Montag, 9. Juni 2014

Countdown zum Kraichgau. Noch 6

Ich bin langsam. Normalerweise immer in den hinteren 20 % des Feldes zu finden. Siegambitionen haben da andere.

Habe ich schon mal erzählt, wie ich im Ausdauersport gekommen bin? Auf Umwegen, wenn ich das mal so sagen darf. In meiner Jugend habe ich eher erfolglos Basketball gespielt. Bis mein Knie nicht mehr mochte. Welches aufgrund einer Behinderung (Details schenke ich mir) doch ein bisschen instabil und pflegebedürftig ist. Sowieso führt das nicht zu dem perfekten Körper für Sport. Füsse sind so ein bisschen unbeweglich und auch Koordination bzw. komplexere Bewegungsabläufe (Kraueln) sind nicht wirklich meines.

Die damaligen Besuche bei Ärzten waren eigentlich immer von zwei Aussagen geprägt: "nehmen sie ab" "belasten sie bloss das Knie nicht".

Nun ja, so kam ich irgendwann zum Radfahren und fuhr als Student eigentlich ständig Rennrad. Mein erster (und bis heute existenter) Renner war ein Alurad von Karstadt. 3000 Km pro Jahr waren eigentlich ganz normal.

Und dann kam mein Unfall. Bis heute eigentlich unglaublich und absurd. 90 Grad Kurve, rumgerollt, geträumt und einen Köpfer durch eine Rückscheibe eines Autos gemacht. Da stand doch sonst nie eines. Diesmal aber schon.

Um mal deutlich zu machen, wie wenig Schwung ich drauf hatte: Der Vorderreifen blieb aufgepumpt und ich bin noch aus den Klickpedalen raus und stand hinter dem Fahrzeug, welches ich eben gerammt hatte.

Trotzdem blutete ich wie Sau und durfte großflächig genäht werden. Folge: Feierabend mit Radfahren. Hinzu kam auch, dass ich kurze Zeit später ins Arbeitsleben abdriftete. So trieb ich mich jahrelang in Fitnessstudios und anderen freudlosen Orten rum. Um dann irgendwann an dem einen Knie operiert werden zu müssen. Die Kniescheiben laufen bei mir nämlich beide nicht in den vorgesehenen Bahnen und die Korrektur ist aufwendig. Dazu sägt man nämlich das Schienbein an. Folge: 9 Wochen Krücken und Bein gestreckt halten. Und langeweile und Essen. Ich war endlich aus der Form und ungefähr 30 kg über meinem heutigen Kampfgewicht.

An Sport war nicht mehr zu denken. Irgendwann wurde durch eine Diät wieder das Kampfgewicht erreicht und ich konnte langsam wieder an Sport denken.

Dann fuhr ich 2010 ins Trainingslager des FCSP und weil meine beiden Mitfahrer Langschläfer waren, ging ich morgens immer brav laufen. In alten Hallenschuhen. Begann nach dem üblichen Prinzip: 400 Meter laufen, 200 Meter keuchen und wiederholen. Wurde immer besser bis meine Ferse beschloss, dass alte Hallenschuhe nicht wirklich der Hit sind.

Trainingslager vorbei, aber die Sucht war geboren. Laufschuhe gekauft und immer wieder ohne Ziel gelaufen, gelaufen und gelaufen. Und da meine Schwester Marathon läuft, guckte ich natürlich neidisch.

Aber das Knie? Laufen? Jeder Arzt riet ab. Aber komischerweise ist das Knie seitdem still und viel besser als ohne Sport. Aber solche Geschichten hört man ständig, wenn man sich unter Läufern unterhält.

Als ich begann, war mein Ziel irgendwann mal 7,4 km laufen zu können. Für Nicht-Hamburger: Das ist einmal um die Außenalster. Tja, 9 Monate später stand ich an der Startlinie des Hamburg Marathons. Und machte die berühmten Anfängerfehler in der Ernährung, so dass ich den zweiten Halbmarathon als Dixie-Lauf machte. Egal, gefinished und stolz wie Oskar. 9 Marathons sind es bisher geworden.

Und nun also Triathlon. Letztes Jahr zwei Sprintdistanzen gemacht. Ohne wirkliches Rad- und Schwimmtraining. Aber Spaß hat es gemacht. Und endlich wieder sich aufs Fahrrad getraut. Und sofort wieder verliebt. Radfahren ist einfach toll. Laufen ist halt nicht so gleitend wie Radfahren.

Und wenn man sich 3 Jahre immer im Winter auf einen Frühjahrsmarathon vorbereitet hat, dann brauch mal eine Abwechselung und so beschloss ich dieses Jahr Frühjahrsmarathon Frühjahrmarathon sein zu lassen und mal was anderes zu trainieren.

Wichtig ist beim Ausdauersport immer der Spaß. Wenn ich mich in einem Hobby (und nichts anderes ist das für die meisten) irgendwie quäle oder jedes Mal den Schweinehund töten muss, dann mache ich was falsch.

Der große Gag: Ich habe noch nie so viel trainiert wie in diesem Frühjahr. Und hatte noch nie so wenig Schweinehund. Rad fahren war selbst bei kaltem und nassen Wetter ein Genuß und selbst das Schwimmen ging flüssig von der Hand.

Insofern ist nicht wichtig, was bei der Challenge raus kommt. Denn sie ist nur das Ende eines Trainingszyklus, der richtig Spaß gemacht hat. Und so werde ich auch in 6 Tagen in das Rennen starten: Mit einem lächeln auf dem Gesicht. Und falls ich mit 7:59:59 Letzter werde, wird mein Lächeln zwischendurch vielleicht etwas angestrengt sein, denn eine Grenzerfahrung bleibt es. Aber es wird da sein.

Ich nehme im Ziel dann gerne Bier entgegen.

Bis in 6 Tagen. 

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