Mittwoch, 30. Juli 2014

Inklusion?

Der größte Fehler, den man als Blogger machen kann, ist zu begründen, warum man der Meinung ist über ein Thema etwas zu schreiben.

Immerhin gilt in diesem Land Meinungs- und Pressefreiheit (die juristische Frage, ob ein Blog Presse ist, lass ich mal außen vor) und so ist es natürlich das Recht eines jeden Bloggers, jeglichen Blödsinn ins Netz zu stellen.

Trotzdem muss man, wenn man sich mit dem Fall Markus Rehm immer die Frage der Perspektive stellen. Die der Perspektive des behinderten Menschen und die des nicht behinderten Menschen. Und die Perspektive der Beteiligten. (Btw: Ich versuche mich bei den Bezeichnungen an die Tipps von Leidmedien.de zu halten, eine Seite auf der jeder mal lesen sollte. Bin da aber auch nicht perfekt.)

Und man muss seine eigene Perspektive betrachten. Als nicht behinderter Mensch über die Leistungsfähigkeit von behinderten Menschen zu urteilen, ist immer schwierig.

Und daher möchte ich auch kurz meine eigene Perspektive schildern. Ich bin mit einer Behinderung aufgewachsen. Und dieser Satz beschreibt es. Denn in meinem Erwachsenenalter sieht man mir die Behinderung nicht mehr an. Sie beeinträchtigt mich minimalst, so dass ich als Erwachsener eher ein nicht behinderter Mensch bin. Als Kind jedoch habe ich alle Probleme kennen gelernt und bin geprägt worden durch eine sichtbare Behinderung. Und da ist das als Letzter bei jedem Fußballspielen gewählt zu werden, eher noch die kleinste Problematik.

Ich bin zumindest froh mich mit allen gemeinsam in einem Wettkampf messen zu können. 

Nun gut, kommen wir zum Thema. Markus Rehm durfte bei der Deutschen Meisterschaft starten, gewann und darf nun nicht bei der EM starten, weil seine Prothese ihm eventuell einen Vorteil bringt (das klingt schon beim schreiben schon sehr komisch).

Zugelassen war Markus Rehm unter Vorbehalt, wie man auch auf seiner eigenen Webseite nachlesen kann. Wichtig ist dabei: Markus Rehm hatte diese Regelung akzeptiert. Zumindest liest sich das so.

Dabei kann ich sehr gut verstehen, dass Markus Rehm bei "normalen" Meisterschaften starten will. "Wir haben keine Gegner mehr" ist für jeden Sportler demotivierend. Sich dann mit den Besten zu messen, sei ihr Fuß nun aus Fleisch und Blut oder Carbon ist nur logisch.

Ich denke für alle ist logisch, dass dann Carbon und Fleisch und Blut vergleichbar sein müssen. Man kann natürlich in einer Prothese einen Federeffekt einbauen, man muss es aber nicht. Bzw. der kann so groß sein, dass er Vorteile bringt, er muss es aber nicht. Und hier meines Erachtens haben die Leichtathletikverbände auch ganz stark gepennt. Oscar Pistorius bestand bereits 2008 auf sein Recht mit allen anderen starten zu dürfen. Und bereits da hätte allen Verbänden klar sein müssen, dass dies kein Einzelfall bleiben würde. Hier hätte man die - zugegeben nicht einfache - Frage klären müssen, welche Art von Prothesen welchen Vorteil bringen und welchen Nachteil ausgeglichen werden muss damit man gleiche Chancen hat. Man hätte mit allen Beteiligten eine Lösung suchen und finden müssen. Und man hatte dazu Zeit.

Und selbst wenn man sieht, dass Markus Rehm die Einschränkungen akzeptiert hat und nun ein "Vorteil" festgestellt wird, dann ist das fragwürdig. Das klingt nach über Knie gebrochenes Gutachten. Das klingt nicht nach den juristischen Maßstäben, die der CAS im Fall Pistorius aufgestellt hat. Zumindest kann man sehr gut daran zweifeln und dies tut ja auch u.a. Markus Rehm. Insofern kann ich Markus Rehms Ärger nachvollziehen, obwohl er den Vorbehalt akzeptiert hat.

Und der DLV verhindert gleichzeitig noch die internationalen Verbände unter Druck zu setzen, die oben gestellten Fragen endlich zu klären. Damit die Besten gemeinsam sich messen können. Bei EMs, WMs und bei Olympia. Überall dort, wo es geht. Diese ganzen Meister ihres Sportes haben es verdient.

Sehr groß reagierte nebenbei der Christian Reif (einer der besten deutschen Weitspringer). Zwar wahrscheinlich vorformuliert und vielleicht nicht in jedem Wort perfekt, aber doch von großem Respekt geprägt. Und das ist Sportmanship pur:

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