Sonntag, 14. Juni 2015

Einfach mal Rad fahren.

Schon lange überlegte ich, einfach mal von Hamburg nach Bremen oder andersherum mit dem Fahrrad zu fahren.




Leider hat das früher nicht gepasst, so dass ich dieses Wochenende endlich mal die Tour in Angriff genommen habe.




Kurz mal im Internet gesucht und schnell eine Strecke gefunden. An die habe ich mich dann auch zu 90 % gehalten, aber dazu später mehr.




Die Wettervorhersage sagte Gewitter voraus, dies schon ab morgens, aber ich entschied trotzdem mein Glück zu versuchen. Da aber den ganzen Tag Südwind angesagt war, entschied ich mich das ganze als Bremen - Hamburg zu fahren, also erstmal mit dem Metronom bis Bremen zu fahren.


Das Unternehmen Metronom zeichnet sich durch dumme und gute Ideen aus. Über den Umgang mit Fußballfans könnte man hier einen eigenen Blogbeitrag machen, aber darum soll es nicht gehen. Da haben sie sehr dumme Ideen. Bei dem Transport von Fahrrädern haben sie hingegen gute Ideen und haben einen eigenen Fahrradwagen eingerichtet, der Platz für sehr viele Räder bietet. Was er leider nicht bietet ist ein Sitzplatz für die Radler, dass man gleichzeitig sein Rad auch sehen kann. Das ist bei dem Transport eines Rennrades immer etwas nachteilig.

Bequem fährt das Rad nach Bremen



Da mir ein Radwanderer Löcher in den Bauch fragte, vergingen die 90 Minuten bis Bremen wie im Fluge.


Der große Vorteil der oben verlinkten Track ist, dass sie von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof führt. Und so war ich direkt nach dem Hauptbahnhof auf der Spur. Samstag morgens ist auch in Bremen am Hauptbahnhof eher geringer Verkehr, so dass ich ganz entspannt auf der Straße rollen konnte und mit Rückenwind ein gutes Tempo machte.

Bremen Hauptbahnhof, nun geht die wilde Hatz los



Die Straße verlies man dann aber schnell und bereits nach 5 Kilometern schlug man sich bei der Bremer Universität "ins Gebüsch". Man folgt nun den nächsten Kilometern einem glatt asphaltierten Weg, der auf einem Binnendeich angelegt ist. Da ist schnelles und entspanntes Radeln garantiert. Noch kurz die A 27 überquert und dann ist man in der freien Natur.

Auf dem Deich



Sehr bemerkenswert ist, dass bereits hier Hamburg als Radziel ausgeschildert ist. Es gibt einen offiziellen Fernradwanderweg Hamburg - Bremen und der ist nahezu durchgängig gut beschildert. Wenn man bedenkt, wie schwer sich Schleswig Holstein damit tut große Städte als Radziele auszuschildern, dann ist das wirklich lobenswert. In Schleswig Holstein sieht man am Horizont schon die Lübecker Türme, findet aber trotzdem keinen Wegweiser nach "Lübeck".

Selfie nach gut 15 Kilometern



Viel Mensch trifft man nun nicht mehr. Einige Radler, einige Angler, ein paar Hundebesitzer und ein paar Jogger.


Die Sonne brannte, es war warm und ich stellte schnell meinen Fehler fest. Hatte ich doch die Sonnencreme vergessen. Der Gedanke sich irgendwo welche zu kaufen, fiel schon aufgrund passender Geschäfte ins Wasser. Aber man muss auch mal Glück haben und so traf ich nach 12 Kilometern eine dreiköpfige Familie, die a. Sonnencreme dabei hatte und b. dankenswerterweise mir auch noch welche abgab.


Kurz zuvor die erste Schrecksekunde des Tages. Wenn man mit so einem Rennrad unterwegs ist, dann vermeidet man ja gerne Schlaglöcher und zu unebene Straßen. Denn zuviel können Schläuche und Mäntel nun nicht ab. Auf diesem sonst wirklich schön zu fahrenden Stück sind aber Holzbrücken vorhanden, die in einem eher bedauerlichen Zustand sind. Auf die erste Brücke knallte ich mit gut 30 Stundenkilometer, weil ich es einfach zu spät gesehen hatte. Das Rad tanzte und mein Garmin löste sich aus der Halterung und ging auch erstmal auf dem Asphalt tanzen. Zum Glück sind die Teile anscheinend äußerst robust gebaut, denn ohne wirkliche Schäden konnte ich es aufheben und weiter fahren.


Sonst waren die ersten 20 Kilometer bis Fischerhude ein Radhochgenuß. Trotz Fotos machen und einem wirklich gedrosseltem Tempo hatte ich nach 1 Stunde gut 25 Kilometer abgerissen.


Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, denn ab nun nutzt der Radfernwanderweg auch Strecken, die für ein Rennrad absolut ungeeignet sind, aber auch mit einem Touringrad äußerst schwierig zu befahren wären. Schade eigentlich, denn sonst wäre das eine absolute Traumstrecke.


Teilweise unbefestigte Straßen mit ganz vielen Steinen drauf, teilweise - und das ist schlimmer - so sandiger Boden, dass die Reifen durchdrehten und man wirklich Probleme hatte, auf diesen Wegen zu fahren.
Radweg? Sandkiste!


Zum Glück fahre ich relativ robuste Continental Mäntel, sonst hätte ich wohl im Nichts eine Panne gehabt.

Denn nun trifft man nur noch sehr selten einen Menschen. Es gab echt Abschnitte, da sah ich gut 20 Minuten niemanden.

Nach gut 50 Kilometern gingen meine Wasservorräte doch etwas schnell zur Neige und so ein kleines Frühstück kam mir auch in den Sinn. In einem für das Schützenfest geschmücktem Dorf (Name habe ich ehrlich gesagt nicht mir gemerkt) fand sich ein Bäcker, wo man sein Rad so hinstellen konnte, dass es direkt neben dem eigenen Sitzplatz stand.


Nach dieser Pause ging es gut gestärkt weiter. Schöne ruhige Straßen wechselten sich immer wieder mit unbefestigten nervigen Wegen ab. Darunter litt natürlich auch ein bisschen das Tempo, aber am Ende sollte ein 22,6 Kilometer Schnitt auf der Uhr stehen.


Am besten das Stück, wo auf historisches Kopfsteinpflaster hingewiesen wurde. Vergesst Paris-Roubaix, fahrt Bremen - Hamburg. Nun wären 900 Meter Kopfsteinpflaster ja eher so eine Spaßerfahrung, wenn danach nicht der nächste extrem sandige Abschnitt gewartet hätte. Es nützte nix, ich musste ein Stück schieben.

Kopfsteinpflaster Hinweis



Zum Glück hielten sowohl Material, als auch Wetter. Nur leider sind meine Radschuhe nicht wirklich bequem und so musste ich doch mal kurze Pausen machen, um meinen Füssen ein bisschen Luft zu geben. Hier muss ich wohl mal in Material investieren.


Man fährt ein ganzes Stück auch in Sicht- und Hörweite der A 1. Ist schon lustig, man trifft keine Menschenseele, ist irgendwo im Nichts und hört doch die Zivilisation deutlich rauschen. Mit Hilfe meines Garmin begann ich ab Kilometer 65 auch mal Sandabschnitte zu umfahren. Kurz die Karte groß gezogen und dann auf der Straße weiter gefahren. Funktionierte sehr gut und ich bin zum Glück nicht vom Weg abgekommen.

Ist schon schön so in Norddeutschland



In Hollenstedt war dann noch mal eine längere Pause angesagt. So langsam nahm der Wind zu und auch die Bewölkung, so dass klar war, dass irgendwann das Gewitter kommen würde. Da man hier aber schon relativ nah an Bahnstationen ist, war mir klar, dass ich nun schon gut nach Hause kommen würde.



Selfie nach 100 KM







Gut 90 Kilometer waren abgespult und nun kam doch eine neue Herausforderung auf mich zu. Sandwege waren nun Geschichte, aber die Harburger Berge heißen schon nicht zu Unrecht Berge. So waren doch ein paar Anstiege zu meistern. Gerade die Rosengartenstraße bis Sieversen ist mir in Erinnerung geblieben. Ein ständiger Anstieg, der noch mal alle Reserven verlangte.

Übertritt der Stadtgrenze
Innerhalb der Harburger Berge wurden dann auch die 100 KM überfahren. Von hinten näherte sich nun ein Gewitter, aber noch war Abstand vorhanden und so ging es über die Hamburger Stadtgrenze.

Was man in den Harburger Bergen hoch gefahren war, rollte man nun wieder runter und so ging es die Eißendorfer Straße rasant in Richtung Harburg City.

Diese zu durchfahren ist immer wieder ein eigenes Abenteuer. Und ich verpasste eine Unterführung, so dass ich ein paar Kringel machte. Nun in bester Einkaufszeit war an Tempo oder so nicht mehr zu denken. Häufig genug zeigte der Tacho nur noch 10 km/h an. Aber es gilt nun mal Safty first!

Irgendwann hatte ich mich dann aber durch Harburg geschlängelt und stand an der Alten Harburger Brücke. Das Gewitter nun direkt im Nacken. Es begann eine Art Wettrennen. Welches ich aber nicht gewinnen konnte, so dass ich mich ein bisschen unterstellte, den Starkregen passieren lies und dann bei normalem Regen die nächste Bahnstation anpeilte.

In Wilhelmsburg war Musikfestival, so dass an jeder Ecke Musik zu einem drang und Menschen von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort wanderten. Schon eine schöne Stimmung in einem aufstrebenden Hamburger Stadtteil.

Am Ende standen dann 130,9 KM auf meinem Tacho mit einem Durchschnitt von 22,6. Das ist doch ganz ordentlich, wenn man bedenkt, dass auf vielen Abschnitten bedingt durch den Belag ein Tempo fahren nicht möglich war.

Insgesamt hat es richtig Spaß gemacht. Kann ich jedem nur empfehlen. Ich werde die Tour garantiert noch mal machen und dabei versuchen die ganzen Sandwege zu umgehen.















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