Sonntag, 12. Juli 2015

Mal ordentlich verfahren... Cuxhaven - Hamburg

Es gibt es noch. Das Qualitätsfernsehen, was einen bildet und einem "AHA!" Momente beschert. So letztens ein Beitrag im NDR Fernsehen über Fähren. Dort wurde u.a. die Schwebefähre in Osten-Hemmoor vorgestellt.

Bis zu diesem Beitrag habe ich historische Schwebefähren für etwas relativ normales gehalten. Jeder Norddeutsche kennt die in Rendsburg und ich war in meiner Jugend auch schon mal mit der in Middlesborough gefahren. Aber in dem Beitrag wurde erwähnt, dass es insgesamt nur noch 8 Stück auf der Welt gibt. Infos und wo die liegen, findet man auf der Internetseite der Schwebefähre Osten.

Damit war der Plan geboren Just a Bike Ride Nr. 2 diesmal von Cuxhaven über Osten nach Hamburg zu unternehmen. Der Gedanke war natürlich dies mit schönem Westwind im Rücken zu unternehmen. Das dann an dem Tag Ostwind herrscht, war eher ungewöhnlich, letztendlich aber auch nicht schlimm. Die Tour kurzfristig umzudrehen, verwarf ich angesichts des Schlagermoves jedoch. Ich hatte kein Bock am Ende eine Bahn voller Schlagerfans zu erwischen.

Der Tag begann nicht ganz so optimal, gab doch mein Radtrikot schon auf der Bahnhinfahrt seinen Geist auf. Bzw. der Reissverschluss gab seinen Geist auf.

In Cuxhaven also die verzweifelte Suche nach Ersatz oder irgendeiner Fixierung. Sicherheitsnadeln gekauft, aber das war auch eher supoptimal. Da aber alle Sportgeschäfte noch zu hatten, radelte ich erstmal los. Und radelte nach einem Kilometer an einem Radladen vorbei.

Man muss auch mal Glück haben. Hatten auf, hatten Trikot in XXL, okay null meine Farbe, aber egal.

Fahren wir halt so: 






Ich habe noch kurz geguckt, ob ich meine alte Firma finde. Daher der erste Kringel in den GPS Aufzeichnungen.

Die ihr nebenbei hier vollständig findet! Nachfahren gerne, aber dann bitte die Kringel nicht mitfahren.

Schnell war ich dann raus aus Cuxhaven und auf irgendwelchen Nebenstraßen ging es in Richtung Otterndorf. Der Blick was für Freunde der norddeutschen Tiefebene. Hier sind nicht wirklich Hügel vorhanden. Und wenn, dann sind es irgendwelche Deiche.







Die erste Stunde brachte 22 Kilometer und sollte letztendlich die langsamste Stunde der Tour blieben. Auch schon bemerkenswert. In Otterndorf gibt es nebenbei einen Verkehrshinweis auf den Nordseestrand. Lasst euch nicht verwirren. Es gibt da einen Nord- und einen Südsee dort. Der Nordsee ist ein Badesee. Das die sich "Nordseebad" auf ihr Ortsschild schreiben, ist a. ein gespielter Witz und meint b. dann doch DIE Nordsee.


Nun ging es an den Deich und immer weiter in Richtung Osten. Der Wind wurde schwächer, das Wetter erst sehr kalt und bewölkt, je näher ich Hamburg kam, umso besser wurde es.

Belum, Hörne und Freiburg / Elbe wurden durchfahren. Alles was für Freunde norddeutscher Landschaften






Nun musste ich nur den Absprung in Richtung Schwebefähre finden. Kurz hinter Freiburg war es soweit. Ich sagte dem Deich kurz "Auf Wiedersehen" und machte  mich auf den Weg ins Landesinnere. Mehr zufällig einen sehr direkten und schönen Weg über einen Wirtschaftsweg und dann einer graden Straße an einem Entwässerungskanal gefunden. Meine Schätzung, dass mein Umweg letztendlich vielleicht 10 hin und 6 zurück sein werden, erwies sich letztendlich als viel zu optimistisch. Ich kann es schwer schätzen, aber es waren wahrscheinlich am Ende schon gut 25 KM Umweg.

Nun fährt diese Fähre nicht gerade häufig und der Plan war um 13:00 da zu sein. Passte mit einer Ankunft um 12:54 sehr gut. Dafür war ich aber auch gut 10 Kilometer in einem 27er Schnitt gefahren.


Da ist sie...
ganz alleine auf der Fähre


Auf der Track ist der Weg über die Fähre nicht perfekt eingezeichnet, da ich das Gerät kurz aus hatte. Energie sparen. Vor mir eine Radgruppe, die dann aber lieber in das Lokal einkehrte und nicht Fähre fahren wollte.

Und so durfte ich um 13:00 Uhr ganz alleine übersetzen. In einem sehr gemütlichen Tempo wurden ich und mein Rad übergefahren. Eine Fähre und ein Fährmann (wird während der Fahrt gezahlt, jaja don't pay the Ferryman) nur für mich.

Kurze Pause und dann ging es zur Bundesstraße, die 1974 die Fähre ersetzte, um noch ein Foto zu machen.







Nun zurück zu meiner Strecke. Ich fuhr den Radweg an der Bundesstraße entlang. Das ist nicht gerade die angenehmste Strecke, aber es war nun mal die schnellste. Und so kam ich wieder zurück an die Elbe.

Kurz vor Drochtersen dann Mittagspause mit Kuchen und dann ging die wilde Hatz an der Elbe weiter. Immer noch sehr schöne, sehr verkehrsarme Wege und selbst die Ausflugsradler hielten sich in Grenzen. Da ich die Entfernung von Stade kannte, wusste ich langsam, dass ich mich ordentlich vertan hatte und die geschätzten 140 Kilometer nicht annähernd passen würden.

Hinter Stade war dann auch der schöne Teil vorbei. Nun entweder Obstmarschenweg oder direkt am Deich. Beim Obstmarschenweg Autos oder Ende, oder am Deich Ausflugsradfahrer in Dreierreihe nebeneinander. Ein Tod muss man sterben. Ich nahm den Obstmarschenweg. Erstaunlich dabei: Die meisten Menschen kennen den Unterschied zwischen einem benutzungspflichtigen und freiwilligen Radweg. Und auch die 1,50 Meter Abstand werden immer häufiger eingehalten. Sei mal positiv erwähnt.  Polizisten in Hamburger Uniform kennen das alles jedoch nicht. Nun gut. Er war örtlich nicht zuständig und damit war das Thema durch. Direkt neben einem her zu fahren, natürlich nicht in 1,50 Meter Abstand ist anderseits ein starkes Stück.

Ach ja: Liebe Gemeinden, kommt nun nicht auf die Idee eure Fußwege zu Radwegen umzuschildern. Sie sind einfach in einem Zustand, der echt Radfeindlich ist.




Auf Hamburger Gebiet gibt es eigentlich beinah nie benutzungspflichtige Radwege und die paar, die es gibt, habe ich mal ignoriert ;-). Nur war leider meine Strecke hier echt ätzend. Die Airbus Umgehung ist kein schöner Radweg. Und auch durch Finkenwerder ist nicht schön. Ich hatte mir da halt einen Weg runtergeladen und stellte erst jetzt fest, dass der die Elbe über die Hadag Fähre wechseln wollte.

Wollte ich aber ob das Schlagermoves nicht. Also noch ein Kringel und dann das wirre suchen eines Weges über die Elbe. Fahren Sie diese Kringel im Hafen bitte nicht. ;-)

Das kann man über Harburg allemal besser lösen. Dann aber durch Wilhelmsburg zurück zum Ausgangspunkt Hauptbahnhof.

Bis ich in den Stadtverkehr eintrat hatte ich immerhin noch eine Schnitt von 24,0 KM "in Bewegung". In der Stadt verliert man dann halt noch ein bisschen.

Am Ende also 174 km und damit die längste Tour in meinem Leben. Und damit mein erster Century Ride jemals. Nun war ich nicht komplett alle, aber nun noch ein Marathon? Mein höchsten Respekt gegenüber Leuten, die dies noch machen.

Ich lies mir zu meinen 18 Kilometern laufen dann doch gut 15 Stunden Zeit. Das lief bemerkenswert flüssig, wenn auch sehr langsam. Mehr als eine 7:27 Pace war nicht drin.

ABER: 192 Kilometer und ich habe endlich mal jeden einzelnen davon genossen.


































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