Freitag, 3. Oktober 2014

Brück 'n' Roll / Köhlbrandbrückenlauf 2014

Heute ist der Tag der deutschen Einheit. Das ist nun erstmal nur bedingt ein Tag zum großen Feiern, insbesondere weil mir nationale Selbstbeweihräucherung immer eher etwas skeptisch ist.

Aber man kann das ja auch positiv sehen. Wenn man - wie ich - sich wünschen würde, dass Menschen das Konzept Grenzen aufgeben, dann ist dies wenigstens eine Grenze weniger. Ja liebe Leser, man sollte immer das positive sehen.

Und noch etwas positives hat der 3.10. gebracht. Immer an diesem Tag findet nun schon seit 4 Jahren der Köhlbrandbrückenlauf statt. Meistens passt er mir gar nicht in den Kram, weil er damit eigentlich immer direkt hinter irgendeinem Marathon liegt. Vor zwei Jahren lief ich ihn mal und kam auf eine 1:15:11. Gelaufen eine Woche nach dem Berlin Marathon in diesem Jahr.

Dieses Jahr war ich auch lange zögerlich, denn so ein Freitag ist ja eher ein Ruhetag. Nachdem aber das Union Spiel auf Samstag terminiert war und ich im Trainingsplan einen schönen Tempolauf stehen hatte, beschloss ich es zu wagen. Das Wagnis? Einen Tempolauf am Freitag zu machen und am Sonntag danach einen 30 KM Lauf. Und um das ganze noch ein bisschen zu verkomplizieren, ist morgen Fußball. Aber nun gut.

Köhlbrandbrückenlauf? Für die Leser, die nicht aus Hamburg kommen: Das ist die Brücke, die man sieht, wenn man mit der A7 von Süden nach Hamburg kommt. 40 Jahre alt und in diesen 40 Jahren mehr oder minder eines der Wahrzeichen dieser Stadt geworden. Zur Zeit aber in einem Zustand, dass wir uns an ihrem Anblick wahrscheinlich nur noch eine beschränkte Zeit erfreuen können. Planungen für einen Tunnel oder eine Ersatzbrücke (BUUUUUUUUHHH) liegen schon in irgendwelchen Schubladen. Aber noch kann man einen Lauf darüber organisieren.

Und damit der Lauf Spaß macht, startet man, rennt einmal die Brücke hoch und runter, wendet und rennt sie noch mal hoch und wieder runter. Und die hat eine ordentliche Höhe (53 Meter unter der Fahrbahn, also noch ein paar Meter mehr, wenn man drüber rennt). Insgesamt hat der Lauf 12 KM. Das ist natürlich weder Fisch noch Fleisch, aber für einen Tempolauf gut geeignet.

Die Veranstaltung besteht aus zwei Startzeiten. 12 Uhr und 15 Uhr. Meiner Einer hatte durch sein spätes Anmelden natürlich die unbeliebtere 15 Uhr Zeit erwischt und konnte so noch sein Schwesterherzchen  bepöbeln, die um 12 Uhr startete.

Ein kleiner Haken hatte aber das Verweilen auf der "Eventfläche" (so nennt man da den Start- Zielbereich). Es moderierte ein gewisser Lou Richter. Die Menschenrechtskonvention wird dabei also sträflich außer acht gelassen.

Nun gut, während Schwesterherzchen so lief, war ich am sabbeln mit Abteilungsmitgliedern. Und dann kamen auch schon die Siegerinnen des 1. Laufes. Ja richtig gelesen. Zwei Damen aus Hamburg zockten alle Kerle ab und liefen auch noch neuen Streckenrekord für Damen. Beide zusammen und die sahen nicht so aus, als ob die nun wirklich am brutalen Anschlag liefen. Okay, das waren Profidamen, aber trotzdem: Mein Respekt.

Kurz noch Schwesterchen abgefeiert und dann selber hübsch gemacht. Und als ganz neue Erfahrung mit der geliehenen Uhr von Schwesterchen gelaufen. Denn meine GPS-Uhr hatte beschlossen, dass sie gerne vergessen werden wollte.

Nun denn, ich wollte den Lauf Vollgas angehen und dann einfach mal gucken, ob ich vollkommen einbreche oder das Tempo halten kann. Prinzipiell ging das auch schon mal gut los, denn nach einem etwas langsameren 1. Kilometer (meistens, weil man noch keine freie Bahn hatte), düste ich ordentlich ab und hatte bis zum Beginn der ersten Steigung (eine vorgelagerte Brücke) bei ca. KM 2 gerade mal irgendwas über 11 Minuten gebraucht. Auf der Pulsuhr blinkte eigentlich konstant ein Tempo mit einer 5 vor dem Doppelpunkt auf, so dass alles im Rahmen war. Bzw. deutlich schneller als der geplante Rahmen. Dann begann aber der lange Anstieg auf die Brücke. Und mein Ziel war es hier auch nicht zu überziehen. Kleine Schritte war das Mantra. Viele Leute schleppen ihr Handy oder eine Kamera mit, so dass man immer so ein bisschen mit plötzlichen Knipsern rechnen muss.

Aber auch das ging alles gut. Ich selber bin nicht wirklich schwindelfrei und fahre deswegen nicht wirklich gerne über diese Brücke. Aber siehe da: Beim Laufen ging es ziemlich problemlos. Nur die Pace war nun irgendwo knapp unter 7:00 angekommen. Ging eben doch ganz ordentlich bergauf.

Nun haben wir ja Oktober. Und mit 25 Grad Tagen rechnet man da eher nicht mehr. Und wirklich Schatten hat man in diesem Hafengebiet nicht. Daher klebte mir schon  bei Kilometer 3 der Gaumen an der Zunge. Trockener Mund allez. Und dies obwohl ich vor dem Lauf ordentlich Wasser in mich reingekippt hatte.

Das man es die Brücke hoch geschafft hatte, merkte man an einer Dudelsackband, die oben spielte. Geile Leute. Richtig cool. Und viele Selfies mit Dudelsackband und Hamburg Skyline wurden geschossen. Den Ausblick bekommt man halt nur einmal pro Jahr.

Für mich begann nun aber der wilde Abstieg und in einer guten 5:10 Pace düste ich gen Wendepunkt. Da war dann auch die Erlösung für den Gaumen, da gab es nämlich Wasser. Kurze Pause, ganz viel Wasser in mich rein gekippt und das wieder hoch, was man eben runter gelaufen war. Nun gut, man gönnt sich ja sonst nix.

Wieder nicht überziehen, ganz in Ruhe. Was man hier gewinnt, verliert man auf dem restlichen Weg doppelt. Und da mir ehrlich gesagt zu warm wurde, machte ich bei den Dudelsäcken eine kurze Gehpause von vielleicht 50 Metern. Pace Bergauf nun wirklich bei 6:59, aber ein Blick auf die Uhr verriet, dass ich immer noch gut unter einer Pace von 6:00 für den ganzen Lauf war.

Nun wieder bergab und Gas geben. Die Zeit wieder raus holen. Noch 4 Kilometer und nun eigentlich nur noch flach. Ich versuchte so schnell wie möglich zu laufen, aber die Hitze zollte doch ein bisschen Tribut und so konnte ich das Tempo nicht ganz halten. Weg von einer 5:30 auf flacher Strecke, hin zu einer 6:10. Egal. Ich war immer noch auf Kurs und auch eine weitere kurze Gehpause konnte die Zeit nicht mehr versauen.

Endspurt! Und bei 1:10:58 (offiziell und netto) blieb die Uhr stehen. Für 12 KM mit ordentlich Höhenmetern ist das mal ein Brett für mich.

Im Ziel eine wirklich schöne Medaille (ihr folgt mir doch alle schon auf Instagram, oder??) und alkoholfreies Bier. Auch gut für den bereits schon wieder klebenden Gaumen.

Mal gucken, wie sich der Ritt heute auf den sonntäglichen Long Jogg auswirkt. Danach können wir dann mal ein Fazit ziehen.

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