ist immer der Erste und der Letzte, wenn es um das Anfeuern der Abteilungsmitglieder geht.

Und was wäre Elmo, wenn nicht Mick in ihm stecken würde?

Also Mick: Ich weiß deine Vorbereitung ging nicht so glatt, wie du dir das gewünscht hättest und Wehwehchen hattest du auch genüge, aber wenn es nicht mehr geht, dann geh einfach, denk an Elmo, klatsch Kinder ab, denk an die Pose im Ziel und dann geht es wieder. Du weißt, dass mein Herz bei dir ist.

Hau rein Mick!

Eno ist sozusagen unser Frankfurter Außenposten. Wer in Frankfurt lebt, muss Humor haben und das hat Eno. Streckenposten werden von ihm mal mit einem "BUUUUHHH" begrüßt und auch sonst hat er eigentlich in jeder Lebenslage einen fröhlichen Spruch auf Lager. Und wenn ihm selber gerade das Bein vor Schmerzen abfällt, er wird für dich immer noch irgendwas motivierendes brüllen können.


Auch bei dir lief nicht alles rund und auch du schleppst dich mit ein zwei Wehwehchen durch die letzte Zeit, aber das zählt alles nicht, such dir ein schönes Hinterteil, fahr hinterher und so ein Marathon machst du doch mit links. Und du selber sagtest ja mal "Schwimmen geht immer". Dann geht es auch dieses Wochenende.

Hau rein Eno!

Montag, 14. Juli 2014

Das wir Gefühl

Der Hamburg Triathlon, aufgrund seines ehemaligen Hauptsponsors auch Traubenzucker Triathlon genannt, stand also an.

"Der weltgrößte Triathlon" behauptet er zu sein, was angesichts der möglichen Größen von Feldern in einem Triathlon nun nicht wirklich eine Kunst ist. Groß muss nicht immer großartig bedeuten, wie man z.B. beim Berlin Marathon sehen kann. Die Gefahr einer seelenlosen Massenveranstaltung ist immer gegeben.

Letztens warf der gute Tim aus Kiel die berechtigte Frage nach Wachstum und Modeerscheinung Triathlon auf. Die Frage ist einfach, wann Masse Klasse ersetzt. Natürlich möchte man als early adopter, wie der gute Tim einer ist gerne eine gewisse Exklusivität behalten. Kann ich gut nachvollziehen. Und wenn ein windschattenfreies Rennen aufgrund der Starterzahl einfach nur noch auf dem Papier stattfinden kann, dann ist das gesunde Wachstum definitiv überschritten.

Wo genau die berühmte gesunde Mitte erreicht ist, kann ich ehrlich gesagt nicht beantworten. Schön wären vielleicht neue, spannende mit Herz organisierte Rennen. Das wäre ein Wachstum, welches ich gut finden würde. Weniger gut ist die Erweiterung von Starterfeldern bis zum Erbrechen auf den immer gleichen Strecken.

Aber da sind wir gleich beim nächsten Problem. Attraktivität bedeutet auch immer, dass ich eine Radstrecke von entsprechender Länge bastel. Denn seien wir ehrlich: 90 Kilometer auf einer 10 Kilometerrunde zu fahren ist eher nicht so doll. Und da kommen wir immer zu dem Belastungsproblem. Gerüchteweise leben dort, wo wir unseren Sport treiben Menschen und die können sich teilweise auch andere Dinge vorstellen, als eine gesperrte Straße. Hier einen - gerechten - Ausgleich von Vorteilen und Nachteilen hin zu bekommen, ist gar nicht so einfach.

Und er wird dann nicht einfacher, wenn solche Spinner wie "Einzelhandelsverbände" ihren unqualifizierten Mist absondern und im Hamburger Abendblatt was von der Belastung des Einzelhandels durch die samstägliche Sperrung faseln. Derselbe Einzelhandel, der am Donnerstag und Freitag von den auswärtigen Teilnehmern des Triathlons belagert wurde, wenn ich mal meine subjektive Zählung von Triathlon Beuteln und Einkaufsbeuteln innenstädtischer Geschäfte an einer Person als Maßstab nehme.

Es ist sowieso bemerkenswert, dass das Hamburger Abendblatt die Story von "zuvielen Veranstaltungen in der Innenstadt" immer dann bringt, wenn Triathlon ist. Und für die Hamburger Innenstadt (sehr wenig Anwohner) anscheinend andere Maßstäbe gelten, als für St. Pauli (sehr viele Anwohner), wo Menschen sich Böllereien nach Fußballspielen und Pissen mit Blumenkette gefallen lassen müssen.

So genug gemotzt.

Der Vorteil eines Heimrennens ist, dass man mit Rad und Bahn zum Start fahren kann. Eigentlich wollte ich ganz mit dem Rad fahren, aber da ich nicht schon vor dem Start auf dem Rad nass werden wollte und die Wolke doch sehr dunkel war, wurde es eine 50/50 Kombination.

Meiner Form war ich nun so gar nicht sicher. Training? Wird ja traditionell vollkommen überbewertet. Aber wenn man schwimmen soll, dann bringt Training halt auch Sicherheit.

Nun gut. Beim Rad Check In das Schwesterherz getroffen und ihr erstmal Mut zugesprochen. Formulieren wir es mal so: Die Familie hat andere Stärken als schwimmen.

Aber die Sorge ist schnell verflogen, wenn man den ganzen FCSP Haufen so nach und nach trifft. Erstmal strahlt einen K. an, die als Helferin zwei Tage auf den Beinen ist und deren Einsatz man stellvertretend für alle Helfer nicht laut genug loben kann. Alle Helfer freundlich, zuvorkommend und noch anfeuernd, wenn dafür die Möglichkeit bestand. Und ich möchte nicht gut 5 Stunden lang im Regen die Radstrecke sichern und durchgängig per Handzeichen auf eine gefährliche Kurve aufmerksam machen.

Danke liebe Helfer! Ohne euch wäre so eine Veranstaltun nichts und ihr werdet immer zu wenig gewürdigt.

An dieser Stelle mal ein großes Herz an die Veranstalter des Wutzrock, dort war ich am Samstag und was dort von Helfern und zwar nur von Helfern auf die Beine gestellt wird, das ist einfach wundervoll.

Wir hatten als Abteilung die meisten Räder an einen Platz gestellt. So konnte man sich fröhlich unterhalten. T. erzählte seine Geschichten von den Bieler Lauftagen, S. erzählte noch mal, wie er als böser Bube disqualifiziert wurde und wir alle hatten was zu lachen.

"Wir" so ein großes Wort. "Wir sind Weltmeister" wird man wohl heute und in den nächsten Tagen häufiger hören. Und der @kaffchris merkte nicht ganz zu Unrecht auf Twitter an, dass wir auch immer ein ihr enthaltet. Und gerne auch mal ein "wir sind besser als ihr". Und damit der Beginn des menschlichen Ausgrenzungsmechanismus. Dem muss man sich bewusst sein. Auch wenn einem in dem "wir" gerade das Herz aufgeht.

"Wir sind St. Pauli" stimmte unser geliebter Elmo an. Und es stimmt. Wir sind St. Pauli Triathlon. Ein Haufen von unterschiedlichsten Leuten, den die Liebe zum Sport und Verein zu einem "wir" zusammengeschweisst hat. Auch mehr oder minder zufällig. Das Video unserer Gesangseinlage würde jetzt wahrscheinlich diese Seite sprengen, aber stellt es euch einfach vor, wie wir laut und falsch vor dem Schwimmstart singen.

A. aus Schottland war da und wenn sie denn so fragt, was "mein Hase"  (= ich) so schwimmen will, dann weiß man, dass man nicht der Einzige ist, der nicht so wirklich gut beim schwimmen ist.

Mein Neo wird wahrscheinlich diese Alster nicht mehr sehen, denn auch diesmal war die Alster brühwarm. Immerhin: Der Geschmack war besser als letztes Jahr und so ging es nach einem kurzen Einschwimmen ab auf die wilde Hatz. Für die meisten. Ich eher gemütlich hinterher. Einen anderen Teilnehmer hatte ich schnell überholt, der Rest noch in Sichtweite. Das lief doch ganz ordentlich.

Ich hatte schnell mein Gefühl gefunden, die Nervösität war verflogen und ich konnte Meter um Meter machen. Langsam aber gleichmäßig. Irgendwann war der zweite und dritte Teilnehmer meiner Gruppe überholt und siehe da, da war doch T. der einen schönen Stil krauelt. Dies aber eben langsam. So wurde es bis zum Schwimmausstieg ein vereinsinterner Showkampf, der aber knapp von T. gewonnen wurde.

43:48 stand am Ende beim Schwimmsplit. Damit war ich etwas langsamer als in Ingolstadt (genau genommen 16 Sekunden), aber da man nie genau weiß, wo genau gemessen wird, nehmen wir das mal als "gleichschnell" zu den Akten.

Nach dem Schwimmen noch ohne Bierdurst


Es wartete die ellenlange Hamburger Wechselzone. Und ja, da kann ich mich definitiv noch verbessern. Socken anziehen dauert zu lange, alles andere dauert zu lange, das laufen erst barfuss, dann in Radschuhen nervt etc. pp. Kurz: In unterirdischen 7:12 hatte ich auch diesen Part hinter mich gebracht.

40 Kilometer in zwei Runden waren nun zu fahren. Vorbei an vielen schönen Stellen der Hansestadt Hamburg. Leider begann es immer mehr zu regnen und so regierte in jeder Kurve bei mir die Vorsicht. Lieber eine Minute langsamer sein, als hübsche Schürfwunden nachzubehalten.

Vollkommen überflüssig ist und bleibt der Schlenker über die Reeperbahn. Sorry, nur damit jeder Teilnehmer mal lernt, wie übel nach Pisse die Reeperbahn am Sonntag morgen riecht? Hübsch ist das nicht und notwendig ist diese Runde auch nicht. Ansonsten ist die Speicherstadt, Altona, Teufelsbrück Kulisse für den Radsplit. Das ist hübsch.

Erste Runde war bei mir doch relativ zäh. Meine Beine schwer und wieder die Feststellung, dass ich mit meinem Bruststil zu viel Kraft beim Schwimmen verliere. Da muss dann doch irgendwann mal die Technikumstellung gelingen.

Auffällig: Sehr viele Pannen am Straßenrand und beinah alle bei irgendwelchen hochgezüchteten Zeitfahrmaschinen. Ich bin nun kein Profi, aber kann dieses Material ggf. nasse, sandige Straßen nicht wirklich ab? Riesigen Respekt an alle Unglücklichen: Sie flickten und fuhren weiter. Auch das ist Triathlon.

Ich hatte nun langsam mein Tempo gefunden und mein Tempo war auch jenseits der 30 km/h das rollte gut und so erhoffte ich mir einen guten Radsplit. War er am Ende mit 1:22:16 auch. Die Zeit auf meinen Traum von 1:20 hatte ich zu Beginn verloren. Und siehe da, der vereinsinterne Battle mit T. ging in eine neue Runde, hatte ich ihn doch am Ende der Radstrecke wieder eingeholt.

Da hätte ich schon zwei genommen...


Das mit dem Wechsel üben wir noch mal. Z.B. wäre es ja hilfreich keine Schleifen in den Schuhbändern zu haben. Oder die Sonnencreme aus den Schuhen zu nehmen und nicht erst zu 2/3 in den Schuh zu schlüpfen, bevor man das merkt. Da ist noch Optimierungsbedarf.

Die Beine etwas schwer, die Problemwade so ein bisschen am zwicken. Ich war nicht so richtig sicher, was ich auf der Laufstrecke so zustande bringen konnte.

Die Support- und Fotocrew (danke, danke, danke) munterte einen wieder auf und so begann der Lauf.

Die Strecke an der Außenalster ist dem Hamburger von unzähligen Trainingsläufen bekannt. Sie gehört wohl auch zu den schönsten Laufrevieren, die man innerstädtisch so basteln kann. Insofern: Hier hat man was zu gucken.

Ich lief irgendwo ein Tempo knapp über 6 Minuten. Forcieren oder hier "Bestzeit oder Tod" zu spielen war irgendwie nicht drin. Die Problemwade mochte dieses Tempo so gerade eben und eine Bestzeit ist aufgrund der langen Wechselzonen in HH sowieso nicht wirklich möglich. Die entgegenkommenden (Wendepunktstrecke) Vereinskameraden wurden wahlweise angefeuert oder mit einem "Stell Bier kalt" in Richtung Ziel geschickt. Der J. konnte sich ein "Nobs, du geile Sau" nicht verkneifen und musste sich seinerseits ein "Na J. spürst du schon meinen kalten Atem im Nacken?" gefallen lassen. Der Getränkestand an dem dieser Dialog stattfand, hatte seinen Spaß.

Die ersten 5 noch in 5:54 erledigt, konnte ich die zweiten 5 in diesem Tempo nicht mehr ganz halten. Hier musste letztendlich eine 6:14 Pace reichen. Insgesamt 1:00:30 für die Laufeinlage, das ist im Triathlon doch ganz ordentlich.

Da schon drei (alle Bilder unter Copyright, danke D. fürs knipsen und zur Verfügung stellen.)


Im Ziel wartete dann die gesamte Meute (boa, da wird man ja rot vor soviel Aufmerksamkeit) und gemeinsam konnten wir einen schönen Tag feiern. Von 3910 (oder 2000 + 1910) Startern war ich nach dem Schwimmen 2540ster und im Ziel dann 2454ster. Man sieht schon, wo meine äh Stärken liegen.

Weil auch die Frau @eiswuerfelimsch fragte: Ja, der Wettkampf lohnt sich. Mehr Sehenswürdigkeiten kann man in HH nicht erlaufen und die Stimmung an der Strecke ist gut. Man hat immer wieder Publikum und der Zieleinlauf hat schon was. Ist ein Gänsehautmoment. Veranstaltung hat vielleicht nicht das Herz eines Kraichgau Triathlons, aber die Mischung zwischen Herz und Professionalität stimmt hier.

Man muss sich nebenbei nicht ein Jahr vorher anmelden. Für dieses Jahr gab es bis ins Frühjahr hinein Plätze. Und sonst gibt es auch eine gut organisierte Tauschbörse.

Ich bin nächstes Jahr auch wieder da.

Und so kommen wir zu einem Fazit: Das "wir" gewinnt. Mit all seinen Vereinskollegen zu starten und gemeinsam so einen Wettbewerb zu bestreiten ist auch in der sehr individualistischen Triathlonwelt etwas schönes.


Mittwoch, 9. Juli 2014

Hamburg Triathlon ein Reiseplan

Am Wochenende ist es wieder so weit, der größte Triathlon der Welt (Eigenbehauptung) steht in meiner geliebten Heimatstadt an.

Mitte letzten Jahres war das bei mir gedanklich noch ein A-Wettkampf, jetzt ist es ein C-Wettkampf. So schnell kann es gehen und so unsinnig sind die mehr oder minder notwendigen Meldungen mit einem Jahr Vorlauf.

Zwischendurch hatte ich vollkommen verdrängt, dass ich zu diesem Event gemeldet bin. Nun gut, die Spannung fehlt und zielgerichtetes Training sieht anders aus, aber dafür geht es frisch fromm frei von der Leber in die Alster.

Und hier also mein ultimativer Travelguide für alte Hasen und Erststarter:

Geschwommen wird in der Binnenalster. In der darf man sonst nicht schwimmen. Und das ist auch gut so. Die Brühe schmeckt nach brauner Brühe und sie ist braune Brühe. Bisher haben es alle Starter überlebt, auch dies mal wird es so sein. Nur euer Neo wird etwas brühig riechen. Und ein Geschmack, als hättet ihr in Torf gebissen, sei euch auch schon mal garantiert.
https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=6130554434107214291#editor/target=post;postID=3818909497549652550
Ich würde meine schlechteste Disziplin gerne so nach 45 Minuten verlassen. Ausgestiegen wird am Rathausmarkt. Stimmung? Fett! Kurze Wechselzone? Nein! Man muss einmal ganz außen rum und dann den ganzen Ballindamm längs. Mal mit, mal ohne Rad. Aber insgesamt sind es schon gut 600 Meter. Wer das unter 6 Minuten schaffen will, kann hier seinen Puls mal zum Anschlag bringen.

Letztes Jahr ohne Neo habe ich diese 6 Minuten gebraucht, dieses Jahr mit Neo muss ich wohl 8 Minuten einplanen.

Die Radstrecke. Teufelsbrück und zurück. Zwei giftige Anstiege (Helgoländer Allee und der Wendepunkt), sonst eine Strecke für Roller. Gas geben ohne Ende. Reeperbahn fliegt vorbei, wenn ihr mich fragt: Kein Highlight. Der Wendepunkt in Teufelsbrück schon eher. Das ist hübsch da. Und mit Glück kommt ein Schiff vorbei.

Kleiner Einschub: Es ist absolut absurd, dass die Strecke über die Reeperbahn führt. Die ist damit vier Wochenende am Stück für irgendein Event gesperrt, was wahrscheinlich auch dem letzten Anwohner die Zornesröte ins Gesicht treibt. Und da leben Menschen. Man glaubt es kaum. Die ganze Zeit am Hafen längs düsen wäre die bessere Lösung gewesen.

10x3 Meter? Vergisst es! Obwohl es breite Strassen sind, dies ist ein Massenevent. Es wird eng werden. Der faire Radler wird immerhin versuchen nach vorne den Abstand einzuhalten. Seitlich ist das eher schwierig.

Ein 30er Schnitt sollte möglich sein, so dass ich mit 1:20 vom Rad springen will.

Zweiter Wechsel, die Wechselzone ist zwischendurch nicht geschrumpft, also wieder ellenlang. 5 Minuten muss man wohl planen.

Die Laufstrecke dann an der Außenalster. Eine Freundin von mir nannte diese Seite mal "die Märchenbahn". Viel hübscher wird es in HH nicht mehr. Wendepunktstrecke, wird man sich also zweimal ansehen können.

Nur Schatten gibt es da nicht viel. Steigungen auch nicht, bisschen Wellen, aber das sollte einen nicht abhalten. Schön wäre eine Zeit von 1:00, aber ob ich das packe? Keine Ahnung.

Rechnen wir das zusammen wären wir bei 3:18. Bliebe ich unter 3:18, wäre es toll. Die Ingolstädter Zeit werde ich wohl wahrscheinlich schon aufgrund der längeren Wechselzone nicht packen.