Montag, 4. August 2014

Ostseefrauen und Ostseemänner

So richtig genderperfekt ist die Triathlonwelt ja nicht gerade. Da heißen Wettbewerbe halt Ironman und auch eine Frau ist ein Ironman.

Nah an der Verletzung einer Marke bewegt sich in dieser Mansworld der Ostseeman in Glücksburg, eine der wenigen größeren Veranstaltungen, die nicht zu eine der beiden Organisationen gehört.

Und bei dieser Veranstaltung hatten Ja Mi und Ca eine Staffel geplant. Und da es sich bei Ja Mi und Ca ungefähr um die drei knuffigsten Wesen in unserer Abteilung handelt (und Ja und Mi beinah Teddyähnliches Fell haben ;-)) beschloss ich mir doch mal so eine Langdistanz vor Ort anzusehen. Wer Jamica sind und wie ihr Rennen so war, dass wird man im Detail garantiert in ihrem Blögchen nachlesen können. Daher hier meine Perspektive aus Sicht des Zuschauers.

Der Wecker klingelte um 3:30, denn entgegen der irrigen Annahme vieler Süddeutscher hat Schleswig Holstein dann doch eine ordentliche Ausdehnung. Und Glücksburg liegt halt am anderen Ende dieser Ausdehnung.

Die Fahrt dahin war morgens um 4:30 natürlich staufrei und schnell. Auf den offiziell ausgewiesenen Parkplatz kam man letztendlich nur, indem man Absperrungen der Veranstalter konsequent ignorierte und der Ausschilderung des Veranstalters folgte. Ja, diesen Widerspruch gab es und er führte dazu, dass das Fahrzeug vor mir jeder Sperrung einen kurzen "WTF?" Moment hatte. Aber am Ende war das Fahrzeug sicher verstaut und man selber auf dem Weg zum Strand.

Liebe Kinder. Der Onkel N. machte nun etwas, was ihr bitte NIE nachmacht. Er merkte sich nämlich nur so halb, wo sein Auto stand und latschte der Menge hinterher.

Um die Pointe vorweg zu nehmen: Abends gab es keine Menge mehr und die Auffindung des Parkplatzes in der untergehenden Sonne erwies sich als etwas schwierig. Über Details schweigen wir lieber aus Eigenschutz. Kurz: Ich hatte mich ziemlich verlaufen, der Parkplatz war nicht mehr ausgeschildert und erst nach einigen Telefonaten und Irrungen war er gefunden.

Nun gut. Am Schwimmstart die Läufer und Radler getroffen, die für Jamica und eine andere Staffel (deren Namen ich vergessen habe) starteten. Da für die andere Staffel auch noch drei wirklich gute Menschen am Start waren verbrachten wir einen schönen Tag in angenehmer Gesellschaft.

Neben diesen Staffeln hatten wir auch Einzelstarter im Wasser, die wir natürlich nach Kräften anfeuerten. Von blanker Begeisterung bist Ignoranz unserer Anwesenheit reichte da die Reaktion der überraschten Abteilungsmitglieder.

Und ich nehme einen Athleten die Ignoranz nicht mal übel. Menschen, die Langdistanzen machen, müssen wahrscheinlich selbst in einer Art Tunnel sein um so etwas zu finishen. Und das haben anscheinend alle unsere Teilnehmer geschafft. Teilweise mit einem etwas langen Wanderanteil und knapp vor Zielschluss um 22 Uhr, aber egal.

Schnell kamen die beiden Schwimmer aus dem Wasser und nach dem diese ihre Dusche genossen hatten (und auch der Läufer der einen Staffel geduscht hatte "ist so Ritual, muss ich mache") machten wir uns es an der Radstrecke gemütlich. Eine 30 KM Runde, die 6 mal zu durchfahren ist, ist wahrscheinlich schon ein mentales Brett. Wenn es dann noch zwischendurch anfängt zu regnen, dann wird es eklig. Und so sah man neben vielen Sturzverletzungen (zum Glück alles mehr oder minder glimpflich, was wir gesehen haben) auch viele Leute, die aufgaben. Entweder mit multiplen Reifenpannen, oder weil einfach entnervt. Und bemerkenswert viele Läuferinnen als Staffelmarathoni. Wenn man bedenkt, dass der Frauenanteil bei Marathonveranstaltungen eher gering ist in Deutschland, dann fiel dies hier auf. Schön.

Aber noch mal zurück zum schwimmen. Das ganze ist auch die deutsche Bundeswehrmeisterschaft, was u.a. einem modernes Kampfgerät direkt an der Strecke beschert und derbe Schwimmzeiten von irgendwelchen Kampfschwimmern. Die jüngste Schwimmerin einer Staffel war laut Moderator noch minderjährig, was dann gegen die eigene Ausschreibung verstieß, aber insgesamt waren sowohl als Einzelstarter als auch in den Staffeln viele junge Menschen unterwegs. 

Der F. der anderen Staffel und die CA liesen sich nicht beeindrucken und spielten Uhrwerk. F. immer mit einem 35er Schnitt, CA mit einem Stahlrenner (!) mit einem 30er Schnitt. Konstant und locker. CA selbst so locker, dass sie nach den 180 KM quitschfidel war und nur meinte "einen Halbmarathon würde ich jetzt in meinem Tempo mindestens noch schaffen". Und sie ist eine schnelle Läuferin.

Neben unseren Athleten hielt ich Ausschau nach dem guten Tim der für eine Staffel über die Strecke flog. Aber seien wir ehrlich: Der junge Mann ist zu schnell für das menschliche Auge. Eine beeindruckende 4:45 war das Ergebnis dieses Haiwaii Champions von 2020.

Der Imbiss an der Radstrecke hatte jedoch die Ruhe weg. Nach dem Prinzip: "Wir machen 365 Tage im Jahr erst ab 12 warmes Essen, warum sollten wir es jetzt ändern?" Das dort eine hungrige Meute von Triathlonbegleitmenschen stand, interessierte nur bedingt. Anderseits meldeten die um 21:00 bei meinem letzten Besuch auch ein "alles alle".

Abgesperrt wurde die Strecke u.a. auch von Soldaten und unsere Kenner meinten dann, dass es auch witzig wäre, dass da ein Oberstleutnant so locker flockig die Straße absperrt mit einem Plastikband in der Hand. Aber wenn die das in Uniform machen, sieht man halt, welchen Rang die haben.  Insgesamt immer wieder ein riesiges Dankeschön an alle Helfer, ohne die solche Veranstaltungen nicht leben können. 

Wir als Zuschauer versuchten also den Regen zu überleben und unsere Läufer bei Laune zu halten. Die hatten aber auch einen schwierigen Part. 8 Stunden rumzuhängen um dann einen Marathon zu laufen, ist auch nicht jedermanns Sache.

Haben die beiden gut gemeistert und erst A. und dann kurze Zeit später JA flogen auf die Laufstrecke.

Die für Zuschauer schön nett am Strand längs ging. Man konnte dort seine Läufer gut sehen und die Zwischenzeit mit aufs Meer gucken verbringen. Für die Läufer soll die wie ein Anker geformte Strecke nicht ganz so angenehm gewesen sein, denn es waren doch einige Höhenmeter zu bewältigen.

Das machten JA und A. aber ganz entspannt. Man muss den Marathon in 5 Runden laufen, was für einen Einzelstarter bei 2 Schwimmrunden nebenbei unglückliche 13 Runden macht ;-). Beide hatten leichte Hänger auf der 3. und 4. Runde, aber hey. Beide haben das brilliant ins Ziel gemacht. Und wir Zuschauer hatten uns ja immer noch was zu erzählen.

Und zwischendurch konnten wir noch unsere Einzelstarter anfeuern. Und da sei mal der M. rausgestellt, der bereits nach Runde 2 des Marathons deutlich seine Erschöpfung signalisierte, um dann am Ende eine 4:20 auf die Bretter zu zimmern, unter 12 Stunden zu bleiben und ca. eine Stunde nach seinem Zieleinlauf fröhlich mit uns da rum zu sitzen, als wäre er gerade aus dem Bett gesprungen. Mein höchster Respekt.

Irgendwann waren dann auch die Staffeln im Ziel, die meisten Einzelstarter und ein Mitglied, welches einen erheblichen Hänger auf der Laufstrecke hatte, hat A. auch noch ins Ziel gebracht. So waren alle glücklich und zufrieden und nachdem wir das Auto gefunden hatten, ging es auch schnell ins Bett.

Danke an alle, die dies einen wundervollen Tag gemacht haben. Und die Organisation ist auch für Zuschauer perfekt. Außer vielleicht die Ausschilderung der Parkplätze ;-).



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