Sonntag, 5. Juni 2016

Der Potsdamer Schlösserlauf 2016

Huch! Ich hab schon wieder sehr lange nix geschrieben hier. Vielleicht auch, weil es nix zu schreiben gab. Viel krank, viel rumtrainiert, ohne so wirklich in die Gänge zu kommen. Aber nun läuft es langsam wieder in die richtige Richtung, die Radkilometer explodieren, schwimmen läuft so gut wie nie zuvor und laufen, ja das wird schon irgendwann kommen.


Leben ist ja bekanntlich das, was passiert, wenn man andere Pläne macht. Und so ist das auch mit dem Schlösserlauf in Potsdam. Eigentlich mal geplant um mal wieder einen Halbmarathon mit J. zu laufen. Sie wurde dann krank, ich wollte ihn erst schnell, dann gar nicht, dann langsam laufen.


Nun gut, nach einem guten Carboloading am Vorabend (dankeschön nochmal J.) war am Wettkampftag sehr schnell klar, dass es eine Hitzeschlacht geben würde.


Als ich mein Auto in das Parkhaus gestellt hatte und zum Start schlenderte, schwitzte ich schon so stark, wie bei anderen Rennen, wenn ich Vollgas laufe. Und seien wir ehrlich: Aus mir wird kein Hitzeläufer mehr. Lustigerweise stört mich Hitze beim Radfahren nahezu gar nicht, so dass Triathlon bei Hitze ganz gut geht, aber reines Laufen?


Der Lauf findet in einer DDR geprägten Sportanlage statt. D.h. viele Hallen, ein großes Leichtathletik Stadion und damit Platz für mindestens 15.000 Teilnehmer. Außer, dass die Startaufstellung relativ eng ist. Startnummer konnte man schon am Vortag holen, alle Helfer super freundlich und engagiert und das ganze super organisiert. Die Strecke selbst mit rotem und gelben (für die 10 KM) Streifen auf der Straße und allen Parkwegen markiert. Für eine mittelgroße Veranstaltung ist das schon richtiger Luxus.


Hinzu kamen noch insgesamt 7 (ich meine 7, allemal derbe viele) Verpflegungspunkte auf der Strecke. Wenn man bedenkt, dass genügend Halbmarathone mit zwei Verpflegungspunkten auskommen, dann war dies hier eigentlich Luxus. Der an diesem Tag aber auch notwendig wurde.


Die Strecke an sich eignet sich für ein Speedsightseeing. Potsdam ist ja ohne Frage eine der schöneren deutschen Städte, so dass man in dem Lauf eigentlich keine einzige wirklich hässliche Ecke mitnimmt. Wahnsinn.


Die ersten 5 KM ging ich in lockeren 6:30 bis 6:45 an. Aber schon hier war klar: Das geht nur so lange wir uns in einem Bereich befinden in dem Häuser noch Schatten spenden. Bereits die erste Wasserstelle nach 3,5 KM (!) war umlagert, so dass es definitiv nicht nur mir so ging.


Als wir dann über eine Brücke in den Park Babelsberg gelangen sollten, war mir klar, dass ein laufen der Steigung schlichtweg Blödsinn gewesen wäre. So kam es also bei km 6 zu einer ersten Gehpause. So hielt ich es auch den restlichen Weg. Wenn es bergauf ging, wurde gegangen. Ich hatte keine Ambitionen auf eine Zeit hier, hatte die Woche vorher voll trainiert, so dass ich es einfach gemütlich angehen lies.

Dies taten sehr viele Leute, die ich als sehr viel trainierter ansehe, als ich es bin. Oh Wunder, es gibt Vernunft bei Läufern.

Auffällig viele Kieler waren am Start und so musste ich eine Kielerin fragen, ob ihre Stadt nun leer sei und alle Kieler hier seien. Ihre schlagfertige Antwort war, dass alle vernünftigen Kieler auf der Förde zu Hause sein mit ihrem Boot. Einer der Kieler Lauftreffs war aber für ein ganzes Wochenende in Potsdam und so erklärten sich die vielen Kieler am Start. Ein weiterer Satz von ihr: "Ich mach das ganz ruhig, es ist zu warm. Und Altersklassensieger wird keiner von uns."

Ich mag diese Einstellung beim Laufen. Und legte sie nun selber an den Tag. Kinder wurden abgeklatscht, Wasserduschen ausgiebig genutzt.  Später lief dann eine Dame mit einem Shirt des "Nephrologischer Morgenlauf" vor mir. Ich musste fragen. Und weiß nun was ein Nephrologe ist. Wusste ich vorher nicht.

Nun ging es weg vom Wasser und durch die Russische Kolonie in die Parklandschaft von Potsdam. Und es ging kein Lüftchen mehr.

Was dazu führte, dass ungefähr alle 300 Meter ein Krankenwagen im Einsatz war. Viele Läufer hatten sich bei dem Wetter einfach übernommen oder Warnsignale überhört. Und so mussten viele Kreislaufzusammenbrüche etc. behandelt werden. Man kann und muss hier auch nach einer Mitverantwortung des Veranstalters fragen. So super der Lauf organisert ist, so bleibt doch die Frage, ob gerade bei einem Halbmarathon nicht die Läufer vor sich selbst geschützt werden müssten. Insbesondere, da es bei Halbmarathonis sich nicht um einen Haufen Freaks handelt, wie z.B. bei einem Volldistanz Triathlon. Und so waren die "Kunden" der Krankenwagen diesmal auch nicht die sportlichen Männer zwischen 30 und 40, die ihre Bestzeit unbedingt angehen müssen, sondern ein bunter Querschnitt des Läufervolkes. Puh.


Ganz ehrlich: Ich nahm raus. Noch mehr als sowieso schon. Ich wollte ins Ziel kommen, aber gerne auf eigenen Füßen. Und mir war es schlichtweg zu warm um noch nennenswerte Strecken in einem nennenswerten Tempo zu laufen.


Da latscht man dann durch die Parks und Schlösser und genießt die Aussicht.

Bemerkenswert: Für den Lauf hatte man auch echte Hauptstraßen mit Straßenbahn einfach gesperrt. Und die Straßenbahn fuhgr nicht etwa gar nicht, sondern stand halt ganz entspannt mit an der Absperrung. Wohlgemerkt bei KM 15, wo so ein Feld ja auch ein bisschen länger braucht, bis es durchgeflossen ist.


Trotz meiner Schneckengeschwindigkeit kam ich irgendwann ins Ziel, nahm meine Medaille und wollte nur noch raus aus der Sonne. Ich war echt durch. Und zwar nicht von den Beinen, sondern vom warm sein.

2:41:54 steht in der Ergebnisliste. Das macht Platz 2675 von 2811 ins Ziel gekommenen. Wohlgemerkt: 4.500 Meldungen. Das zeigt schon, wie heftig das Wetter war.


Meine Beine sind heute so locker, wie noch nie nach einem Halbmarathon. Das zeigt mir, dass bei entsprechendem Wetter doch eine deutlich andere Zeit drin gewesen wäre und sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

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